Ἀνδριάς,[1] Standbild, meist in prägnanter Verwendung: Standbild eines Menschen, im Gegensatz zu ἄγαλμα (s. d.); vgl. Paus. I 18, 3. Bekker Anecd. gr. I 335 (wo dem ἀνδριαντοποιός der ἀγαλματοποιός, der Bildner von Götterstatuen, entgegengesetzt wird); nur ausnahmsweise wird ἀ. auch von Götterbildern gebraucht, so auf der Basis des Apolloncolosses der Naxier zu Delos, IGA 409 (Kirchhoff Alphab.⁴ 86). Polyb. IV 78. Strab. VIII 378. Aelian. v. h. XIV 6. Der Perieget Pausanias bezeichnet mit ἀ. nur Statuen von Menschen, von Heroen (Paus. I 5, 1. II 17, 3. V 25, 7), vom Demos (Paus. III 11, 10). Auch Frauenstatuen werden ἀ. genannt, Athen. X 425 F. XIII 591 B. Paus. II 17, 3. X 19, 2, ebenso steht ἀ. von Statuen schlechtweg Polyb. V 9, 3 (dagegen XXII 13: τὰ δὲ ἀγάλματα καὶ τοὺς ἀνδριάντας καὶ τὰς γραφὰς ἀπήγαγεν). Umstritten ist die Interpretation von Plato Rep. IV 420 C: ἀνδριάντας γράφειν, ‚Menschenbilder malen‘. Da im Gegensatz zu den häufig aus Holz, Marmor, Goldelfenbein verfertigten Kultbildern der Götter die Votivfiguren und Portraitstatuen in ihrer überwiegenden Menge aus Erz verfertigt zu werden pflegten, so verbindet sich mit dem Worte ἀ. in der Regel der Gedanke an ein Bronzewerk. Zwar werden nicht nur in der archaischen Inschrift IGA 409, sondern noch späterhin (Paus. VIII 40, 1. X 36, 4. Plut, Lysand. 1) auch Marmorwerke als ἀ. bezeichnet; aber wo von ἀ. schlechtweg die Rede ist, da denkt man schon im 4. Jhdt. so vorwiegend an Erzstatuen, dass Aristoteles Eth. Nicom. p. 1041 a 11 Φειδίαν λιθουργὸν und Πολύκλειτον ἀνδριαντοποιὸν als Gegensätze einander gegenüberstellt; vgl. Aristot. Metaph. p. 1013 b 7; Polit. p. 1256 a 15. So steht auch im Sprachgebrauch der jüngeren Inschriften ἀ. durchweg im Sinne von Bronzestatue, wie ἄγαλμα ohne weiteren Zusatz manchmal für Marmorstandbild (Fränkel 33). Fränkel De verbis potioribus, quibus opera statuaria Graeci notabant, Leipzig 1873. Blümner Technologie II 181f.