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Reinhold Esche in Limbach, Strumpfwarenfabrik

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Reinhold Esche in Limbach, Strumpfwarenfabrik
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Reinhold Esche in Limbach,
Strumpfwarenfabrik.


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Reinhold Esche in Limbach,
Strumpfwarenfabrik.

Es giebt Adelsgeschlechter der Arbeit und des Gewerbefleißes, deren Stammbäume an Alter mit manchem edlen Hause wetteifern können, und deren Glieder und Angehörige ebenso gut Ruhmvolles zu berichten wissen von den Thaten der Vorfahren als der Edelmann, der mit gerechtem Stolz auf die lange Reihe seiner Ahnen zurückblickt. Auch diese Geschlechter sind mit der Geschichte ihrer Heimat eng verknüpft, und der Segen, den ihre geräuschlose und scheinbar so bescheidene Thätigkeit verbreitete, wirkt ungeschwächt fort im Wechsel der Generationen und der Jahrhunderte.

So ist der Name Esche mit der Stadt Limbach verbunden, die als die Geburtsstätte und die Wiege der gegenwärtig zu so hoher Blüte gediehenen Strumpfwarenfabrikation in unserem Vaterlande angesehen werden muß. Bis in das siebzehnte Jahrhundert läßt sich die rege Wirksamkeit der Familie Esche zurückverfolgen.

Herr Johann Esche, geboren im Jahre 1682, war es, der die Strumpffabrikation in der Limbacher Gegend zuerst einführte; er ist der eigentliche Gründer dieser Industrie. Ihm und seinem im Jahre 1709 geborenen Bruder, Johann David Esche, ist in erster Linie das kräftige Emporblühen der Strumpfwirkerei in ihrer engeren und weiteren Heimat zu verdanken.

Die Söhne traten in die Fußtapfen der Väter; von Generation zu Generation pflanzte sich der Industriezweig fort, der stets wachsend und immer weitere Kreise ergreifend, schließlich zu einem wahren Segen für die ganze Gegend wurde.

Es war im Jahre 1777, als Herr Johann Samuel Esche in Limbach ein kaufmännisches Geschäft errichtete, in das er später seine beiden Söhne, Traugott Reinhold und Moritz Samuel, aufnahm. Wenn sich auch die beiden Brüder nach dem Tode des Vaters, im Jahre 1838, trennten und jeder unter seinem eigenen Namen weiter firmierte, so muß doch der Ursprung der heutigen Firma auf das Jahr 1777 zurückgeführt werden. Von da an verblieb das Geschäft in den Händen der Familie. Es ging auf den Sohn, Herrn Ernst Reinhold Esche, und später auf den Enkel über. Erst als im Jahre 1886 Herr Ernst Georg Reinhold Esche die Augen für immer schloß, schied in ihm der letzte Träger dieses Namens aus der Firma, die nunmehr an den derzeitigen Geschäftsteilhaber des Verstorbenen, Herrn Emil Knackfuß, überging, von welchem nun dieses altrenommierte Geschäft im Sinne seiner Vorgänger weiter geführt wird. Im Jahre 1889 endlich traten die Herren Paul Baumgarten und Hermann Theyson als Associés in die Firma ein.

Bis in die fünfziger Jahre dieses Jahrhunderts wurden die Erzeugnisse der Strumpffabrikation ausschließlich durch Hausindustrie hergestellt. Die neue Zeit jedoch mit ihren weitergehenden Anforderungen und ihren gesteigerten Bedürfnissen mußte auch in dieser Branche auf eine intensivere Ausnutzung der Arbeitskräfte bedacht sein, und wieder war es die Firma Reinhold Esche, die in dieser Beziehung den ersten Schritt that und damit eine ganz neue Aera in der Strumpfwarenindustrie einleitete. Der sich nach allen Himmelsgegenden ausdehnende und stetig wachsende Absatz ihrer Produkte veranlaßte im Jahre 1853/54 die Firma Reinhold Esche zum Bau eines ersten geschlossenen Etablissements, in welchem mechanische Stühle mit Dampfbetrieb [Ξ] aufgestellt wurden. Aber das Geschäft wuchs stetig und die Maschinentechnik vervollkommnete sich. So wurden die Räume bald zu eng, und im Jahre 1877 mußte deshalb die Fabrik bedeutend vergrößert werden, besonders um die neuesten Errungenschaften auf dem Gebiete des Maschinenwesens nutzbar zu machen.

Nicht nur in materieller, sondern auch in geistiger Weise suchte die Firma Reinhold Esche die Strumpfindustrie zu fördern und zu heben. Ihrem Einfluß und ihrem thätigen Eingreifen ist nicht zum geringsten die Gründung einer Fachschule für Wirkerei zu verdanken. Dieses im Jahre 1869 in Limbach errichtete Institut war bis vor wenigen Jahren die erste und alleinige theoretische und praktische Lehrstätte für alle verwandten Industriezweige im In- und Auslande und manche tüchtige Kraft erhielt hier ihre Ausbildung.

Die Firma Reinhold Esche strebt nicht nach dem Glanz äußerlicher Auszeichnungen, nach Prämien und Medaillen, deshalb unterließ sie es bis jetzt stets, die Ausstellungen zu beschicken; ihren größten Ruhm und ihre schönste Auszeichnung erblickt sie in dem festen und stetig wachsenden Stamme einer treuen Kundschaft, welche die Akkuratesse und die Reellität, die sich das Geschäft vom Anbeginn zum leitenden Prinzipe gemacht hat, anerkennt und zu schätzen weiß.

Dennoch konnten bei so andauerndem Fleiß und so reger Thätigkeit auch äußere Auszeichnungen der Firma nicht fehlen. Bereits im Jahre 1861 war ihr die hohe Ehre zuteil geworden, Se. Majestät den Hochseligen König Johann bei sich empfangen zu dürfen und im Juli 1885 erfolgte der hohe Besuch Sr. Majestät des Königs Albert, Allerhöchstwelcher das Etablissement mit dem größten Interesse besichtigte und von der Herstellung der verschiedenen Erzeugnisse eingehend Kenntnis nahm.

Das Geschäft erfreut sich eines alten und langjährigen Bestandes von Beamten und Arbeitern, denen zum Teil auch schon staatliche Auszeichnungen zugeführt werden konnte.

Die erzeugten Waren bestehen hauptsächlich in baumwollenen, flor- und halbseidenen Artikeln. Das Absatzgebiet erstreckt sich bereits über alle fünf Erdteile und ist noch in steter Zunahme begriffen.

Die mehr als ein Jahrhundert umspannende Geschichte der Firma Reinhold Esche entrollt uns ein Bild rastlosen Strebens und segensreicher Thätigkeit. Möge diese alte wohlbegründete und auch von ihren gegenwärtigen Inhabern so trefflich geleitete Firma auch in Zukunft gedeihen und sich desselben hohen und ausgezeichneten Rufes erfreuen bei Enkeln und Urenkeln!