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Schickler’s Blumentisch

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Textdaten
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Autor: R.
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Titel: Schickler’s Blumentisch
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 565–566
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Schickler’s Blumentisch.


Wenn die Menschen zu träge oder zu beschäftigt sind, um zu der Natur hinaus zu gehen, so muß man jene zu diesen in ihre Zimmer und Werkstätten hereinzuholen versuchen, denn ohne Naturgenuß wird der Mensch unnatürlich, wozu bei unseren überkünstelten Gesellschaftsformen ohnehin übergroße Gefahr vorhanden ist. Glücklicherweise macht sich unsere Mutter und Erzieherin an uns und in uns so mächtig geltend, daß wir, wir mögen wollen oder nicht, ihre Kinder bleiben, und nur Verblendete oder Heuchler stimmen in das einfältige Lamento ein, daß die Erde ein „Jammerthal“ sei.


Blumentisch mit Springbrunnen.


Die Natur ist zwar nicht immer sehr beflissen, ihre Kinder mit Wohlthaten zu überschütten, sondern sie läßt sich oft gewaltig bitten, ja sie fordert diese heraus, daß sie ihr ihre Gaben abringen, und mit einem nachsichtsvollen Mutterlächeln gönnt sie ihnen sann die hochmüthige Freude, welche sich einbildet, sie habe sich allein das Errungene zu danken. Ihre Absicht hat sie doch erreicht: ihre Kinder sind thätig und betriebsam geworden. Dabei läßt sie die Ihrigen bald dieses bald jenes Mittel finden, bei denen die Finder nur nicht vergessen dürfen, daß ihre Wohlthäterin es für sie verloren hatte, verloren, damit jene es finden sollten.

Wie wir bei einem Blumentischchen zu diesen Gedanken kommen? Nun, weil Herr Schickler ein solcher Finder gewesen ist und er uns seinen glücklichen Fund mittheilt.

Luftdruck heißt dieser Fund. Herr Schickler freilich ist nicht der erste Finder; diese waren schon vor mehr als 200 Jahren Galilei und Toricelli. Daß aber unser schwäbischer Gewährsmann das Gesetz des Luftdruckes im Innern des abgebildeten Blumentischchens angewendet hat, um diesem einen Springbrunnen als reizende Zugabe hinzuzufügen, ist ein sicherlich dankenswerthes Verdienst.

Wenn wir uns an der Betrachtung des Blumentisches mit dem Springbrünnchen erfreut haben (Fig. 1), durchschneiden wir die Säule des Tisches und sehen uns ihr Inneres an, um dort die treibende Kraft zu entdecken (Fig. 2, s. folgende Seite).

In der Mitte des weiten Raumes der Tischplatte, ringsum nur einen kreisförmigen Raum zum Einstellen der Blumentöpfe übrig lassend, befindet sich ein rundes Blechgefäß e, und ein zweites f, genau von demselben Rauminhalt, im Fuße des Tisches, unter der Säule. Beide Gefäße sind durch 2 Rohre, c und d, verbunden. Auf der Decke des oberen Gefäßes e ist jedoch noch ein gleichweiter beckenartiger Behälter aufgelöthet, so also, daß beide durch den Boden getrennt sind, der eben so dem oberen beckenartigen Behälter als Boden wie dem Gefäße e als Decke dient.

Das Rohr c ist am oberen Ende knieförmig abwärts gebogen und geht in seiner ganzen Länge durch Decke und Boden des Gefäßes e und durch die Decke des Gefäßes f bis dicht über den Boden dieses letzteren, wo es offen endet. Das andere Rohr, d, beginnt in der Decke des Gefäßes f und reicht bis dicht unter die Decke des Gefäßes e. Zwischen beiden Rohren ist in der Decke des Gefäßes e ein drittes kurzes Rohr eingelöthet, welches unten offen und oben in eine feine Oeffnung endet.

In diesen Apparat wird mit einem Trichter durch den kleinen verschließbaren Hahn a (auf der Figur wie ein Kreuz aussehend) das Gefäß e voll Wasser gefüllt, jedoch so, daß nichts davon oben in das Rohr einläuft. Hat man alsdann den Hahn wieder gut verschlossen, so hat nun dieses Wasser nur einen Ausweg, nämlich die feine obere, durch den aufrechten Pfeil angedeutete Oeffnung des kurzen Rohres zwischen den beiden längern. Dieses Wasser ist es also, welches springen soll. Die Luft soll es dazu treiben, nämlich die Luft, welche in dem unteren Gefäße f und in dem von ihm ausgehenden Rohre d enthalten ist. Diese muß aber wieder getrieben werden und zwar durch anderes Wasser. Wir gießen nun in das oberste Becken ebenfalls Wasser, welches das treibende ist. Dieses tritt in das knieförmig gebogene obere Ende des Rohres c ein und fließt in das untere luftgefüllte Gefäß f hinunter, und in demselben Maße, als dieses Gefäß Wasser aufnimmt, muß die Luft durch das Rohr d aufwärts entweichen. Am oberen Ende dieses Rohres unter der Decke des Gefäßes e steht aber das in diesem enthaltene Wasser der Ausbreitung der Luft im Wege. Da jedoch das in dem Rohre c abwärts stürzende Wasser unablässig die Luft in dem Rohre d aufwärts drängt, so muß das Wasser in e weichen und einen Ausweg suchen. Dieser ist für dasselbe nur in der feinen Sprungöffnung des mittelsten Röhrchens gegeben. Dort muß es hinaus dringen und die kleine Fontaine bilden.

Wie lange dauert nun das Springen derselben? So lange bis alles Wasser aus e hinausgedrängt ist. Alsdann ist c leer, oder richtiger mit Luft gefüllt, und f ist mit Wasser gefüllt. Dieses wird nun durch den Hahn b abgezogen und e durch den Hahn a wieder gefüllt. Es beginnt der Kreislauf auf’s Neue, und ist derselbe an unserer Figur durch die Richtung der kleinen Pfeile angedeutet.

Es versteht sich von selbst, daß die kleine Fontaine um so länger springt, je größer die Gefäße e und f sind und je enger die Oeffnung des Sprungröhrchens ist.

Der Verfertiger dieses Blumentisches, Herr Schickler in Stuttgart, schreibt darüber: „Der hier abgebildete Blumentisch hat eine passende Größe und eine gefällige Form. Der Wasserstrahl wird auf 1 1/2 Fuß

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Durchschnitt der Säule des Blumentisches.

Höhe getrieben und springt ungefähr vier Stunden ohne Unterbrechung, und es bleibt dabei die ganze Umgebung rein und trocken, so daß ich durchaus keinen Anstand nehme, diese neue Einrichtung als eine wahre Zierde für Salons um so mehr zu empfehlen, als namentlich im hohen Sommer Springbrunnen, im Zimmer angebracht, der Gesundheit sehr zuträglich sind. Einige Goldfischchen in das Bassin gesetzt, verleihen dem Ganzen noch mehr Eleganz und Zauber.“

Der Preis für diese neuen Blumentische mit Springbrunnen durch Luftdruck ist für einfachere Exemplare 75–100 fl., mit feinster künstlerischer Schnitzarbeit und Vergoldung 150 fl. Blumentische mit Springbrunnen durch Luftdruck von feinstem Eisenguß mit reichen Verzierungen schön bronzirt und vergoldet kosten 90–100 fl.

Wir können diese schöne Zimmerzierde nur bestens empfehlen.

R.