RE:Διὸς ἄνθος

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Nelkenart
Band V,1 (1903) S. 10821083
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Διὸς ἄνθος, (Iovis flos bei Plinius) scheint irgend eine oder mehrere griechische Nelkenarten bezeichnet zu haben. Freilich sind die Angaben über diese Pflanze sehr spärlich, und bei den Römern scheint die Nelke überhaupt keine Beachtung gefunden zu haben. Theophrast sagt, dass das Δ. ἄ. zu den wenigen für die Verwendung zu Kränzen cultivierten Stauden gehöre (h. pl. VI 1, 1. 6, 1, vgl. 2), welche alle holzig seien (ebd. VI 1, 1), sowohl sie selbst als ihre Wurzel (ebd. 6, 11), und im Gegensatz zu den Bäumen und Sträuchern kleine Blätter haben (ebd. 1, 1); die Blüte sei geruchlos (ebd. 6, 2. Plin. XXI 59) und erscheine im Sommer (ebd. 8, 3 und bei Athen. XV 680 e; ebenso Plin. XXI 67), d. h. in der Zeit von Mitte Mai bis Mitte September; es werde aus Samen gezogen (ebd. 6, 11). Auch Nikandros (bei Athen. XV 684 b) führt das Δ. ἄ. unter den [1083] im Garten zu ziehenden Kranzblumen auf und nennt es wohlgestaltet oder schön, εὐειδές (wofür man früher εὐῶδες las). Man will dabei besonders an Dianthus arboreus L., einen auf Kreta, Naxos und in Messenien einheimischen Strauch denken, welcher bis 3 Fuss hoch wird und im Juni blüht. K. Sprengel (Erläuterungen zu Theophrasts Naturgesch., 1822, 237) neigt zu dieser Annahme, weil diese Art und Dianthus fruticosus L. auf Kreta und den griechischen Inseln noch sehr zu Kränzen beliebt seien. So würde sich wohl auch der griechische Name am besten erklären, weil Kreta im Zeusmythos eine hervorragende Rolle spielt. Doch soll Dianthus arboreus L. von angenehmem Geruche sein (F. Kirchhof Conversationslex. d. gesamten Land- und Hauswirtschaft, Glogau 1840, VI 563). C. Fraas (Synopsis plant. flor. class.² 108) hielt es für möglich, dass die Alten unter Δ. ἄ. noch mehrere Dianthusarten verstanden hätten, unter denen insbesondere Dianthus serratifolius Sibth., pubescens Sibth. und biflorus Bory et Chamb. häufig seien (vgl. E. Boissier Flora orient. 1867, I 482f.; Suppl. 1888, 76f). Leider aber werden die aromatischen Eigenschaften dieser Pflanzen nicht angegeben. Die Bergnelke, Dianthus silvaticus Wulfen = Dianthus caryophyllus v. inodorus L., von welcher die Geruchlosigkeit bekannt ist, findet sich in Epirus (E. v. Halácsy Bot. Ergebnisse einer Forschungsreise in Griechenl. 1894, I 15): und Thessalonien (ebd. III 9). Wenn von Lexikographen behauptet wird, dass in der Schule des Theophrast das Δ. ἄ. für eine stachelige Pflanze und nicht für ein Küchenkraut gegolten habe (Hes., vgl. Suid.), so ist das offenbar, sofern es die stachelige Eigenschaft betrifft, ein Irrtum, welcher wohl auf eine Verschreibung des ἀνθῶδες (h. pl. VI 6, 11) in ἀκανθῶδες zurückzuführen ist.

[Olck. ]