Tonkünstlerverein, dem Sächsischen Kunstverein, den Logen, dem Arbeiterbildungsverein (Febr. 1861), dem Gewerbeverein (Jan. 1834) – um nur die allgemeinsten zu nennen, – gab es nach dem Adreßbuch von 1869 an wissenschaftlichen Vereinen schon ganz überwiegend naturwissenschaftlich-technische. Dank Carus war zu der Zeit (seit Dez. 1862) der Sitz der kaiserlich Leopoldinischen Akademie hier, die Gesellschaft für Natur- und Heilkunde (seit Sept. 1818), von der Chirurgisch-Medizinischen Akademie ausgegangen, deren Ende vor kurzem endgültig geworden war (1863), die alte Ökonomische Gesellschaft des Königreichs Sachsen (1764, seit 1815 hier), die „Flora“ (Febr. 1828), die „Isis“ (Dez. 1833), die Naturwissenschaftliche Gesellschaft (1844), die neue Gesellschaft für Botanik und Zoologie (Aug. 1868), der Ärztliche Verein (1862) u. a., an technischen: der Sächsische Ingenieurverein (März 1846) mit Dresdner Bezirksverein (1856), der Verein Dresdner Architekten (März 1864), der Verein praktischer Geometer (Sept. 1854), deren Verbindung und Erweiterung hier nicht zu verfolgen ist. Dagegen an literarischen nur (seit April 1863) der Literarische Verein und ein English Club (Sept. 1852), wenn man von der Tiedge- und Dresdner Schillerstiftung (1841 bzw. 1854) absieht. Ein Dresdner volkswirtschaftlicher Ortsverein mit Petermann und Schraps, die ja beide erst vor kurzem (1913 und 1917) aus dem Leben schieden, bestand seit November 1860; der Verein für Erdkunde seit März 1863.
Der Vergangenheit widmeten sich nur der Königlich Sächsische Altertumsverein (19. Jan. 1825) und der junge Verein für Münz-, Wappen- und Siegelkunde (1867).
Wir sehen bei dieser Aufzählung in ein Stück Entwicklung der Dresdner Geistesgeschichte hinein. Die neue Zeit mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und technischem Fortschritt war auch hier eingezogen; nach der Chirurgisch-Medizinischen Akademie gewannen die Technische und die Tierärztliche Hochschule (seit 1828 bzw. 1851 und seit 1856) steigende Bedeutung. Die Fachvereinigungen dieser Richtung bildeten sich schon aus (ebenso wie in den kaufmännischen und gewerblichen Kreisen).
Die historisch-literarischen Ziele traten, – wie wir zugeben müssen: allgemein – zurück. Wohl waren in Deutschland – nach ganz geringen, jetzt noch lebendigen Anfängen früherer Zeit (1697 Deutsche Gesellschaft in Leipzig, 1771 Fürstlich Jablonowskische Gesellschaft ebendort, 1779 Oberlausitzer Gesellschaft in Görlitz, 1807 Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur usw.) – erst nach 1819, dem Jahr der Gründung der Monumenta Germaniae durch G. H. Pertz und Frh. vom Stein, und nach 1830 immer mehr größere geschichtliche Landesvereine entstanden, so daß bis 1869/70 der jetzt vorhandene Umkreis etwa geschlossen war. Doch die ortsgeschichtlichen Vereine waren erst gering an Zahl und meist jung (1826 Freiburg i. B., 1830 Bamberg, 1839 Hamburg, 1847 Schwäbisch-Hall, 1853 Wien Altertumsverein, 1857 Frankfurt a. M., 1861
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/12&oldid=- (Version vom 14.9.2022)