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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Kolkau bei Seelitz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Kolkau bei Seelitz
Untertitel:
aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 223–224
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Kolkau bei Seelitz


⅞ Stunden südlich von Rochlitz auf der rechten Seite der Mulde gelegen, mehr zwischen Winkeln, Städten, Pürsten und Bernsdorf in sehr coupirter Gegend unweit des Thalheimer und Kolkauer Baches, welcher südwärts von Seelitz eine herrliche anmuthige Thalaue durchläuft, in welcher das Dörfchen Biesern sehr mahlerisch liegt. Der Name Kolkau soll vom wendischen Worte Kolicz herstammen und bedeutet soviel wie Schwemme und ist wohl zu unterscheiden von dem Orte Kolkau, welches im anmuthigen Grunde des Osserbaches liegt. Unser Kolkau liegt mehr nächst der erzgebirgischen Kreisgrenze, wogegen jenes Kolkau auf der frühern rochlitz-bornaischen Amtsgrenze zu suchen ist.

Das Rittergut, welches einen angenehmen Eindruck auf den Beschauer bewirkt, liegt am Bergesrand, das Dorf über dem Gute. Wohn- und Wirthschaftsgebäude sind vortrefflich und bequem eingerichtet, das Gut selbst ist nur von mittlerer Grösse, hat aber eine fruchtbare Flur und ausgezeichnete Obst-Plantagen und dazu gehören bedeutende Waldungen. Das sogenannte Erlauer Holz ist zum grossentheil Eigenthum des Besitzers von Kolkau.

Unter der frühern Gerichtsbarkeit von Kolkau gehörten sonst die Dörfer Bernsdorf und Oberthalheim, wurden aber im 16. Jahrhundert davon verkauft und sind nur noch ein Gut und ein Paar Häusler Oberthalheims bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation lehnpflichtig gewesen, der grössere Theil von Oberthalheim gehörte nach Neusorge. Das Rittergut war amtssässig und wurde durch ein Ritterpferd verdient.

Das frühere alte Schloss, welches schon im 13. Jahrhundert gestanden haben soll, ist nicht mehr vorhanden wie dies die jetzigen Gebäude im neuern Geschmacke deutlich genug beweisen. Die Herren von Deben sollen dieses Gut schon sehr frühzeitig im Besitze gehabt haben. Ums Jahr 1497 erbten 4 Brüder von Deben von ihrem Vetter Hans die Besitzung. Später wurden die Herren von Weisbach Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn von Kolkau, denen das Geschlecht derer von Görlitz folgten.

Dann acquirirte Holkau[VL 1] die Familie von Taubenheim, Moritz von Taubenheim folgte Georg Balthasar von Taubenheim. Erstrer kaufte 1587 das Dorf Bernsdorf, welches 1582 dem Rittergutsbesitzer von Krossen gehörte, der damals Bernsdorf von Hans von Maltitz auf Zetteritz gegen Oberkrossen vertauschte.

[224] Nach den Herrn von Taubenheim denen auch Döhlen gehörte, aquirirten die von Pöllnitz das Gut, dem 1785 David Kleeberg succedirte. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts und zwar von 1804 an kam es an die hochgeachtete Familie Steiger, der Kolkau viel, sehr viel zu verdanken hat.

Der jeztige Besitzer ist Herr Emil Steiger, welcher die Oeconomie des Gutes von Jahr zu Jahr erhöhet und verbessert.

Ausserdem befindet sich im Orte eine Mühle von 2 Gängen und ein grössres Bauergut, welches ehemals mit 7 Hufen belegt war, dann existiren noch hier 7 Anspänner, 5 Gärtner und 40 Häusler, worin viele mit Fabrikarbeit sich beschäftigen, wogegen die übrigen Einwohner die Oeconomie betreiben.

Im Ganzen sind in den 53 Häusern 219 Einwohner, welche unter dem Gerichtsamte Rochlitz stehen und nach dem nahen Seelitz eingepfarrt sind.

Die Kirche zu Seelitz ist ein schönes, ausser dem Hauptthurme noch mit einem kleineren versehenes, sehr geräumiges Gebäude, welches seiner erhabenen Lage und Grösse wegen schon häufig von Fremden für eine Kirche von Rochlitz genommen worden ist, sie wurde 1771 mit einem Aufwand von 8000 Thlr. restaurirt bis 1536 stand dieselbe unter der Inspection des deutschen Ordenscomthurs zu Zschillen den sie auch 20 fl. Absenzgeld zinset, jetzt gehört die Kirche unter die Inspection zu Rochlitz und steht unter der Collatur des Kultusministerium.

Auch Kolkau gehört zu denjenigen Orten hiesiger Gegend, die eines vortrefflichen Obstbaues und guter Feldfrüchte sich erfreuen. Die Gegend selbst ist anziehend und bietet vortreffliche An- und Fernsichten.

Unter den hier dicht zusammengedrängten Orten ist Kolkau wohl noch eins der grössten: Denn die meisten sind sehr klein und bestehen zum Theil oft nur aus 8 bis 10 Häusern. In früherer Zeit waren diese Dörfer noch kleiner, bloss durch einzelnen Anbau von Fabrikarbeitern haben sich dieselben einigermassen vergrössert.

Vor der Einführung der neuen Gerichtsorganisation hatte von jeher Kolkau seine eigenen Patrimonialgerichte, allein dem Amte zu Rochlitz standen die Obergerichte, die Vereinnahmung der Steuern und Folge zu.

Kolkau bei Seelitz wird es zum Unterschiede von dem Kolkau genannt, welches im frühern Amte Rochlitz schriftsässig zum Rittergute Ossa gehörte, und 2 Stunden von Rochlitz entfernt gelegen ist.

Die Einwohner von diesem Kolkau sind auch nach Ossa eingepfarrt.

M. G.     



Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: Kolkau