Seite:Abschaffung des Christenthums Swift.pdf/4

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Liebe zur Gerechtigkeit, und aus geziemender Sorgfalt für die Freyheit, beydes des Volkes und der Presse, vormals unter schwerer Strafe verboten hatte, nichts wider die[1] Union weder zu reden noch zu schreiben, noch auch einige Wetten dargegen anzustellen, gleich ehe sie noch von dem Parlamente ist bestätigt worden: Man sah nemlich dieses als einen lautern Eigensinn an, wodurch man sich der allgemeinen Neigung des Volkes zu widersezen suchte welches nicht allein thöricht ist an sich selbst, sondern auch noch offenbar gegen den Grundsaz anläuft, der die Stimme des Volkes zur Stimme Gottes macht.

Eben so, und um derselben Ursachen willen mag es vielleicht weder sicher noch klug gehandelt seyn, wider die Abschaffung des Christenthums zu einer Zeit zuschreiben, da alle Parteyen so einmüthig entschlossen dazu scheinen, gleich wir solches, nach ihren Handlungen Reden, und Schriften zu urtheilen, wol nicht läugnen können. Inzwischen bin ich doch so unglüklich, ob aus

    [4] wol vorzustellen, damit er nicht ein unvernünftiges und ganz verkehrtes Urtheil über diese gegenwärtiqe Schrift unsers Verfassers fälle. Sie ist ein Meisterstük einer Satyre, darinn als mit einem zweyschneidenden Schwerd sowol die Atheisten, starken Geister und Feinde aller Religion, als auch die blossen Maul-Christen zugleich verspottet werden. Folglich muß man sich hüten, daß man die Spottreden des Verfassers nicht gerade zu aufnehme, sondern wol nachsinnen, auf was sie abzielen: Er siehet immer mit einem Auge auf die groben Atheisten, und Lästerer der Religion; und mit dem andern auf die, welche sich Christen nennen, dabey aber die Christenpflichten ganz und gar nicht ausüben.

  1. Die berühmte Union der beyden Reiche Schottland und England, unter der Königin Anna.