Sauflied, ganz allein
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[701] Sauflied, ganz allein von Theobald Tiger
Alle Rechte vorbehalten
Manchmal denke ich an dich;
das bekommt mich aber nich,
denn am nächsten Tag bin ich so müde.
Du mein holdes Glasgespinst!
Morgens warst du immer etwas prüde.
Darum trink ich auf dein Wohl
dieses Gläschen Alkohol!
Braun und blond – rot und schwarz –
Kind, der Wein der schmeckt nach Leim,
denn er stammt aus Rüdesheim –
und sein Schein wird blaß und blasser.
Ich schenk mir noch ein Gläschen ein,
so ein gut’s, gesundes Wasser.
Und darum trink ich auf dein Wohl
dieses Fläschchen Alkohol!
Braun und blond – rot und schwarz –
Deine Augen waren blau
ganz genau wie bei der Frau
Erna Margot Glyn Kaliski.
Rheinwein ist nicht stark genug,
von dem guten, gelben Whisky.
Und ich trinke auf dein Wohl
dieses Fläschchen Alikol –
Braun und blond – black and white …
Tinte, Rotwein und Odol
sind drei Flüssigkeiten wohl –
davon kann der Mensch schon leben.
So schön kannst du gar nicht sein,
so viel kannst du gar nicht geben.
Allerschönste Frauenzier,
ach, wie gut, daß du nicht hier!
O, wie gerne man doch küßt,
Und darum trink ich auf dein Wohl!
Nun ade, mein Land Tirol!
Lebe wohl! Nur in den kleinen Räuschen
lebe wohl, kann die Frau uns nicht enttäuschen!
Lebe wohl –! Lebe wohl –!