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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Klein-Radmeritz

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Textdaten
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Titel: Klein-Radmeritz
Untertitel:
aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 36–38
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Klein - Radmeritz
Klein - Radmeritz


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Kleinradmeritz.


Das Rittergut Kleinradmeritz liegt zwischen Löbau und Weissenberg, nahe der Preussischen Grenze, in einer angenehmen und ziemlich fruchtbaren Gegend am Löbauer Wasser. Das dazu gehörige Dorf zählt etwa zweihundert Einwohner und seine Fluren rainen mit denen von Glossen, Kittlitz, Gosswitz und Schöps. Südlich vom Orte liegt Buda, welcher Name eine Hütte bedeutet, gleich Zöblitz ein zum Rittergute gehöriges Vorwerk.

Nach dem Rittergute Radmeritz nannte sich einst ein adeliches Geschlecht, welches jedoch bereits in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts ausgestorben war. Der Letzte dieser Familie, Reinhardus miles dictus de Redemeriwicz, kaufte am 13. November 1308 von der Aebtissin des Klosters Marienstern auf seine und seiner Gemahlin Elisabeth Lebenszeit die Dörfer Salitz, Zellsdorf, Saalau, Debrins und Hausdorf für einhundert und sechsundsechszig Bautzener Mark. Von den Radmeritzen kam Kleinradmeritz an die Herren von Kittlitz, deren Stammort das nahe Schloss Kittlitz war. Bereits 1277 wird ein Ritter Hermann von Kittlitz als Gefolgsmann des Herzogs Heinrich von Breslau in einer Urkunde genannt, welche die Rechte und Privilegien dieser Stadt bestätigte und vermehrte, und Heinrich von Kittlitz war in den Jahren 1289 und 1291 Dienstmann Herzog Heinrichs des Treuen von Glogau. Am 12. April 1345 belehnte König Johann von Böhmen den Ritter Heinrich von Kittlitz mit seinen Gütern von Neuem, weil die alten Lehnsbriefe durch eine Feuersbrunst verloren gegangen waren, und für den Fall, dass sein Vetter Hans von Kittlitz ohne Lehnserben sterben sollte, erhielt Heinrich von Kittlitz die Anwartschaft auf dessen Güter Kleinradmeritz, Kittlitz, Spital, Gosswitz, Trauschwitz, ein Vorwerk im Dorfe Oppeln, ein Vorwerk in Rosenhain, einige Güter in Laucha und die dasige Mühle, sowie die Dörfer Zoblitz und Herwigsdorf nebst den Obergerichten. In demselben Jahre war ein Hermann von Kittlitz bei den Herzögen Wenzel und Ludwig von Liegnitz als Zeuge bei einer auf dem Liegnitzer Rathhause ausgestellten Urkunde. Heinrich von Kittlitz vermählte sich mit Heilwig von Ileburg, die ihm als Aussteuer die Herrschaft Muskau zubrachte, Derselbe kaufte 1371 auch das Schloss Baruth.

Von der Familie von Kittlitz kam Kleinradmeritz gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts an die Herren von Nostiz, von denen Otto von Nostiz 1400 bei der Belehnung erwähnt wird. Christoph von Nostiz besass das Gut um 1430; er scheint indessen der letzte Besitzer aus diesem Geschlecht gewesen zu sein, denn 1434 gehörte Kleinradmeritz dem Ritter Heinz von Gersdorf.

Die Herren von Gersdorf, auch unter dem Namen Gerhardisdorf, Gerarsdorf und Kerssdorf vorkommend, scheinen ihren Namen von dem unfern der Landeskrone liegenden Dorfe Gersdorf angenommen zu haben und hatten ihre Güter grossentheils in der Nähe von Görlitz. Christian von Gerhardisdorf war 1301 Advocatus provinciae Gorlicensis und bei Ausstellung einer Urkunde zugegen, welche die Schenkung von fünf und einem halben Mark Zinsen in Rachenau und des Waldes bei Kisslingswalde an das Neisshospital durch die Brüder Heinrich und Witigo von Camenz bestätigte. Nach ihm erscheinen Kythan, Otto und Johannes von Gersdorf als Zeugen. Christian von Gersdorf erwarb Güter in der Oberlausitz und dem Meissnerlande und fungirte am 1. Januar 1317 zu Weissenfels als Commissar bei der Ehestiftung zwischen der Schwester des Markgrafen Johann von Brandenburg und Friedrich dem Jüngeren von Meissen. Wie es scheint, war dieser Christian ein tüchtiger Staatsmann, denn er wurde sowohl von den Brandenburgischen wie von den Meissnischen Markgrafen vielfach zu wichtigen politischen Verhandlungen gezogen. Sein Bruder, Droysegke von Gersdorf, verwaltete das Amt eines Markgräflichen Voigtes in Grossenhain. Dieser Droysegke war 1318 mit seinen Brüdern Sloteck und Christian von Gersdorf zu Spandau, wo sie eine Schenkung des Markgrafen Waldemar von Brandenburg an die Stadt Sagan bezeugten. Zu Pfingsten 1345 hatten Ramford von Gersdorf und Yban, sein Schwiegersohn, das Dorf Biesnitz unter der Landeskrone an die Stadt Görlitz verkauft. Im fünfzehnten Jahrhundert machte sich unter den Gersdorfen der Ritter Georg von Gersdorf bemerkbar, ein Todfeind der Hussiten und treuer Bundesgenosse der Stadt Görlitz, welcher 1431 den von Lätare bis Judica zwischen Ostritz und Leuba lagernden Hussiten gewaltigen Schaden zufügte. Von Hans von Gersdorf ist noch ein höchst origineller Brief vorhanden, welcher um das Jahr 1460 geschrieben worden ist. Czaslaw von Gersdorf war Hansen von Gersdorf Geld schuldig und hatte nach damaliger Sitte sich verpflichtet, für den Fall, dass er mit der Zahlung nicht einhielt, in Görlitz persönlich einzureiten und sich dem Gläubiger zu stellen. Da Czaslaw nicht erschien, erhielt er von Hansen von Gersdorf diese Zuschrift:

„Wysse Czaslaw vun Geresdorf gesessen itzund zve Welmersdorf daz ich dich vormals gemannt hab vun des jungen Herwencz wegen daz du mir einreuttest gen Görlitz in Plenzlins Hus, des ich dein Brief und Sigill hab, und reutt mir noch hewtigs Tagks ein, Angesicht dies Briefs, dost du das nit, so muss ich dich heissen einen Vorheitigen, plutigen, selbwaschenen, undüchtigen Kotzen-Schalck, und wolt dich also beklagen vor Freunden und Gesellen daz du mir trewloss und Ehrloss wurdist durch ander Leut willen als ein Vorheiter, plutiger, selbwaschener, undüchtiger Kotzen, Kotzen, Kotzen-Schalk. [37] Darum lass mich über dich fürbass andern Leuten nimmer schreiben noch klagen, das ist für dich und mich.“

Hannss von Gersdorf.

Joachim von Gersdorf, Georgs Sohn, war ebenfalls ein treuer Freund der Görlitzer. Er brachte 1431 Nachricht über den Landesfeind in die Stadt und ward dafür vom Rathe auf der Herberge bei den alten Richtern mit zwanzig Groschen ausgelösst. 1433 that Joachim von Gersdorf der Stadt zu wissen, „dass die Schlossherrn deren Lande beschädigen wollten,“ für welchen Wink er nebst grossem Danke drei Groschen erhielt. Im Jahre 1444 muss er dem Rathe eine noch wichtigere Nachricht gebracht haben, denn es wurden ihm aus der Kämmerei zwölf Groschen „zu vertrinken“ gereicht.

Der Ritter Heinz von Gersdorf besass Kleinradmeritz bis zum Jahre 1446, wo es an seinen Sohn Heinrich Sigismund gelangte, dem auch Linda gehörte, und der churfürstlich Sächsischer Kriegshauptmann war. Er scheint um das Jahr 1480 gestorben zu sein, denn in diesem Jahre wurde der Amtshauptmann Caspar von Gersdorf mit dem Gute belehnt, der es jedoch nur bis 1491 behielt, wo Hans Heinrich von Gersdorf als Besitzer genannt wird. Am 17. September 1527 bestätigte König Ferdinand von Böhmen den Brüdern Caspar, Georg, Christoph, Getsche, Hans, Rudolf und Melchior die Lehn über ihre weitläufigen Besitzungen, wozu auch Kleinradmeritz gehörte. Rudolph von Gersdorf empfing bei der Theilung Kittlitz mit Kleinradmeritz und unter seiner Herrschaft fand hierselbst das Lutherthum Eingang, indem Rudolph von Gersdorf Mittwochs vor Lätare 1535 in Kittlitz einen protestantischen Pfarrer Namens Nikolaus Postar anstellte. Dieser Rittergutsbesitzer gründete auch das Kittlitzer Diakonat, indem er den eingepfarrten Edelleuten unter dem Vorsitze des Oberamtshauptmanns Nickel von Gersdorf zu Budissin vor Land und Städten versprach, „einen steten Caplan zu halten, welcher denen Eingepfarrten mit dem Worte Gottes und den heiligen Sacramenten treulich sollte vorstehen helfen.“ Im Jahre 1570 gehörte Kleinradmeritz Sigismunden von Gersdorf, der in Kittlitz viel an der Kirche baute und häufige Streitigkeiten mit Hans Erasmus von Gersdorf auf Lautitz durchzukämpfen hatte. Kaspar von Gersdorf auf Kittlitz und Kleinradmeritz und Hans Joachim von Gersdorf auf Lautitz nahmen sich mit vorzüglicher Sorgfalt der Kirche an, liessen 1607 die Glocken auf den neuerbauten Thurm bringen und schenkten dem Gotteshause verschiedenen Schmuck. 1652 und 1658 werden die Gebrüder Hans Wenzel und der Hauptmann Sigismund von Gersdorf genannt, welche die Glocken auf ihre Kosten umgiessen liessen. Zu den letzten Besitzern von Kleinradmeritz aus der Familie von Gersdorf gehört Johann Adolf von Gersdorf, welcher in der Mitte des vorigen Jahrhunderts den Grundstein zu der neuen Kittlitzer Kirche legte. Später kam Kleinradmeritz an die Familie von Thielau, aus der es im Jahre 1820 der herzoglich Braunschweigische Oberstallmeister, Florian von Thielau, besass. Zur Zeit gehört das Rittergut Ihrer kaiserlichen Hoheit der Frau Grossherzogin Marie von Sachsen-Weimar.

Kleinradmeritz wurde im Jahre 1430 von den Hussiten fast gänzlich verwüstet. Diese hatten, aus Böhmen hereinbrechend, sich von dem starkbefestigten Zittau abgewendet und zogen auf Bernstadt, welches sie am ersten Weihnachtsfeiertage unter ihrem Heerführer Liback Dewrbeczan mit leichter Mühe eroberten. Es war ein Glück, dass die Bewohner den furchtbaren Hussiten keinen ernstlichen Widerstand entgegensetzten, da diese alle Ortschaften, welche sich muthig vertheidigten, auf die unmenschlichste Weise zu vertilgen pflegten. Von Bernstadt aus entsendeten die Hussiten kleinere Schaaren nach den umliegenden Dörfern, die daselbst raubten, brannten und mordeten wie es ihnen beliebte. Die Bernstädter mussten dem Hussitenführer ein schriftliches Bekenntniss einhändigen, worin sie mit grossem Danke erklären, dass es dem Heere der Waisen ein Leichtes gewesen wäre, sie Alle mit Feuer und Schwert zu vernichten, worauf sie für die ihnen erzeigte Barmherzigkeit geloben, alle Zinsen, welche von Alters her die Stadt bezogen, an das Heer der Waisen zu entrichten. Der Hauptmann Wenzel Liback Dewrbeczan stellte der Stadt dafür einen noch vorhandenen Geleitsbrief aus, worin er den Brüdern des Feldheeres und des alten Tabor gebietet:

„Denselben Lüten nicht zu schaden noch die ürrigen derselben nicht gestattet zu schaden umb Vnser Dienste Willen und zuvor aus hertzöge auf ire güter nit czu setzen noch ir sie lasset nemen, allso als wir denen unsern Luthen haben getan und begeren zu thun mit der Hülfe Gotes in zukünftigen Zeiten. Desselbigen gleichen getrauen wir czu Euch, dass ir dass umb unsertwillen und szu Vnsern Wohlgefallen thun werdt, wissende dass ir Vns daran nicht en cleyn behaglichkeit erzeiget.“

Dass es mit dieser Versprechung von Seiten der Verpflichteten nach vorübergegangener Gefahr nicht genau gehalten und dieselbe bald völlig vergessen wurde, ist natürlich. Bernstadt rettete sich durch Nachgiebigkeit und ein augenblickliches Opfer, während in weitem Umkreise brennende Dörfer und zerfleischte Leichname von der Heimsuchung des unmenschlichen Feindes zeugten. Im Munde des Volkes geht die Sage, Kleinradmeritz habe bis zu jener Schreckenszeit eine eigene Kirche gehabt, die bei der Vernichtung des Dorfes gleichfalls in Asche gelegt und nicht wieder aufgebaut worden sei.

Der dreissigjährige Krieg, welcher anderwärts so unendlich viele Drangsale verursachte, ging an Kleinradmeritz ziemlich glücklich vorüber, mit Ausnahme einiger Plünderungszüge, die jedoch zum Theil von den Einwohnern mit Gewalt zurückgetrieben wurden. Auch die Pestjahre des siebenzehnten Jahrhunderts brachten dem Orte keinen Nachtheil, und der siebenjährige wie der letzte französische Krieg übten auf den Wohlstand des Ortes ebenfalls keinen nachtheiligen Einfluss aus.

Kleinradmeritz ist mit den Dörfern Jauernick, Grossdehsa, Eiserode, Peschen, Breitendorf, Nechen, Carlsbrunn, Laucha, Unwürde, der Hälfte von Wohla, Wendischpaulsdorf, Georgewitz, Wendischcunnersdorf, der Hälfte von Rosenhain, Zoblitz, Bellwitz, Glossen, Oppeln, Lautitz, Alt- und Neukunnewitz, Mauschnitz und Haasenberg in die Kirche des nahen Dorfes Kittlitz eingepfarrt. In früherer Zeit gehörten zur Parochie auch noch Nostitz, Trauschwitz, Grube, Krappe, Spittel und die zweite Hälfte von Wohla; im Jahre 1665 aber fasste Joachim Ernst von Ziegler und Klipphausen auf Nostiz den Entschluss, die Nostizer Kapelle in eine Pfarrkirche umzuwandeln und die ihm zustehenden sechs Ortschaften in selbige einzukirchen. Darüber entstanden nun zwar Streitigkeiten, die aber 1660 von dem Budissiner Landvoigte Reineck von Callenberg geschlichtet wurden. Die älteste Kirche zu Kittlitz stand bereits im Jahre 1202 und 1252 wird sie in einer Bulle Pabst Innocenz IV. genannt; 1414 aber scheint sie, wie aus einigen Spuren hervorgeht, niedergebrannt zu sein; 1415 am Sonntag vor [38] Gallus wurde das neue Gotteshaus eingeweiht. Dieses Gebäude stand bis 1607 wo ein neuer Kirchenbau vorgenommen werden musste, denn schon 1598 hatte ein Blitzstrahl die Kirche sammt dem Thurme fast gänzlich ruinirt. Aber auch das neuerrichtete Kirchengebäude stand nur eine kurze Zeit, denn schon 1749 war es so baufällig und zugleich für die starke Gemeinde so beschränkt, dass ein abermaliger Neubau stattfand. Nach vielen Schwierigkeiten und Störungen kam die Kirche endlich (1769) unter Dach und erhielt einige Jahre später den Thurm. Es ist ein freundliches, geräumiges, stattliches Gotteshaus, durch das seine Erbauer sich ein ehrendes Denkmal geschaffen haben. In der Kirche befinden sich noch einige alte merkwürdige Leichensteine, die einst auf Nostizischen und Gersdorfschen Grüften lagen, sowie verschiedene alterthümliche Holzschnitzereien und Bildnereien. Wie schon erwähnt, hat die Kittlitzer Parochie zwei Geistliche, einen Pfarrer und einen Diakonus, von welchen ersterer Lehnsherr von Breitendorf und sieben Häusern zu Kittlitz ist. – Die Kirchengemeinde besteht theils aus Deutschen, theils aus Wenden; doch nimmt die Zahl der Letzteren allmälig ab.

L.