Reise von Lyon, nach der Perte du Rhone
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Reise von Lyon, nach der Perte du Rhone.
(An Matthisson, im Merz 1791).
Hier wo der Rhodan grünlich Silber rollt,
Der nahen Höhen Schneegewand entschwindet –
Begrüß’ ich dich, o Lenz! der, friedlich hold,
Mit warmem Hauch die Blütenzeit verkündet!
Und zartes Grün umkeimt des Wandrers Pfade;
Der Berge Höh’ umflort ein leichter Duft,
Die Stelze sucht ihr Nest am Bachgestade.
[85] Doch schroff klimmt aus dem Thal der Pfad hinan,
Und enger wird die wildverschlungne Bahn,
Um die sich Trümmer riesenmässig drängen.
Still dämmernd ruht, im Abgrund eingesenkt,
Cerdonens Thal, vom Abendroth bemahlet;
Mit wilder Anmut zauberisch bestralet.
Entschwunden, ach! entschwunden war mein Thal –
Und nackte wilde Felsenzacken starrten
Auf kalter Höh’ empor im lezten Stral,
Doch freundlich lacht, o Nantua! dein See,
Vom Morgenlicht an Klippen übergüldet,
Das an des Fichtenberges heitrer Höh’
Der Rosenknospe sanftes Roth gebildet.
Wo schaurig tief die Varceline rauschet;
Doch schon empfängt uns ein umbluhter Steg,
Den Liebe still, und Heimlichkeit umlauschet.
Wie sanft, wie schmeichelnd, wie so lieblich wallt
Wie Silberthau auf frischer Wiese stralt;
Melodisch, wie des Furrön Schwans Gefieder!
Wer stürzt dich wild in diese Kluft herab,
Wie Donner stark, und schneller wie Gedanken,
Erstaunt und bang, die Felsenmassen wanken?
Es brüllt die Flut tief in der Erde Schooß,
Und schleudert Schaum hoch aus der schwarzen Hülle;
Drängt sich durch’s Trümmerchaos, reißt sich los,
[87] Allein noch bebt mein Herz sich unbewußt,
Und meinem Blick entfliehet dies Gebilde;
Ich finde mich, erwacht zu neuer Lust,
Auf weichem Moos, im lieblichsten Gefilde.
Der ihr lobsingt in Nachtigallen-Tönen,
O Matthisson! der ihre leise Spur
Entzückt verfolgt durch himmelvolle Szenen!
O folg’ auch hier! Es ruft dein Genius;
Nicht nur die Alpen wähle sich dein Fuß;
Des Jura Saum trägt auch der Gottheit Stempel!