Rossini als Spaßvogel
[384] Rossini als Spaßvogel. Der geistreiche alte Maestro ist ein sehr heiterer Gesellschafter und sein Salon hallt oft vom allgemeinen Gelächter wieder, denn er liebt einen guten Witz außerordentlich und sinnt manchmal selbst die amüsantesten Possenstreiche aus. Eines Tages kam ein Landsmann, ein armer Teufel von Italiener, ein Posaunist, zu Rossini und bat diesen, ihm einen Platz im Opernorchester zu verschaffen.
Rossini versprach’s, vergaß aber dennoch seinen Schützling. Der Posaunenbläser dachte, man zweifele vielleicht an seinem Talent, und bat daher den Componisten, ihm etwas vorblasen zu dürfen. Eines Abends, als eine intime Gesellschaft bei dem Maestro versammelt war, stellte dieser sich es als höchst ergötzlich vor, seinen Freunden den seltenen Genuß eines Posaunensolo’s zu verschaffen, und ließ den Musiker kommen.
Der eilte höchst vergnügt herbei und bereitete sich zu seinem Solo vor. Er bläst die Backen mächtig auf, strengt alle Kraft seiner Lunge an, aber kein Ton kommt aus dem Instrument. Jetzt plagt er sich, daß er kirschbraun im Gesicht wird und wie ein Bild des wüthenden Aeolus aussieht – Alles vergebens. Er strengt sich schweißtriefend noch einmal so an, daß ihm die Augen ganz zum Kopf heraustreten, da kommt endlich ein Ton aus dem Instrument wie der heisere Schrei einer Ente und – eine förmliche Garbe von weißem Teig vorn zu der weiten Mündung des Instruments heraus gleich einer Rakete.
Die Posaune gab anstatt der Töne – Macaroni von sich. Alles lachte bis zu Thränen, Rossini hielt sich die Seiten; der arme Künstler, der nicht wußte, wie ihm geschah, stammelte in höchster Verwirrung seine Entschuldigungen.
„Mein Freund,“ sagte Rossini zu ihm, „beruhigen Sie sich; ich wollte nur sehen, ob Sie ein echt italienisches Talent besäßen.“
Er selbst hatte den Macaroniteig in die Posaune gestopft; zur Entschädigung dafür verschaffte er dem armen Musiker den ersehnten Platz.