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Rutschpartie

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Textdaten
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Autor: W. W.
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Titel: Rutschpartie
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 72–73, 84
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[72–73]

Rutschpartie.
Originalzeichnung von Fritz Bergen.

[84] Rutschpartie. (Mit Illustration S. 72 und 73.) „Hurrah, die Schule ist aus!“ Wie besessen rennt Hans nach Hause, um Fibel und Rechentafel bei Seite zu legen und den kleinen Schlitten hervorzuholen, den ihm der Weihnachtsmann gebracht. Es glückt ihm, ungesehen ins Haus zu kommen und eben so unbemerkt sich wieder zu entfernen. Und nun eilt Hans der prächtigen Schlittenbahn zu, die vor dem Städtchen draußen am Abhange der Landstraße der munteren Jugend zum Tummelplatze dient. Hei, dort geht’s bereits lustig zu. Die Rutschpartie ist in vollem Gange: der Fritz und der Peter, der Paul und Philipp und viele andere Spielkameraden unseres Hans gleiten mit ihren Miniaturschlitten in lustiger Fahrt die steil abfallende Schneebahn hinab, während einige größere Waghälse auf Schlittschuhen ihr Glück versuchen. O weh – da stoßen plötzlich Georg und Karl mit heftigem Anprall zusammen und fallen von den Schlitten herab! Scheltend und heulend kugeln die Beiden im Schnee. August, der in gleicher Richtung hinterher kommt, gewahrt mit Schrecken das Unheil, in das er voraussichtlich auch verstrickt werden wird. Welches Entsetzen malt sich in seinen Blicken und wie gewaltig strengt sich der kleine Knirps an, um seinen Schlitten von der Unglücksstätte abzulenken! Aber es nützt ihm nichts; er entgeht dem Schicksale nicht, ebenfalls von den kleinen Zuschauerinnen, die sich am Rande der Bahn aufgestellt haben und gar strenge Kritik üben, tüchtig ausgelacht zu werden. August ist übrigens noch immer glücklich daran im Vergleich mit dem armen Hans. Eben erst hat dieser zum dritten Male die Schlittenfahrt mitgemacht: da erscheint unversehens die Mutter und holt ihn heim. Sie hat guten Grund dazu, denn er hat ja seine Schulaufgaben noch nicht gemacht; auch kam der kleine Schlingel gestern von der Schlittenbahn mit zerrissenen Höschen nach Hause und die Mutter hatte lange zu arbeiten, um den Schaden wieder auszubessern. Schaut nur, wie traurig sich Hans davon trollt! Es steht ihm nichts Gutes bevor, da die Mutter gar so heftig hinter ihm her schilt. Die Andern lassen sich durch den Zwischenfall nicht stören, obschon wohl Manchem das Herz klopft in banger Besorgniß, daß auch er heimgeholt werden könnte. Im nächsten Augenblick ist diese Sorge aber wieder vergessen und ohne Zaudern wird die köstliche Schlittenfahrt frohen Muthes fortgesetzt. „Just so habe ich es auch getrieben!“ murmelt der Alte, der lächelnd dem munteren Spiel der Jugend zuschaut und dabei seiner eigenen Kindheit gedenkt; „freilich – lang, lang ist’s her,“ setzt er seufzend hinzu.

W. W.