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RE:Clibanarii 2

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Panzerreiter
Band IV,1 (1900) S. 22
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2) Militärisch die Panzerreiter. Das Wort in dieser Bedeutung stammt nicht aus dem Griechischen oder Lateinischen, wie Salmasius (Not. in Ael. Lampridium p. 234f.) meint, sondern nach dem Zeugnisse des Kaisers Alexander Severus (Hist. Aug. 56, 5) catafractarios quos illi (Persae) c. vocant (vgl. auch Ammian. Marc. XVI 10, 8) aus dem Persischen (Burton Λείψανα vet. ling. Pers. 30f. Du Cange Glossar. II 396), und wie die Perser verwendeten auch Armenier und Parther C. im Kampfe (Eutrop. VI 9, 1. Rufus brev. 15). Bei den Römern kam die Bezeichnung C., die von clibanus, d. i. Panzer, abgeleitet wurde (vgl. Anonym. de re bellica. Leo tact. VI 4. Lydus de mag. I 46) erst auf, als man C. nach persischem Muster formierte. Wahrscheinlich geschah dies durch Alexander Severus, der die Seinen mit den Rüstungen der getöteten C. versah (Hist. Aug. 56, 5) und überhaupt fremde Krieger in römische Dienste nahm (Herodian. VI 7, 8). Seitdem hiessen insbesondere die fremden Panzerreiter C., während die heimischen als catafracti bezeichnet wurden. Neu organisiert, nicht geschaffen (trotz Iulian. orat. I p. 37. II p. 57) hat die C. (Ammian. Marc. XVI 12, 22: clibanarius noster) Constantius, bei dessen Einzug in Rom im J. 356 ihr Anblick – Ross und Reiter in Eisen gehüllt – Aufsehen erregte (Ammian. Marc. XVI 10, 8). Sehr häufig werden in der Notitia Dignitatum ausser den catafracti C. erwähnt (Böcking Not. dign. I 186, 9). Meist sind es Reiterscharen aus Asien: (or. VI 32) persische, (or. V 40. VI 40. VII 31. 32) parthische und (or. VII 34) palmyrenische. Gewiss gehören hierher auch die comites c. (or. V 29), die analog den comites sagittarii bei Ammian. Marc. XVIII 9, 4 eine fremde Truppe sein dürften. Africanische C. begegnen occ. VI 67 und VII 185, und über C. der Alpenvölker siegte Constantin (Nazar. paneg. Const. Aug. 22, 4). Auf Inschriften kommen C. nicht vor. Die Hauptwaffe der C. war die Lanze (Ammian. Marc. XVI 12, 22), doch kämpften sie auch mit dem Bogen (Not. dign. occ. VI 67). Gegen Elefanten schwangen sie vom Streitwagen aus ihre Sarissen (Veget. III 24). Gepanzert und mit Schilden bewehrt (scutarii) erscheinen sie Cod. Theod. XIV 17, 9 und Not. dign. or. XI 8, wo Seeck (Not. dign. p. 32 Anm. 1) unrichtig scutarii in sagittarii ändern will. Zur Anfertigung der Panzer gab es besondere Fabriken: in Antiochia (Not. dign. or. XI 22), Caesarea Cappadociae (or. XI 26), Nicomedia (or. XI 28) und Augustodunum (occ. IX 33).

Litteratur. Jacob Becker Die Panzerreiterei in den Heeren der röm. Kaiserzeit, Neujahrsblatt 1868 des Vereins f. Gesch. u. Altertumskunde zu Frankfurt a. M. 20–34.