Rettung Schiffbrüchiger vom sinkenden Wrack

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Textdaten
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Autor: Hans Bohrdt
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Titel: Rettung Schiffbrüchiger vom sinkenden Wrack
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 52, S. 888–889, 892
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[888–889]
Datei:Die Gartenlaube (1896) b 0888.jpg

Rettung Schiffbrüchiger vom sinkenden Wrack.
Nach dem Gemälde von Hans Bohrdt.

[892] Rettung Schiffbrüchiger vom sinkenden Wrack. (Zu dem Bilde S. 888 und 889.) Es wehte orkanartig von Westen her. Durch die schweren rollenden Wogen des Atlantischen Meeres arbeitet sich, weißen Gischt auftürmend, der Postdampfer „Normannia“. Die Passagiere, soweit sie nicht seekrank sind, blicken auf das grandiose Schauspiel des wütenden Meeres, froh, daß sie, ein tüchtiges Schiff unter den Füßen habend, sorglos dem Unwetter trotzen können. Tags darauf legt sich der Sturm, nur die hohe Dünung läßt den Riesendampfer schwer rollen. Da meldet der Ausguck ein Wrack am Horizonte. Bald erkennt man auch an der zusammengebundenen Flagge das Notsignal. Dort sind Menschen in Gefahr! Der Kapitän läßt auf das Fahrzeug abhalten. Wohl zweifelt er an der Möglichkeit der Rettung bei einem derartigen Seegange, aber Menschenpflicht gebietet ihm, das schwierige Werk zu wagen. Kühn braust der Dampfer heran, dann stoppt die Maschine, während weiße Wolken zischend den Ventilen entströmen. Das Signal „Wir kommen euch zu Hilfe!“ flattert am Vormast, und schwer rollt das mächtige Schiff in den Wellenbergen und -Thälern.

Das sinkende Wrack bietet ein trostloses Bild dar. Groß- und Besanmast sind über Bord gegangen. Ein am Stumpf des letzteren gehißtes Notsegel hält das Fahrzeug noch gegen die sich anbäumenden Wogen. Darüber weht die englische Flagge. Am Hinterteil des Schiffes haben sich einige Menschen zusammengedrängt. Auf dem Dampfer wird es indessen lebendig. Alle Seekrankheit ist vergessen, und die Passagiere drängen sich an die Reiling. Der Kapitän mustert seine Mannschaft: „Freiwillige vor!“ ruft er und bald springt ein Dutzend wackerer Männer, geführt vom ersten Offizier, in das große Rettungsboot; dasselbe wird in See gelassen und, trotzdem es ein paarmal schwer gegen die Schiffswand prallt, kommt es doch zu Wasser. Jetzt legen sich die Leute in die Riemen. Bergwärts und thalwärts bahnt sich das Boot den Weg zum Wrack. Es gelingt, Leinen hinüberzuwerfen. Die Schiffbrüchigen drängen einander. Jeder will der erste von Bord des unglücklichen Fahrzeuges sein, aber mit lauter Stimme ruft der erste Offizier: „Frauen und Kinder zuerst!“ und mahnt dabei, ruhig zu bleiben und nicht durch Ueberhasten das Rettungswerk zu gefährden. Ein ohnmächtiges Weib und ihr kleines Kind sind die ersten Geretteten. Dann klettert die Mannschaft in das Boot, ihr folgt als letzter der Kapitän des wracken Schiffes.

Wieder arbeiten die Leute mit aller Kraft an den Riemen. Bald ist das Boot längseit des Dampfers. Ein brausendes Hurra tönt der braven Mannschaft und den Geretteten entgegen, welche nun unter großen Schwierigkeiten an Bord geborgen werden. Dann hören die Ventile auf zu summen, die Maschine arbeitet vorwärts. Der Dampfer entfernt sich schnell von der Unglücksstelle. Das Wrack treibt noch eine halbe Stunde hilflos umher, dann schlagen die Wellen darüber zusammen und begraben es in der Tiefe. Hans Bohrdt.