Schuster & Co., Markneukirchen, Musikinstrumenten-Manufaktur

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Titel: Schuster & Co., Markneukirchen, Musikinstrumenten-Manufaktur
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Schuster & Co., Markneukirchen
Musikinstrumenten-Manufaktur und Saiten.


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Schuster & Co., Markneukirchen
Musikinstrumenten-Manufaktur.

Eine der ältesten und edelsten, dem Kunstgewerbe nahe verwandten Industrieen Sachsens ist die Verfertigung von Musikinstrumenten in und um Markneukirchen.

Schon um 1580, also vor 300 Jahren, ist der älteste Zweig derselben, die Verfertigung von Saiteninstrumenten, nachweisbar, so daß weder die gleiche französische Industrie in Mirecourt in Frankreich (1690), noch die Mittenwalder Industrie (1684), aber auch nur wenige der übrigen sächsischen Industrieen, die erzgebirgische Spitzenklöppelei nicht ausgeschlossen, ein ähnliches Alter aufzuweisen vermöchten.

Diese Industrie, welche die Stürme des 30jährigen Krieges nicht nur glücklich überdauerte, sondern sogar durch Zufluß intelligenter Arbeitskräfte – um des Glaubens willen vertriebener Instrumentenmacher des nahen Böhmens – neu befruchtet wurde, hat sich mit der Dauer ihres Bestandes im Gegensatz zu derjenigen Mirecourts und Mittenwalds zu einer überaus vielseitigen herausgebildet. Im 17. und 18. Jahrhundert trat die Pfeifen-, die Waldhorn- und die Trommel­-Macherei oder die Verfertigung von Holz-, von Metallblas- und von Schlaginstrumenten hinzu, so daß gegenwärtig in Markneukirchen alle Arten von Orchesterinstrumenten verfertigt werden.

Einen besonders hohen Aufschwung hat in neuerer Zeit, veranlaßt durch die Erfindung der Ventile und durch vielfach veränderte und vermehrte Gestaltung und Bauart die Fabrikation von Blechblasinstrumenten erfahren.

Die Bildung von Harmoniekapellen ohne Streichinstrumente, besonders aber die moderne Entwickelung der Militärmusik und der hierdurch gesteigerte Bedarf einerseits, wie die bedeutend erleichterte Fabrikation durch maschinelle Herstellung gewisser Bestandteile, als Schallstücke, Röhren etc. anderseits, gab Veranlassung zur Gründung einer größeren Fabrik im Jahre 1862 durch die Herren Ludwig Schuster, Ernst Paulus, Albin Bauer und Ernst Eschenbach. Da dieses Unternehmen zugleich durch Beschaffung von Bestandteilen der Gesamtindustrie zu dienen berufen war, erfuhr es die thatkräftige Unterstützung der königlich sächsischen Staatsregierung in Gestalt eines Darlehns. Unter der Firma des Unternehmens Paulus & Schuster fand neben der Erzeugung von Halbfabrikaten die von Ludwig Schuster, dem Mitinhaber der Fabrik, schon längst mit anerkanntem Rufe betriebene Verfertigung von vollständigen Blechblasinstrumenten erwünschten Fortgang, begünstigt durch mancherlei Maschinen und großindustrielle Einrichtungen, [Ξ] welche die Firma bald zu einer der ersten bestehenden auf dem Gebiete des Musikinstrumentenbaues erhob. Mit seinen reichen Erfahrungen, seinem unermüdlichen Streben, seiner besonderen Begabung auf diesem Felde erwarb sich der Genannte durch Einführung neuer Arbeitsmethoden, moderner Hilfsmittel nicht nur um das eigene Geschäft, sondern um die Gesamtindustrie große Verdienste. In seinem Geiste leitet gegenwärtig sein einziger Sohn, Herr Arnold Schuster, und dessen Geschäftsteilhaber, Herr Richard Lederer, unter der Firma Schuster & Co. das Geschäft, welches außer der Selbsterzeugung aller Arten von Blechblasinstrumenten, z. B. die Ausrüstung ganzer Militärkapellen aller Nationen, auch noch den Versand aller Arten von Saiten- und Holzblasinstrumenten, somit die Ausrüstung ganzer Orchester, Harmonie­-Kapellen, wie den Bedarf des einzelnen Solisten umfaßt. Auch die Erzeugung und Versendung von Schlaginstrumenten zur Janitscharenmusik, als Glockenspiele, Schellenbäume, Becken etc., sowie die Lieferung von Schlaginstrumenten und allerlei Bedarf des Musikers, als Bögen, Saiten etc. macht sich das Geschäft zur Aufgabe. Ein Gang durch den Mustersaal des Hauses gehört zu dem Interessantesten, was Markneukirchen zu bieten vermag und gibt einen Überblick über die Vielseitigkeit des Geschäftes sowohl, als über die Vorzüglichkeit und Sauberkeit, mit welcher die Waren angefertigt sind.

Die Zahl der Arbeiter, welche Schuster & Co. im eigenen Hause beschäftigen, beläuft sich gegenwärtig auf ca. 100 Köpfe, jedoch sind eine bei weitem größere Zahl von Arbeitern in der Hausindustrie für die Firma thätig. Die Fabrik arbeitet mit Dampfkraft und besitzt eigene Gießerei und Lotmahlmühle. Für die Herstellung der Metallblasinstrumente werden die für den Instrumentenbau eigens hergestellten biegsamsten Messing- und Neusilberbleche verwendet. Die Verzierungen mittels Prägung, Gravierung, Vernickelung, Versilberung oder Vergoldung stehen völlig auf der Höhe der Zeit.

Das Absatzgebiet der Firma erstreckt sich – bei einem Jahresumsatz von 300 000 Mk.– auf Deutschland, Rußland, Skandinavien, Dänemark, Holland, Belgien, die Schweiz, England, Nordamerika, Brasilien und die übrigen Republiken Süd- und Mittel­-Amerikas, Indien, Südafrika, Neuholland und Neuseeland. Der Firma Schuster & Co. sind mehrfach ehrende Auszeichnungen zu teil geworden. Bereits 1868 beehrte König Johann von Sachsen das Etablissement mit seinem Besuche und nach ihm in den Jahren 1880 und 1892 Se. Majestät König Albert. In den seltenen Fällen, wo die Firma öffentlich ausstellte, wurde sie preisgekrönt, z. B. 1865 in Oporto, 1875 in Dresden und 1876 in Philadelphia.

Die Entwickelung des Hauses Schuster & Co. bietet nach dem Gesagten ein Bild stetigen und gesunden Fortschrittes, den weder geschäftliche Krisen, wie die zur Zeit der amerikanischen Bürgerkriege 1863/1864, noch elementare Ereignisse, z. B. die Demolierung der 60 Ellen langen Fabrikesse und Zerstörung der Vorratsgebäude im Jahre 1881, noch auch persönliche Veränderungen in der Leitung des Geschäfts zu hemmen vermocht haben.