RE:Exceptor

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Schreiber, der Protokolle führt
Band VI,2 (1909) S. 15651566
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Exceptor, ein Schreiber, der Gesagtes schnell nachschreibt und zu Protokoll nimmt. Dergleichen Protokollanten, die Digest. XIX 2, 19, 9 zufolge sich vermieteten, waren in den verschiedensten Stellungen tätig. Die exceptores iudicis (Augustin. epist. 141, 2. 9) führten die Gerichtsakten, der Orelli 2831 erwähnte e. senatus zeichnete die Senatsverhandlungen auf, der e. publicus in den Municipien (Cod. Theod. XII 1, 151) faßte die acta municipalia ab. Ein kaiserlicher E. war der Freigelassene L. Aurelius Marcianus CIL IX 5828. Exceptores gehörten ferner zu dem Bureaupersonal der höheren Verwaltungsbeamten. So kennen wir aus CIL XI 6168 einen e. praefectorum practorio, aus CIL VI 2977 einen e. praesidis provinciae Moesiae superioris. Exceptores standen aber auch im Dienste der höheren militärischen Vorgesetzten, vgl. Cauer Ephem. epigr. IV p. 432; ihrem Range nach waren dieselben principales (Marquardt St.-V. II² 550). Bei den Vigiles hatten Praefecti sowohl (vgl. CIL VI 1056. 1058. 2406) wie Tribuni (vgl. CIL VI 1057. 1058) ihre eigenen exceptores (Kellermann Vigiles 18). CIL VIII 10723 = 17634 werden exceptores der militärischen Station Vazanis in Numidien erwähnt (Cagnat bei Daremberg-Saglio Dict. II 879; L’armée d’Afrique 134). Zwei militärische ἐκσκέπτορες Εὐγένιος und Βεικέντιος aus dem J. 295 n. Chr. lernen wir durch die Oxyrhynchospapyri I S. 89 kennen. Bei der ravennatischen Flotte befand sich CIL XI 77 zufolge auf dem Fünfruderer Victoria ein E. (Ferrero L’ordinamento delle armate romane 61). Um die Mitte des 3. Jhdts. bildeten die exceptores von Rom eine Gilde, vgl. CIL VI 1101. In der späten Kaiserzeit gab es unter den vielen officiales und apparitores der verschiedenen Hof- und Staatsbeamten auch eine große Zahl exceptores, vgl. Seeck Not. dign. 304. Von ihnen handelt Karlowa Röm. Rechtsgesch. I 886. B. Kübler Archiv f. Stenogr. LVII 1906, 180f. und Wikenhauser Korresp.-Bl. d. Stenogr.-Inst. zu Dresden LI 1906, 264. Danach verfügte jedes officium über eine mehr oder minder große Zahl von Protokollanten. Außerhalb desselben stehend, bildeten sie eine schola exceptorum mit dem e. primicerius an der Spitze, vgl. CIL X 1387. Not. dign. occ. XI 98; or. XIII 32. Lyd. de mag. III 9. Cassiod. var. XI 25. Sie trugen weder die militärischen Abzeichen noch empfingen sie [1566] Besoldung, vgl. Cod. Theod. VIII 7, 17 vom J. 385 n. Chr. Diese Vorrechte wurden später jedoch den in den Offizien der Praefecti praetorio tätigen exceptores zu teil, vgl. Cod. Iust. XII 36 (37),6. 52 (53), 3, 2 vom J. 444. Nach Lyd. de mag. III 6 verteilten sich diese letzteren[WS 1] auf 15 συναγωγαί, von denen wiederum die tüchtigsten in dem τάγμα τῶν Αὐγουσταλίων vereinigt waren. Einzelne höhere Beamte beschäftigten eine recht beträchtliche Zahl Protokollanten, so der Praefectus praetorio von Africa 534 n. Chr. sechzig besoldete exceptores; vgl. Cod. Iust. I 27, l, 28.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: letzeren