Ῥασέννας. Dionysius ant. I 30 berichtet von den Etruskern αὐτοὶ μέντοι σφᾶς αὐτοὺς ἐπὶ τῶν ἡγεμόνων τινὸς Ῥασέννα τὸν αὐτὸν ἐκείνῳ τρόπον ὀνομάζουσι. *Ῥασένα wäre gleich altlat. *Rásěna (wie Porsěna), das klass.-lat. *Rasǐna (Porsǐna), gräzisiert *Ῥασίνας (Πορσίνας) oder mit der bekannten, seit Ennius auch graphisch dargestellten Konsonantengemination der Personennamen *Rasenna = Ῥασέννας, gräzisiert *Ῥασίννας (Καπίννα CIE II 2. 1 p. 3) lauten müßte (zu Porsěna, Porsina, Porsenna vgl. W. Schulze ZGLE 90, 4); *Rasěna, *Rasǐna und *Rasenna werden mit latinisierter Endung zu Rasenius, Rasinius (das scheinbar genau entsprechende etruskische rasini N. d. scav. 1887, 346 hat sich durch Danielssons Lesung des Schlusses der Orvietaner Grabinschrift CIE 4924 avele pelearas mi als Irrtum herausgestellt), Rasennius oder mit wirklich lateinischer Endung zu Rasius und sind in diesen Formen als Gentilnamen mehrfach belegt, Beispiele bei W. Schulze a. a. O. 91f. Allen diesen Namensformen liegt ein etruskisches rasna zugrunde, das mit verschiedenen Kasussuffixen und Suffixvariationen aus folgenden Texten bekannt ist: rasna hilar Agr. Leinwandr. XI γ 5; tular | raśnal, [t]ular | [ra]śnal auf einem Sandstein aus Cortona CIE 439; tesne raśne cei und zweimal tesnś teiś raśneś auf dem Cippus Perusinus CIE 4538 A 21. 4/5. 22; meχl:rasnal auf einer Wandinschrift der Tomba dell’ Orco bei Corneto-Tarquinia, Fabretti I 399, [meχl] rasnas auf einer Sarkophaginschrift aus Corneto-Tarquinia, Fabretti 2335 b, meχl-um • rasneas auf einer Wandinschrift des Golinigrabes bei Orvieto CIE 5093. ras-na ist, grammatisch betrachtet, eine der vielen etruskischen Adjektivbildungen auf -na, die, wie ihre lateinischen Entsprechungen auf -ius, vor allem als Gentilnamen fungieren. Von den aufgezählten rasna-Stellen können wir keine mit voller Sicherheit übersetzen: nur das eine läßt sich bestimmt sagen, daß hier nirgends der Gentilname in Betracht kommt, aber überall die adjektivische Bedeutung ,etruskisch` möglich ist, vgl. Pauli Altital. Stud. III 58ff.; Altital. Forsch. II 2, 173ff. (mit früherer Literatur). Torp Etr. Beitr. I 95f. II 96f. Andrerseits wird die Gentilnamenfunktion des Wortes durch seine lateinischen Entsprechungen sichergestellt. Auch sonst scheinen Beziehungen zwischen Volks- und Personen- oder Gentilnamen zu bestehen: über etru: Etrusci, umbrisch Tursko, vorgriechisch Τυρσηνοί s. Kretschmer bei Gercke-Norden Einleitung in d. Altertumsw. I 177, über reiϑvi, retui: Raeti vgl. Herbig zu CIE 8567. Wie der Gentilname reiϑ-vi, Ret-onia und der Volksname Rae-tus auf den Individualnamen eines Ahnherrn oder Heros Raetus zurückweisen, wird auch der Adjektivbildung rasna, Rasena, die eine Gens oder eine Natio bezeichnen kann, ein Individualname *rase, *Rasus zugrunde liegen (ganz ähnlich W. Schulze ZGLE 91). Diese Individualnamen *Rasus und Raetus, denen die abgeleiteten ethnographischen Namen Rásener und Raeter entsprechen, haben sprachlich natürlich nichts miteinander zu tun, s. schon Deecke bei Müller-Deecke Etrusker I 65, 1. Aber auch alle andern Versuche, den Namen rasna etymologisch zu erklären (Lepsius Ü. d. Tyrrhen. Pelasger , Lpz. 1842, 23ff. Deecke Etr. Forsch. u. Stud. VI 40. Pauli [254] Altital. Stud. II 60. Lattes Saggi e appunti 29, Correzioni 219), sind heute nicht nur aus einem Grunde unhaltbar.