Unterm Apfelbaum
[78] Unterm Apfelbaum
Lieschen kletterte flink hinauf
Bis in die höchsten Äste,
Fing in der Schürze die Äpfel auf
Ihrer Mutter zum Feste.
Auf dem Rücken im Grase;
Mancher Apfel fiel mir ins Maul,
Mancher mir auf die Nase.
Jetzt stand Lieschen auf starkem Ast,
Ihres Leibes liebliche Last
Wiegte sich hin und wieder.
Innig umschlungen hielten sich
Splitternackt ihre Füße,
Winkten mir tausend Grüße.
[79] Durch das Röckchen sandte der Tag
Seine goldenen Strahlen,
Was darunter geborgen lag,
Schimmernd rings um die weiße Haut
Wob sich gedämpfte Helle;
Welcher Meister hat je gebaut
Prächtiger eine Kapelle.
Forderte heiß und brünstig:
Was kein irdischer Name nennt,
Werde dem Sünder günstig.
Sieh, und am nämlichen Abend schon,
Wurden der kindlichen Bitte zum Lohn
Leib und Seele gerettet.