Schrage & Roessing, Plauen, Vogtl., Mechanische Stickerei und Konfektionsfabrik

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Titel: Schrage & Roessing, Plauen, Vogtl., Mechanische Stickerei und Konfektionsfabrik
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Schrage & Roessing, Plauen, Vogtl.
Mechanische Stickerei und Konfektionsfabrik.


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Schrage & Roessing, Plauen, Vogtl.
Mechanische Stickerei und Konfektionsfabrik.

Das Haus Schrage & Roessing gehört insofern zu den führenden Firmen der sächsischen Großindustrie, als es eine ganz neue Branche, die bis 1880, dem Gründungsjahre der Firma, nur in Paris und Berlin seßhaft war, in unserem Vaterlande einbürgerte. Es ist dies die Konfektion besserer Babyartikel, Kinderkleider und Damenschürzen, zu denen sich später noch Stickereien gesellten und durch deren Einführung für die im Niedergang begriffene Mullkonfektion Plauens rechtzeitig Ersatz geschaffen wurde. Den Begründern des jungen Geschäftes, den Herren Friedrich Hermann Schrage und Erich Roessing gelang es, trotz der nicht bedeutenden Mittel, die ihnen anfangs zu Gebote standen, durch Heranziehung und Ausbildung tüchtiger Arbeitskräfte, den neuen Industriezweig der Pariser und Berliner Konkurrenz zuerst in Deutschland, später auch im Ausland bald ebenbürtig zu machen. Die Arbeiterfrage verursachte indes, noch dazu bei der schnellen Entwicklung des Unternehmens, ziemliche Schwierigkeiten. Die bisher in Plauen auf sogenannten Dresdener Nähmaschinen beschäftigten Arbeiterinnen, welch’ erstere wohl die Fabrikation leichter Mullkonfektion, nicht aber solider Wäscheartikel ermöglichten, waren schwer zu bewegen, an den von der Firma Schrage & Roessing gestellten neuen Maschinen zu arbeiten, die weniger produzierten, dagegen ein besseres und haltbares Fabrikat lieferten.

Heute gelten die Artikel des in Frage stehenden Hauses als die besten, die überhaupt fabriziert werden. Nachdem für dieselben Deutschland als Hauptabsatzgebiet gewonnen worden war, wurde zum Export übergegangen, der sich vorwiegend auf England, Holland und Amerika erstreckt, wo die kleinen niedlichen Babysachen und Kinderkleidchen gern gekauft werden und allgemein beliebt sind.

Nachdem einmal das Unternehmen in Gang gebracht und seine Fabrikate auf dem Markte eingeführt waren, schritt seine Entwicklung kräftig vorwärts. Bereits drei Jahre nach Begründung des Etablissements reichten die bisher zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten nicht mehr aus. Der Betrieb wurde daher in das einstmalige alte Theater verlegt, das früher schon als Spinnerei gedient hatte und nunmehr von den Herren Schrage & Roessing mietweise übernommen wurde. Wieder einige Jahre später, als auch dieses Domizil sich als zu klein erwies, mußten noch Neben-Häuser hinzugemietet werden, so daß die Anlagen der Firma jetzt einen ganzen Komplex von Gebäuden beanspruchen, in denen 140–160 Arbeiterinnen beschäftigt werden und 85 Näh-Maschinen, 3 Schiffchenmaschinen, 4 Handmaschinen und 1 Gasmotor im Gange sich befinden. Zur Zeit der hohen Saison beschäftigt die Firma, die als Rohprodukte hauptsächlich baumwollene, wollene und seidene Stoffe verarbeitet, außerdem noch 50–70 Handstick­-Maschinen im Lohne außer dem Hause. Neuerdings hat die Firma Schrage & Rössing ein [Ξ] Patent erworben, welches gestattet, auf Strickmaschinen gleicherzeit zu drucken, es steht zu erwarten, daß diese Versuche erfolgreich sind und der Maschinenstickerei neue Erwerbszweige erschlossen werden.

Eine besondere Anerkennung verdient eine für das Arbeiterpersonal bestimmte humanitäre Einrichtung der Firma. Dieselbe hat in Bad Elster eine Erholungsstation begründet, welche in den Sommermonaten alte, bewährte Arbeiterinnen aufnimmt und ihnen mit Hilfe des Entgegenkommens der Regierung Bäder und Wohnung gewährt.

Ein Beweis dafür, welche Beachtung von maßgebender Stelle den industriellen Bestrebungen der Firma Schrage & Roessing entgegengebracht wird, ist die Thatsache, daß der sächsische Minister des Innern, Wirklicher Geheimrat von Metzsch, Excellenz, sowie der Vorsitzende des Kaiserlichen Deutschen Patentamtes, Excellenz von Bojanowsky, ihrem Etablissement einen Besuch abstatteten und es aufs eingehendste besichtigten. Leider hat die deutsche Zollpolitik vielfach hindernd im Wege gestanden, den jungen Industriezweig, den die Herren Schrage & Roessing in Sachsen heimisch machten, zur vollen Entfaltung zu bringen. So ist es seit dem Jahre 1886 nicht mehr möglich, Österreich als Absatzgebiet in Aussicht zu nehmen; seit dem in jenem Jahre eingeführten Zolltarif ist die Konkurrenz dort so erstarkt, daß ein lohnendes Geschäft nicht mehr zu erzielen ist, andere Länder sind dafür erschlossen. Für das rastlose Streben des Herrn Erich Roessing, der ein ebenso geschickter Fabrikant als Kaufmann ist, gab es keinen Stillstand, der österreichische Ausfall mußte gedeckt werden und daß solches der Fall ist, beweist die im Jahre 1892 erfolgte Vergrößerung.

Trotzdem Herr Hermann Schrage, Associé und Mitbegründer des Hauses, ein überaus tüchtiger Fabrikant, zu Anfang des Jahres 1890 durch den Tod abgerufen wurde, gelang es Herrn Erich Roessing, der die Firma unter unverändertem Namen fortführt, die Lücke, welche der Tod gerissen, auszufüllen und das Geschäft auszubauen und weiter zu vergrößern.