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Schöne Schmugglerinnen in Amerika

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Textdaten
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Titel: Schöne Schmugglerinnen in Amerika
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 48
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[048] Schöne Schmugglerinnen in Amerika. Seit einiger Zeit werden die aus Europa kommenden weiblichen Kajütenpassagiere auf den verschiedenen Zollhäusern der Vereinigten Staaten mit einer Rücksichtslosigkeit untersucht, welche über alle Beschreibung geht, so daß es gewiß nicht möglich wäre, auch nur eine Stecknadel am Körper einzuschmuggeln. Der Oberzollinspector in Hoboken, ein feiner und gebildeter Mann, welchem neulich eine Dame hierüber Vorwürfe machte, entschuldigte sich folgendermaßen: „Madame, es ist allgemein bekannt, daß wir Amerikaner früher selbst auf dem Zollhause die Rücksicht nicht außer Acht ließen, die man dem schönen Geschlecht schuldet, allein dasselbe mißbrauchte unsere Artigkeit in einer unerhört kühnen Weise, so daß wir uns nun zu den strengsten Maßregeln genöthigt sehen. Wir dachten früher z. B. nie daran, bei den weiblichen Passagieren eine genaue Inspection der Kleider, die sie am Leibe trugen, vornehmen zu lassen, und unsere Beamtinnen waren eigentlich nur pro forma angestellt. Nun fiel uns aber, während der Pariser Weltausstellung, die außerordentliche Corpulenz der meisten zurückkehrenden Damen auf und auch ihre Chignons hatten eine verdächtige Größe. Die Taillen der Kleider wurden daher trotz allen Demonstrirens der Damen aufgetrennt, und siehe da, es fanden sich in denselben statt der unschuldigen Watte – mit welcher man sonst der Natur nachzuhelfen pflegt und die auch in diesem Falle stets zollfrei ist – großartige Quantitäten echter Spitzen vor, während die Chignons mit ähnlichen und anderen kostbaren Artikeln vollgestopft waren. Derartige Vorkommnisse machen natürlich vorsichtig, und wir sehen uns nun genöthigt, alles unzeitige Zartgefühl bei Seite zu setzen und nur die strenge Pflicht walten zu lassen; ein trauriger Umstand, an welchem aber die liebenswürdigen Damen selbst schuld sind.“