Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Spittwitz

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Textdaten
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Autor: Sigismund Oehme
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Titel: Spittwitz
Untertitel:
aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 143–144
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854–1861
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Apittwitz
Apittwitz


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Spittwitz,


wendisch Spotezy, 2 Stunden westlich von Bautzen und eben so weit östlich von Bischofswerda, an der Bautzener Strasse, dicht an der Meissner Grenze gelegen.

Der ganze Ort zerfällt

a) in Spittwitz mit einem Rittergute, einem Lehngute (getheilt in zwei Besitzungen) und drei Mahlmühlen;
b) in Neuspittwitz, welches eine Viertelstunde entfernt und abgebaut liegt und zum Rittergute gehört. Es besteht aus 15 Häusern, theilweise mit etwas Feld;
c) in Schwarzwasser, bestehend aus einer Schenke, sogenannten Kneipe, mit dem Rechte der Beherbergung, Gastnahrung und Dorfkrämerei, einem Bankfleischer mit concessionirtem Schank und einer Hufschmiede;
d) in die Königliche Chausséegelder-Einnahme.

Der ganze Ort zählt 48 Nummern.

Spittwitz liegt ungemein schön und interessant in einem Thale an dem sogenannten Schwarzwasser und dem Schlieferbach, besitzt herrliche Wiesen, gute Lehmfelder, schönes Laub- und Nadelholz; Berge, Schluchten, Felsen, Waldungen, Nadel- und Fichtenwälder wechseln mit Wiesen und fruchtbaren Feldern kurz aufeinander ab. Der Ort liegt fünf Minuten von der Dresden-Bautzener Chaussée. Seit dem im Jahre 1818 erfolgten neuen Umbau der letzteren befindet sich ein Chausséehaus bei Spittwitz, womit eine Schlachtsteuer-Receptur von mehreren Orten verbunden ist.

Spittwitz, wendisch Spotezy, soll, ins Deutsche übersetzt, so viel heissen wie Versuch, oder von dem Worte Versuch abstammen. Auf was dieser Versuch sich beziehen soll, dies zu entziffern ist bis jetzt noch Niemandem gelungen. Der Ort selbst ist sehr alt und sein Ursprung ist wohl in die heidnische Vorzeit zurück zu datiren. Die in hiesiger Gegend und nirgends weiter sich vorfindenden sogenannten „Schanzen“, deren Zahl sich auf 40 beläuft, sollen von den alten Semnonen herstammen. Diese Schanzen sollen über 2000 Jahre alt und mehrentheils Opferplätze gewesen sein. Die Semnonen selbst waren ein deutscher Volkstamm und schon den Römern bekannt, mit welchen sie in Handelsverbindung standen.

Die Gründung des Schlosses zu Spittwitz fällt ebenfalls in längst vergangene Jahrhunderte und soll längere Zeit dem Meissner Bischof gehört haben. Es wird dies um so wahrscheinlicher, da im 17. Jahrhundert solches noch das Geschlecht derer von Haugwitz im Besitz hatte; denn im Jahre 1666 verkaufte Spittwitz mit Rothnausslitz Johann Adolf von Haugwitz an den Handelsmann Friedrich Landsberg auf Hennersdorf. Der verstorbene von Haugwitz hatte bei Lebzeiten die Lehensnahme der beregten Güter versäumt, weshalb dessen Erben um landesherrlichen Lehnspardon nachsuchten und nach erfolgter Bewilligung desselben die Ausfertigung eines Lehnbriefs bewirken mussten. Dieser Lehnbrief wurde 1667 ausgestellt und dann dem neuen Käufer Landsberg ein gemeinschaftlicher Lehnbrief ertheilt. Dieser Besitzer überliess am 9. August 1672 seine drei Güter Rothnausslitz, Spittwitz und Potschapplitz für 33000 Thaler und 500 Thaler Verehrungsgelder an den Kammerherrn Christoph Vitzthum von Eckstädt, welcher ausserdem noch mit Wölkau, Reibnitz, Baruth, Harthau, [146] Goldbach, Nedaschütz, Pietzschwitz, Doberschütz, Grunau und Nauendorf beliehen war. Im Jahre 1699 kaufte dessen Sohn, der Kammerherr und Rittmeister Friedrich Vitzthum von Eckstädt, die Güter Rothnausslitz und Spittwitz. Auf des Letzteren Ansuchen wurden seine Mannlehngüter Rothnausslitz, Semmichau, Spittwitz, Pietzschwitz und Potschapplitz mittelst allerhöchsten Rescripts vom 21. September 1700 in freie Allodialgüter verwandelt und hierüber ihm ein neuer Erbbrief über Rothnausslitz und Spittwitz am 13. April 1701 ausgefertigt.

In diesem 18. Jahrhundert kam Spittwitz aus dem Besitz der Familie derer von Eckstädt und finden wir 1713 Herrn Christoph Heinrich von Rechenberg als Erb-, Lehn- und Gerichtsherr an diesem Orte. Mit dem Anfang des 19. Jahrhunderts hatte es Christian Gotthelf Richter in Lehn, dem 1819 Christian Friedrich Leuner folgte, welcher das Rittergut Spittwitz mit Schwarzwasser, Scala und Neuspittwitz erb- und eigenthümlich übernahm.

Von 1836 bis 1857 besass denselben Ritterguts-Complex Herr Christian Wilhelm Körner, früher Oeconomie-Inspector der Gräfl. Schall-Riaucourschen Güter zu Gaussig, ein sehr edler und sehr geschätzter Mann, welcher viel zu früh von diesem Erdenleben im Jahre 1857 abberufen wurde. Dessen Frau Wittwe mit zwei unmündigen Kindern, einem Sohne und einer Tochter, sind seine Erben geworden, von welchen die Erstere das Gut sehr practisch fortbewirthschaftet.

Der Ritterguts-Complex besteht in 134 Acker 162 Quadrat-Ruthen mit 6930,68 Steuereinheiten, wogegen die ganze Ortsflur 342 Acker 240 Quadrat-Ruthen mit 16930,13 Steuereinheiten hält.

Die Einwohner gehören zum wendischen Sprachgebiet und bekennen sich sämmtlich zur evangelischen Lehre. Spittwitz ist im Besitz eines alt-germanischen Opferplatzes – sogenannte Schanze – und zwar im Norden am linken Ufer des Schlieferbaches, im Süden offen auf Felsen ruhend und gehört zu dem hier befindlichen Lehngute. Bei der Schanze haben sich Urnen und Mahlsteine vorgefunden.

Ein Ort gleiches Namens findet sich noch im Königreiche Sachsen, 1½ Stunde südlich von Meissen, welcher zum Rittergute Balzdorf gehört.

Spittwitz ist nach Göda eingepfarrt, von welchem es eine halbe Stunde entfernt liegt. Von Spittwitz nach Semmichau ist eine Viertelstunde, nach Birkau eine Viertelstunde, nach Rothnausslitz eine Viertelstunde, nach Schulort Cannewitz eine Viertelstunde, und in die nächsten Städte, wie Bautzen sind zwei Stunden, nach Bischofswerda ebenfalls zwei, nach Camenz drei, nach Elstra zwei Stunden Wegs.

Die drei Wirtschaften des Lehnguts zu Spittwitz mit einigen Häusern gehören nach Kloster St. Marienstern, welches den 17. März 1864 sein 600jähriges Stiftungsfest feiert. Die Confirmations-Urkunde, welche die damaligen Landesherren der Oberlausitz, die Markgrafen von Brandenburg, Johannes I. und Otto III., im Jahre 1264 am Tage Gertrud den 17. März zu Köpenik ausgestellt haben, lautet: „Preces attendentes honorabibilium vivorum, Wittigonis, Burgardi et Bernardi fratrum dictorum de Camenz, novellam plantationem coenobii eorum, quod stella Sanctae Mariae dicitur, Ordinis Cisterciensium, Misnensis Dioeceseos sub nostram suscipimus protectionem.“

Seit 1818 befindet sich, wie oben schon erwähnt, fünf Minuten von Spittwitz eine Königl. Chausséegelder-Einnahme auf Spittwitzer Flur an der Haupt- und Heerstrasse von Dresden nach Bautzen mit Schlachtsteuer-Einnahme von mehreren Orten, mit welchem Amte 1818 Johann Gottlieb Seiferth, 1823 Johann Gottfried Fursch, 1843 Carl August Röckel, 1849 Christian Friedrich Herswald betraut waren, während seit 1853 der Verfasser dieser Beschreibung solches verwaltet.

Spittwitz gehört zur Kreisdirection, zum Appellationsgericht, zum Lehnhof, zum Bezirksgericht, zum Obersteuer-Inspectorat, zum IV. Steuerkreis, zur Bezirkssteuer-Einnahme von Bautzen, – zum Gerichtsamt, zur Ephorie von Bischofswerda, zur Parochie Göda und seit 1833 zum Schulbezirk Cannewitz.

Sigismund Oehme.