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Schicksal

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Frank Wedekind
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Titel: Schicksal
Untertitel:
aus: Die vier Jahreszeiten
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: Albert Langen, Verlag für Litteratur und Kunst
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Erscheinungsort: München
Übersetzer:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans dieser Ausgabe auf Commons
S. 80–81
Kurzbeschreibung:
Aus dem Zyklus Sommer.
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Bearbeitungsstand
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[80] Schicksal

Stürme durchtoben die bange Brust;
Stürmisches Leid und stürmische Lust
Sausen hindurch mit schaurigem Wehen,
Schleudern mich aus des Mißgeschicks Nacht

5
Auf zu des Glückes sonnigen Höhen.

Sprachlos begaff’ ich die strahlende Pracht,
Schau’ ich des Weibes hehre Gestalt,
Wie sie die Träume der Jugend verheißen,
Und es ergreift mich, mit blinder Gewalt

10
An die pochende Brust sie zu reißen.

Sie aber zieht mich auf schwellende Kissen,
Preßt mich an ihren üppigen Leib,
Und überwältigt von wilden Genüssen
Halt’ ich umklammert das schöne Weib.

15
Siehe da, gleich einem wogenden Meer

Wälzt sich gewaltig das Unglück her.
[81] Jäh zerschmetternde Blitze flammen
Nieder aus düsterem Wolkenthron;
Über dem trunkenen Erdensohn

20
Schlagen die schäumenden Fluten zusammen. – –


Als die Sonne wiederum schien,
Gleitet ein Nachen darüber hin.
Schimmernd steigt aus der Wellen Gischt
Ein Regenbogen, der bald erlischt;

25
Von dem Verunglückten fand sich nischt.