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Der jüngling giebt dem knaben wohl einen ring, dieser aber wendet ihn nicht an, sondern kommt mit hilfe eines zauberbuches, das er findet, unter der erde fort. Vom sohn des grosswesirs und der entrückung der königstochter in das gemach des helden des märchens ist mit keinem wort die rede. Das zweite, das palermitanische märchen, klingt in seinem ersten teil noch stärker an das märchen von Aladdin an; u. a. führt den knaben ein zauberer, der sich für seinen oheim ausgiebt. Es erzählt auch vom verschwinden der zauberlaterne: der zauberer entwendet sie, und der palast des knaben verschwindet. Die wiedergewinnung des zaubergegenstandes aber ist ganz verschieden. Der knabe macht sich auf die suche, kommt in den besitz eines beutels, eines mantels und zweier zauberstiefel, gewinnt sich die dankbarkeit einer ameise, eines adlers und eines löwen, indem er einen toten esel unter sie verteilt, wandert mit dem nordwind ans ende der welt, wo sein weib ist, bis es ihm schliesslich gelingt den zauberer zu töten.

Auch diese varianten, von denen die erste nur ein bruchstück ist, während in der zweiten die wiedergewinnung des zaubergegenstandes ganz auf fremde märchen zurückgeht, sind ohne zweifel ebenfalls von dem buchmärchen hervorgerufen. Ebenso verhält es sich wahrscheinlich auch mit den anderen von Coote angeführten beispielen, wenn sie nicht möglicherweise z. t. auch varianten des zauberringmärchens darstellen. Coote scheidet nämlich nicht genug zwischen dem zauberring- und dem Aladdinmärchen. Dass das erstere mit seinen dankbaren tieren in Griechenland bekannt ist, berechtigt keineswegs zu dem schlusse, dass das märchen von Aladdin durch griechische vermittlung nach Italien gekommen wäre.

Wir unsrerseits kennen noch ausserhalb des italienischen gebietes zwei märchen, die berührungspunkte mit dem Aladdinmärchen haben:

Berbermärchen (Basset, nr. 29, s. 61). „Taleb“ (?) kauft einen mann. An einer stelle spricht er zauberformeln aus: die erde öffnet sich, der mann hinein. Taleb: „Bring die lampe, den leuchter und den kasten!“ Der mann steckt den kasten in die tasche, sagt, er habe sie
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Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/90&oldid=- (Version vom 31.7.2018)