Rast in der Wüste

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Textdaten
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Autor: George Morin
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Titel: Rast in der Wüste
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 504–505, 515
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[504]

Rast in der Wüste.
Nach dem gleichnamigen Gemälde von F. Perlberg.

[515] Rast in der Wüste. (Zu dem Bilde S. 504 und 505.) Das Gemälde, welches wir heute in Holzschnittwiedergabe unseren Lesern vorlegen, ist eine Frucht der Orientstudien des Landschaftsmalers Friedrich Perlberg. Er hat außer Oberägypten und Nubien nicht nur die Sinai-Halbinsel, sondern auch Palästina durchzogen und längere Zeit in Jerusalem verweilt, ging dann nach Damaskus und unternahm den beschwerlichen Ritt nach Balbeck und Palmyra. Welch schöne Ausbeute diese Reisen für die Kunst ergaben, das bekundete die mit Skizzen und malerischen Entwürfen reich ausgestattete Mappe des heimgekehrten Künstlers, sowie eine Anzahl farbenprächtiger Oelgemälde, welche die Besucher der Ausstellungen des Münchener Kunstvereins zu sehen bekamen. Zu diesen Werken zählt in erster Linie unser Bild: „Rast in der Wüste“. Die aus einer kleinen Karawane bestehende Reisegesellschaft, welche den ganzen Tag über die Wüste durchzogen hat, ist schließlich ermattet am Fuße eines Felsengebirges angelangt und hat sich in der Nähe einer Quelle zur Rast niedergelassen. Mit großer Gewandtheit haben die Araber, welche die Gesellschaft begleiten, an einem schützenden Felsenvorsprung rasch ein buntfarbig gestreiftes Leinwandzelt aufgeschlagen, vor welchem sich, nachdem zuerst ein Feuer zum Kochen angezündet worden ist, Menschen und Kameele theils sitzend, theils stehend gruppieren.

Der vornehmere Theil der arabischen Gesellschaft hat sich im Vordergrund bei den Dromedaren niedergelassen; von letzteren trägt das eine das farbenreiche Baldachinzelt, in welchem die Frauen und Kinder des Beduinenchefs während des Zuges ihren Sitz haben. Der wachhabende Araber ist allein auf seinem Dromedar, das lange Gewehr auf den linken Schenkel gestützt, sitzen geblieben und betrachtet sich so von oben herab seine Schutzbefohlenen, während der in seinen weißen Burnus gehüllte Beduinenchef vor dem Familienbaldachin steht, mit der linken Hand sein arabisches Pferd am Zügel hält und mit der rechten die Hand seiner vor ihm sitzenden Gemahlin ergreift. Rechts im Hintergrund sehen wir noch die Nachhut in Gestalt eines in einen weißen Burnus gehüllten und bewaffneten Arabers auf einem Dromedar heranreiten.

Es ist Abend geworden und die Sonne gießt noch jene magische Lichtwärme auf die Berge dieser Wüstengegend aus, wie sie dem Orient eigenthümlich ist. Die Stimmung, die über dem ganzen Gemälde liegt, ist eine ganz wunderbare, und so oft ich in Betrachtung vor dem Originalbilde stand, schwebten mir unwillkürtich die Verse Freiligraths aus dessen Gedicht „Gesicht des Reisenden“ vor dem Gedächtniß:

„Tiefe Stille; nur zuweilen knistert das gesunk’ne Feuer,
Nur zuweilen kreischt verspätet ein vom Horst verirrter Geier.“

George Morin.