Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Costewitz

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Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Costewitz
Untertitel:
aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 166–168
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Costewitz


sonst Costitz, Cosswitz geschrieben, liegt ¾ Stunden südwestwärts von Pegau und gehört zu der dichten Dörferreihe, welche sich oberhalb Pegau am Elstermühlgraben hinaufzieht.

Die über die Gründung und frühesten Schicksale des Ortes sprechenden Urkunden wurden im Jahre 1644 im Pegauischen Brande vernichtet. Doch so viel steht fest, dass der Ort als ein von den Sorbenwenden erbauter zu bezeichnen ist und später zum Kloster von Pegau gehört hat.

Das Rittergut im Dorfe, sonst der Zeiselhof genannt, besass bis zum 17. Jahrhundert über 150 Jahre die Familie von Helldorf.

Im Jahre 1714 war mit diesem Rittergute das Geschlecht derer von Bünau beliehen; von 1730–1750 gehörte es der Familie von Löser, darauf dem Postmeister Johann Friedrich Probst zu Pegau, von welchem es an die Freiherrlich von Apel’sche Familie kam, welche sich um den dasigen Ort, um Kirche und Schule sehr verdient gemacht hat.

Der gegenwärtige Besitzer des Gutes ist Herr Johann Friedrich Thümler, welcher seit dem 10. April 1851 damit beliehen ist.

Das Rittergut Costewitz liegt in der sogenannten goldenen Aue und die dasige Gegend zeichnet sich vorzüglich durch die enge zusammengedrängten [167] Dörfer aus, deren nebst dem Städtchen Groitzsch 23 bis auf eine Stunde Entfernung von Pegau liegen.

Costewitz hat eine besondere Kirche und Schule. Früher soll das Dorf nach dem 1 Stunde entfernten Auligk gepfarrt gewesen sein. Einem Unglücksfall soll Costewitz seine eigene Kirche zu verdanken haben.

Während eines harten Winters soll ein Sohn des Rittergutsbesitzers, welcher die heilige Taufe in Auligk empfangen sollte, unterwegs in der strengen Kälte oder der ausgetretenen Gewässer umgekommen sein und nach diesem Ereignisse haben die Besitzer von Costewitz eine eigene Pfarrstelle im Orte gegründet.

Nach anderer Nachricht ist jedoch die Kirche zu Costewitz früher ein Filial von Auligk gewesen, um das Jahr 1560 zur Pfarrkirche erhoben worden.

Beide Nachrichten lassen sich nicht gut vereinen. Auf einen kirchlichen Verband zwischen Auligk und Costewitz deutet auch der Auligker Zehent hin, welcher vor dem von den hiesigen Pfarrern erhoben wurde. Vor des Bischofs zu Naumburg Julius Pflugk Zeiten – er war der Sohn des Kanzlers Cäsar Pflugk auf Eythra und ward 1541 Bischof zu Naumburg und Zeiz – sollen die benachbarten Dörfer Oderwitz und Greitschütz, welche jetzt zu der preussischen Parochie Profen gehören, im Kirchspiel begriffen gewesen sein: vielleicht hatten aus diesem Grunde die Herrschaften von Oderwitz und Greitschütz ihre eigenen zu den Rittergütern gehörigen Sitze in der Kirche.

Um das Jahr 1670 gehörte die Kirche zur Ephorie Pegau, ist jedoch im Jahre 1662, wo Herzog Moritz von Sachsen-Zeiz seinem Bruder, dem Kurfürsten Johann Georg II., Stadt und Amt Pegau abkaufte, an das Collegiat-Stift Zeiz gekommen. Zwar kam nach dem Aussterben dieser Linie mit dem Tode des Herzogs Moritz Wilhelm Amt und Stadt wieder an das Kurhaus, doch die Dörfer Costewitz, Trautzschen, Gazen, Auligk, Michelwitz wurden erst im Jahre 1815 der Ephorie Pegau wieder zugetheilt, bis dahin stand Costewitz unter der Stifts-Inspection oder Superintendur Zeiz.

Die Stifts-Superintendur zu Zeiz war mit dem Pastorate an der St. Michaeliskirche verbunden. Bei der Vacanz derselben wählte das Stiftsconsistorium drei Competenten aus und brachte solche mittelst Berichts bei dem Consilio zu Dresden in Vorschlag. Letzteres ernannte sodann nach gepflogener Communication mit dem Naumburger Domcapitel, unter welchem das Collegiat-Stift von Zeiz stand, den Stifts-Superintendenten, der zugleich Assessor des Stiftsconsistoriums war.

Herzog Moritz wollte 1660 das Zeizer Collegiat-Stift zugleich aufheben und dessen Einkünfte zur Verbesserung von Pfarr- und Schulstellen, zu Stipendien u. s. w. verwenden, erhielt auch die Beistimmungen aller darüber eingeholten Bedenken, gab aber doch den lebhaften Gegenvorstellungen des Capitels nach und zog nur 1667 einige Pfründen zum geistlichen Fiscus, doch musste 1670 das Capitel einige Punkte seiner Statuten zeitgemäss abändern.

Die früher mit dem Collegiatstift zusammenhängende eigenthümliche Verfassung hat aufgehört und gehört deren Geschichte nicht weiter hieher. Wenigstens würde uns dies einerseits zu weit führen und andrerseits solches der Raum nicht gestatten.

Collator über die Pfarre und Schule zu Costewitz ist der jedesmalige Gutsherr. Die einzelnen Collatoren haben sich um die Kirche zu Costewitz immer verdient gemacht und Anspruch auf die grösste Dankbarkeit der Parochianen. So hat G. F. von Helldorf seinem Namen eine dauernde Erinnerung dadurch gesichert, dass er im Jahre 1695 der Kirche nicht nur eine silberne übergoldete Weinkanne und Hostienschachtel, da die heiligen Gefässe im 30jährigen Kriege von durchziehenden kaiserlichen Truppen geraubt worden, sondern auch zum Privatstudium des Pfarrers eine nicht geringe Anzahl von theologischen Büchern schenkte, unter welchen sehr werthvolle Werke sich befinden. Ein Freiherr von Apel, der Grossvater des Herrn Ernst Friedrich Christ Ferdinand Freiherrn [168] von Apel bedachte noch auf seinem Todtenbette die Pfarre und Schule mit Legaten von 1000 Thlrn. und 350 Thlrn.; von deren ersterem der Pfarrer zu Trautzschen die Hälfte der jährlichen Zinsen geniesst, so lange das Rittergut Trautzschen bei der freiherrlich Apel’schen Familie verbleiben wird.

Auch ein Mühlenbesitzer zu Oderwitz, Herr Johann Chistian Meyh, hat sich ein bleibendes Denkmal durch das grosse Geschenk einer neuen Orgel erworben, deren Bau von Kreuzbach in Borna besorgt wurde und deren Einweihung am 10. Juli 1836 stattfand. Auch schon früher hat dieser Freund der Kirche die Kirchenbibliothek durch reiche Geschenke vermehrt.

Die Pfarrwohnung mit Wirthschaftsgebäuden liegt nicht fern vom Mühlgraben, an welchem der wohlbestandne Obstgarten stöst. Während einer 4jährigen Vacanz vom Jahre 1833 an, wurden die Pfarreinkünfte zu durchgreifender Reparatur und theilweisen Neubau der Pfarrgebäude verwendet, welche in ihrer Gesammtheit, so wie die Rittergutsgebäude einen freundlichen Anblick gewähren.

Costewitz hat in den Jahren 1631 und 1632 bei Durchzügen kaiserlicher Truppen nach Leipzig und Lützen alle Greuel der Plünderung ertragen müssen und viele Menschen hat in darauf folgenden Jahre die Pest dahingerafft.

Costewitz ist übrigens merkwürdig als der Geburtsort des dänischen Staatsministers Huth.

Vor der neuen Gerichtsorganisation gehörte der Ort mit seinen 2 Pferdnern, 7 Gärtnern, 13 Häuslern mit den Erbgerichten zum Rittergute, mit den Obergerichten aber unter das Amt Pegau.

Das Rittergut selbst war früher Stift-Zeitzisches Mannlehn.

Jetzt gehört das Rittergut mit dem ganzen Dorfe, worinnen 31 bewohnte Gebäude, 34 Familienhaushaltungen und 160 Einwohner sich befinden, zum Gerichtsamt Pegau, zum Bezirksgericht Borna, zur Amtshauptmannschaft Borna, zum Regierungsbezirk Leipzig.

M. G.