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RE:Ἀνθιππασία

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Manöver der athenischen Reiterei
Band I,2 (1894) S. 2378 (IA)–2379 (IA)
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Ἀνθιππασία, ein Manoeuvre der athenischen Reiterei, das Xenophon hipparch. III 11f. eingehend beschreibt, vgl. I 20. V 4. Die zehn Schwadronen stellten sich in zwei Abteilungen (von je 5 Phylen), die unter dem Befehl der beiden Hipparchen standen, auf und ritten im Scheinangriff gegen einander los; sobald sie sich gekreuzt hatten, formierten sie sich auf der anderen Seite zu einem neuen Angriff mit veränderter Frontstellung; hierauf wurde dieses Manoeuvre noch ein drittesmal in rascherem Tempo wiederholt. Xenophon, der einige Ratschläge darüber giebt, wie man die ἀ. effectvoller gestalten könnte, führt die ἀ. unter den Paradeübungen des Rittercorps auf, die im Hippodrom vor der Bule stattfanden. Von einem agonistischen Betrieb der ἀ. weiss er noch nichts. Vgl. Martin Les cavaliers athéniens 263. Doch wird von den Grammatikern (Hesych. Suid. Bekker Anecd. I 404, 2) die ἀ. ausdrücklich als ἱππικὸς ἀγών, ἵππων ἅμιλλα bezeichnet, und dieses Zeugnis ist neuerdinge durch zwei Inschriften bestätigt worden. Auf der rechten Kurzseite der Dreifussbasis des Agonotheten Glaukon, Sohnes des Eteokles, aus dem Archontenjahr des Nikias (des Otryneers, wahrscheinlich Ol. 124, 3 = 282/1 v. Chr.), steht innerhalb dreier Kränze die Inschrift ἀν[θι]ππασάᾳ Ὀλ[υμ]πιε[ῖα] ὁ δ[ῆμος] φυ[λαρχή]σ[αντα] ἀνθιππασ[ίᾳ] Παναθήν[αια] τὰ μεγάλα, CIA II 1291, vgl. U. Koehler Athen. Mitt. IX 50. Deutlicher noch bezeugt den Agon eine 1891 in Athen gefundene Votivbasis (32½ cm hoch; 76×74 Fläche), deren Vorderseite ausser der Künstlersignatur des Bryaxis (s. d.) die Aufschrift trägt: Φυλαρχοῦντες ἐνίκων ἀνθιππασῖᾳ | Δημαίνετος Δημέο [2379] Παιανιεύς | Δημέας Δημαινέτο Παιανιεύς | Δημοσθένης Δημαινέτο Παιανιεύς; auf jeder der drei anderen Seiten ist in Relief ein bärtiger Reiter in Chlamys dargestellt, der auf einen grossen Dreifuss (Symbol des Sieges oder Bezeichnung des Schauplatzes des Wettkampfes) zureitet. Bull. hell. XVI 550f. u. Τ. 3. 7. Die Basis, die etwa der Mitte des 4. Jhdts. angehört, trug offenbar ein privates Weihgeschenk (ein Gefäss oder eine Säule mit einem Votivgegenstand, etwa einer Reiterstatuette darauf), welches dem Andenken der drei von den drei genannten Männern (d. h. wohl von dem Vater und seinen beiden Söhnen) einzeln errungenen Siege dienen sollte und von dem letzten der drei Sieger (wohl dem jüngeren Sohne) errichtet worden war; vgl. Bull. hell. XV 1891, 369f. Δελτ. ἀρχ. 1891, 34f. 55f. (Lolling). Die Inschrift nennt das Fest nicht, an dem jene Agone der ἀ. stattgefunden hatten; man wird wohl an die Panathenaeen zu denken haben, an deren glänzende Reiteragone und Pompe sich ein solcher Wettkampf zuerst (aber erst nach der Zeit Xenophons, s. o.) angeschlossen haben wird. Anfang des 3. Jhdts. wurde er auf die Olympieen (s. d.) übertragen, vgl. CIA II 1291 (s. ο.). Der Charakter der beiden Inschriftbasen lässt erschliessen, dass dem Phylarchen, dessen Abteilung die Übung am besten vollführt zu haben schien, nicht irgendwelche bestimmte Preise von besonders hiefür eingesetzten Richtern oder Agonotheten, sondern nur durch die Volksversammlung ein Kranz zuerkannt zu werden pflegte, wobei es dem also Geehrten überlassen blieb, diesen ‚Sieg‘ durch ein privates Weihgeschenk zu verewigen. Daher wird auch weder CIA II 965 noch in den späteren Listen panathenaeischer Sieger CIA II 966–69 die ἀ. unter den ἀγῶνες ἱππικοί aufgeführt, vgl. Martin Les cavaliers athéniens 196f. 263. Wie lange die ἀ. sich in Athen forterhalten hat, ist nicht bekannt; ob der Agon an den Theseen, von dessen Agonotheten CIA II 444 Z. 12 (um die Mitte des 2. Jhdts. v. Chr.) berichtet wird: παρεσκεύασεν ταῖς φυλαῖς ταῖς νικώσαις ἆθλα τῶν ἱππέων … καὶ ταῦτα ἀνέθηκεν ein Agon der ἀ. war (Lolling Δελτ. ἀρχ. 1891, 57), lässt sich nicht entscheiden. Gewiss aber bezieht sich auf einen ähnlichen Wettkampf der boiotischen Reitercorps die Inschrift von Lebadeia aus dem Ende des 3. Jhdts. v. Chr. (Collitz Dialectinschriften I 414. IGS I 308f.): Τοὶ ἱππότη Λεβαδειήων ἀνέθιαν Τρεφωνίοι νικάσαντες ἱππασίη Παμβοιώτια (s. d.), ἱππαρχίοντος Δεξίππω Σαυκρατείω ϝιλαρχιόντων Μύτωνος Θρασωνίω, Ἐπιτίμω Σαυκρατείω.

[Reisch. ]