Räuber und Richter

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Autor: Karl Immermann
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Titel: Räuber und Richter
Untertitel:
aus: Fliegende Blätter, Band 1, Nr. 12, S. 93
Herausgeber: Kaspar Braun, Friedrich Schneider
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1845
Verlag: Braun & Schneider
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Erscheinungsort: München
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Quelle: MDZ München, Commons
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Räuber und Richter




Hoch oben im steilen, im luftigen Thurm,
Da spricht zu den Wolken, da spricht zu dem Sturm
Der Räuber, des Räubers Enkel und Sohn,
Er reißt an der Kette und lachet voll Hohn,

5
Und feilet.


Tief unten in düsterer Stube, da schreibt
Der Richter dem Räuber das Urtheil, und bleibt
Noch immer in Zweifel, ob jetzo das Werk
Auch habe die rechte und rechtliche Stärk’?

10
Er feilet.


„Ihr Raben, was krächzt ihr und jubelt so laut?
Für diesmal verspeist ihr noch nicht meine Haut!
Bald wehen die Lüfte des Himmels mich an,
Bald brechen die Stäbe, dann ist es gethan.

15
Ich feile!“


„Erstaunen soll Alles, ob meinem Geschick!
Nach Carpzow brech’ ich dem Schuft das Genick.
Nach Quistorp und Kech soll gerädert er sein.
Die Kosten, die trägt er nach Böhmer und Klein.

20
Ich feile!“


Und als nun der Richter das Urtheil gemacht,
Da hat auch der Räuber die Sache vollbracht.
Das Urtheil ist fertig, der Räuber ist weg,
So kamen der Räuber und Richter zum Zweck.

25
Mit Feilen.