Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Maltitz

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Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Maltitz
Untertitel:
aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 147–148
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854–1861
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Maltitz
Maltitz


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Maltitz,


wendisch Malecziz, liegt eine halbe Stunde südöstlich von Weissenberg am Löbauer Wasser, welches hier von romantischen Ufern umschlossen ist. Das Schloss in Maltitz, wie es in der Abbildung zu sehen ist, wurde erst im Jahre 1804 aufgeführt. Der eigentliche Rittersitz war in frühester Zeit in Klein-Tetta, wendisch Maly Zyttow, was nachher als herrschaftliches Vorwerk benutzt wurde, worauf erst ein besonderer Rittersitz in Maltitz entstand. Wann dies geschehen, lässt sich nicht mit Bestimmtheit angeben, da sich über die Entstehung von Klein-Tetta sowohl, als auch von Maltitz und von dessen ersten Besitzern keine sicheren Nachrichten vorfinden. Sehr frühzeitig scheint Maltitz mit Klein-Tetta an die Familie von Gersdorf gekommen zu sein. Ums Jahr 1600 war hier noch ein Erasmus von Gersdorf. Von dem Geschlechte derer von Gersdorf acquirirte es 1619 Bernhard von Schwanitz auf Rosenhayn, von welchem es wieder an die Familie von Gersdorf überging. Ferdinand von Gersdorf besass das Gut 1626. Im Jahre 1632 war Anna von Nostitz, geborene von Gersdorf, auf Bolberitz damit beliehen. Dann folgte im Besitze im Jahre 1638 deren Sohn, Hans Christoph von Nostitz. Im Jahre 1640 finden wir hier Hans Balthasar von Gersdorf, Oberstwachtmeister. Später war das Gut in andern Händen, denn 1658 war Marie Elisabeth von Brandeshagen, geborene von Kyaw, damit beliehen, dann folgte 1678 Adam Friedrich von Brandeshagen. Im Jahre 1701 war Besitzerin des Gutes Anna Friederike von Warnsdorf, geborene von Brandeshagen, worauf es deren Gemahl Hans August von Warnsdorf im Jahre 1702 übernahm. 1740 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr Karl Ludwig v. Kyaw, dem 1743 der Appellationsrath Dr. Friedrich von Schröder succedirte, von welchem es dessen Schwager, Dr. Günther, ums Jahr 1750 in Lehn erhielt. Von diesem Dr. Günther wurde 1753 das Gut dessen Enkel, dem Karl Friedrich von Seydewitz, hinterlassen. Im Jahre 1769 kaufte es die Bergräthin Anna Elisabeth Eva von Loos, geb. von Bressler, die es 1777 ihrem Neffen Gottlieb von Bressler abtrat. Dieser Gottlieb von Bressler wurde später in den Reichsgrafenstand erhoben, dessen Sohn der Reichsgraf Hans Wilhelm Karl von Bressler ist, welcher mit der Reichsgräfin Emma Reichenbach-Goschütz vermählt war. Während der Besitzzeit des Reichsgrafen Gottlieb von Bressler wurde das frühere alte Schloss, welches mit Wall und Graben umgeben war, worüber eine Zugbrücke führte, niedergerissen und das jetzige schöne Gebäude aufgeführt. Im Jahre 1827 übernahm Maltiz mit Klein-Tetta des Letzteren Tochter, Victorine, Gräfin von Löben, von welcher es 1829 an deren Schwester Gottliebe, Gräfin von Solms-Teklenburg auf Sommerwalde kam, nach welcher das Gut bei entstandenem Concurs im Jahre 1836 sub hasta verkauft und von dem Fräuleinstift Joachimstein erstanden wurde.

Es dürfte nicht ohne Interesse sein, bei dieser Gelegenheit einiges Wenige über dieses Fräuleinstift zu erwähnen. Joachim Siegmund von Ziegler und Klipphausen stiftete im Jahre 1722 in dem Dorfe Gross-Radmeritz im jetzigen Herzogthum Sachsen, im Görlitzer Hauptkreise der Oberlausitz, 2 Stunden südlich von Görlitz das weltadelige Fräuleinstift Joachimstein, an dessen Spitze eine Oberhofmeisterin steht, die über 12 adelige Fräuleins von stiftsfähigen, wenigstens im achten Grade mit dem Stifter verwandten Adel evangelisch lutherischer Religion steht. Die Fräuleins [148] erhalten freie Wohnung und Kost; zwei und zwei wohnen gewöhnlich zusammen und haben gemeinschaftlich eine Kammerjungfer. Die Stiftshofmeisterin, sowie die Stiftsmeisterin (oder Fräuleins) tragen auch ein in den Statuten höchsten Orts genehmigtes Stiftszeichen an einem rothen Bande mit weissen Streifen.

Der Stiftshofmeisterin und den Stiftsdamen steht es frei, das Stift nach Belieben zu verlassen oder aus demselben sich zu verheirathen.

Wenn Stiftsdamen verreisen wollen, so müssen sie sich bei dem Stiftsverweser und bei der Stiftshofmeisterin besondere Erlaubniss ausbitten.

Der erwähnte Stiftsverweser führt auch die Direction über das Oeconomiewesen des Stiftes und sorgt für Beobachtung der Statuten. Der Stiftsverweser muss ein im Görlitzer Kreise angesehener, landtagsfähiger Edelmann sein.

Die Stiftsverwesung hat auch in Maltiz noch andere grosse Bauten und Veränderungen eintreten lassen. Im Jahre 1840 wurde an die Stelle, wo sonst alte Fischhälter und eine alte Sägemühle stand, ein Fabrikgebäude von 128 Ellen Länge und 27 Ellen Tiefe mit Doruscher Bedachung erbaut. In diesem werden durch ein, nach neuester Construction angebrachtes Wasserrad mehrere ökonomische Maschinen in Bewegung gesetzt und zwar:

1. Eine Dreschmaschine, welche stündlich 4 Schock Getreide rein ausdrischt;
2. eine Wurfmaschine, welche das ausgedroschene Getreide zu gleicher Zeit reinigt.
3. eine Walzschrotmaschine, welche stündlich 4 Scheffel Getreide und 6 Scheffel Malz schrotet;
4. eine Heckselmaschine, welche stündlich 1 Schock Schüttenstroh zu feinem Hecksel schneidet und den Hecksel zu gleicher Zeit siebt, und
5. eine amerikanische Bürstmaschine, welche alles Getreide von Staub und Unkraut reinigt, Malz ganz besonders abkeimt und das Aushülsen des Kleesamens ganz vorzüglich bewirkt. Dasselbe Wasserrad treibt noch eine Wassermühle mit einem Gries- und einem Graupengange. Pertinenzort von Maltiz ist Kleinkretzscham an der vormaligen Bautzen-Görlitzer Landstrasse.

Maltitz ist mit Klein-Tetta nach Weissenberg eingepfarrt, eingeschult war es früher nach Krischa, wogegen es von da ausgeschult und seit dem Jahre 1834 nach Weissenberg eingeschult worden ist. Die Kirche zu Weissenberg enthält nichts Merkwürdiges und ist ein einfaches Gebäude, dagegen ist hier altklassischer Boden. Der in der Nähe von Weissenberg gelegene Stromberg ist bekannt und berühmt. Die nördliche Seite ist Weissenberger, die östliche Maltitzer, das Uebrige Särker Antheil. Man findet auf diesem Berge fast zu Tage liegende eichne und andere Kohlen, ganze Lager von Erzschlacken, eine kraterähnliche Vertiefung, umgeben von einem niedrigen Walle. Manche halten den Stromberg für einen ausgebrannten Vulkan, Andere für die Brandstätte einer ehemaligen Ritterburg. Nach einer dritten Ansicht ist es in frühester Zeit ein Opferheerd gewesen, was so Viele „mit den sogenannten Schanzen“ bezeichnen. In der späteren Zeit wurden auch hier Volksversammlungen gehalten.

Romantisch zu nennen ist endlich noch das Löbauthal hier und um Weissenberg. Oberhalb Weissenberg heist dieses Thal die Bernau, unterhalb nach Görlitz zu die Weichner Scale, die Scawa, der Felsen, wo im Sommer Arbeiter- und Schulfeste abgehalten werden. In dieser Scale gibt es einen Punkt auf dem Vorsprunge eines Felsens, der etwas Aehnliches mit der Bastei in der sächsischen Schweiz hat, freilich nur im Kleinen.

In Maltitz selbst finden sich 5 Ganzbauern, 1 Halbbauer, 13 Gärtner, 1 Mühle und 24 Häusler und gehört mit Wasserkretzscham und Klein-Tetta mit seinen 342 Bewohnern zum Gerichtsamt Weissenberg, zum Bezirksgericht Löbau, zur Amtshauptmannschaft Löbau, zum Regierungsbezirk Bautzen.

M. G.