14) Eustathios von Epiphaneia in Syrien, Geschichtschreiber, starb im J. 503, nachdem er noch das zwölfte Jahr des Anastasius (502) und die in den Anfang des folgenden fallende Einnahme von Amida durch Cabades geschildert hatte (Euagr. III 37 = frg. 6, FHG IV 142. Malal. 399, 3 = frg. 7). Er wird außer von Suidas s. v., von Malalas a. a. O. und im Prolog des slavischen Malalas (Haupt Herm. XV 1880, 235) einzig von Euagrios, und zwar achtmal genannt. Nach Euagr. V 24 war das Geschichtswerk des E. ἐν δύο τεύχεσι geteilt, von denen der erste bis zur Zerstörung von Troia, der zweite bis zum zwölften Jahr des Anastasius reichte. Da andrerseits Suidas von zwölf Büchern einer χρονικὴ ἐπιτομή spricht, die mit Aeneas begonnen hätte, so hat man unter den τοίχη des Euagrios Hauptteile zu verstehen und Suidas neun Bücher als den zweiten Band zu betrachten. Ob E. neben diesem großen Werke die Einnahme von Amida in einer Spezialschrift geschildert hat, wofür Euagr. I 19 = frg. 1, FHG IV 189 spricht, oder ob mit diesem Ereignis, das allerdings nicht mehr
[1451]
ins J. 502 fällt, das große Werk abbrach, bleibt zweifelhaft. Als Quellenschriftsteller des E. nennt Euagrios V 24 eine große Anzahl von Namen von Charax an, dem die Sagengeschichte vermutlich ganz entnommen war, bis auf Zosimus und Priscus.
Für die Frage, wie weit uns E. indirekt noch vorliegt, ist natürlich von Euagrios und Malalas auszugehen. Auf diesem Weg hat Jeep (Rh. Mus. XXXVII 1882, 425; Jahrb. f. Philol. Suppl. XIV 1885, 159–178), indem er aus der Übereinstimmung beider auf E. als gemeinschaftliche Quelle schloß, unserem Historiker inhaltlich folgende Kapitel des Euagrios zugewiesen: II 1. 5. 7. 12–14. 15. 16. III 1–3. 24–27. 29. 35–37. Aber diese anscheinend so zwingende Beweisführung hat einen nicht unerheblichen Stoß erlitten, seitdem die Benutzung des Malalas durch Euagrios als gesichert betrachtet werden darf (Patzig Unerkannt und unbekannt gebliebene Malalasfrg., Progr. d. Thomasschule, Leipzig 1891). Läßt sich doch nun jedesmal – und doppelt dringend bei dem Zustand unseres Malalastextes – die Frage aufwerfen, oh nicht vielmehr Euagrios aus Malalas, als beide aus gemeinschaftlicher Quelle geschöpft haben, eine Frage, die z. B. für eine der Hauptbeweisstellen Jeeps E. W. Brooks (Engl. Hist. Review VII 1892, 291) im umgekehrten Sinne beantwortet. Unter diesen Umständen wird man gut tun, bei dem allgemeinen Satze zunächst stehen zu bleiben, daß die Hauptmasse der profangeschichtlichen Notizen des Euagrios in Buch II und III direkt oder indirekt auf E. zurückgeht. Die Benutzung des E. bei der Erzählung von der Belagerung Amidas in der syrischen Kirchengeschichte des Zacharias von Mytilene (herausgeg. von Land Anecd. Syr. III 1870; ins Lateinische übersetzt bei Mai Script. Vet. Collect. X 366, 1838) behauptet Bury (A History of the later Roman Empire I 308 Anm. 1). Fragmente bei Müller FHG IV 138–142. Dindorf Histor. Gr. min. I 353–363.