RE:Ἀργεμώνη

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Botanischer Begriff
Band II,1 (1895) S. 704705
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Ἀργεμώνη, ein in mehrfacher Bedeutung vorkommender botanischer Begriff. Dioskorides (II 208) unterscheidet zwei Arten: die erste ist wahrscheinlich als Ackermohn, Papaver argemone L. (vgl. Leunis Synops. II. Teil³ II § 583, 1) zu deuten; hinsichtlich der zweiten ist ein festes Ergebnis nicht zu gewinnen, da die gegebene Beschreibung zu undeutlich ist; Murr (Die Pflanzenw. i. d. gr. Myth. 265) möchte den Herbst-Adonis (Adonis autumnalis L.), Billerbeck (Fl. cl. 143) den Sommeradonis (Ad. aestivalis L., neugr. ἀγριοπαπαροῦνα) hierher ziehen. Noch vielseitiger ist der Gebrauch des Wortes einschliesslich wurzelgleicher Bildungen bei Plinius. Nach n. h. XXIV 176 bezeichnete argemon (so!) eine Pflanze, die rein lateinisch lappa canaria hiess: sie sollte von Minerva (Athene?) als Heilmittel für Schweine bestimmt worden sein. Die Wurzel dieser Pflanze wird als wohlriechend (weihrauchartig duftend) beschrieben, während die Früchte leicht (nach Art der Kletten) an Kleidern hängen bleiben. Hier haben wir mit weit mehr Wahrscheinlichkeit an das in Griechenland freilich seltene Benediktenkraut (Nelkenwurz), Geum urbanum L. – übrigens auch geum bei Plin. n. h. XXVI 37 – zu denken (vgl. Murr a. O. 234), welches aber in Italien allenthalben heimisch war, als mit Dierbach (Fl. myth. 208) an den officinellen Odermennig, Agrimonia Eupatoria L. Aus Plinius n. h. XXVI 92 geht hervor, dass auch die inguinalis herba, das Schamkraut, ἀ. genannt wurde, während XXI 165 gesagt wird, dass manche irrtümlich unter ἀ. eine Anemonenart (die Waldanemone) verstünden. Sodann kennt Plinius (n. h. XXV 102) auch noch mehrere Arten von argemonia (so!), die vielfache medicinische Verwendung fanden, vgl. XXVI 23. 76. 101. 112. 127. 130. 146. 150. Cels. V 27, 10. Der Name ἀ. soll mit ἄργεμα oder ἄργεμον (= der weisse Fleck) zusammenhängen, womit man einen Schaden auf der Iris des Auges bezeichnete, gegen welches Übel die Alten mehrere dem Mohne ähnliche Pflanzen arzneilich gebrauchten; vgl. Diosc. a. O. Nichts zu thun mit den botanischen Vorstellungen der Alten hat die von Linné vorgenommene Verwendung des Wortes zur Bezeichnung [705] des (nur in Westindien und Mexiko einheimischen) Stachelmohns oder der Teufelsfeige, Argemone Mexicana L.