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der linken Hüftbeuge. Vor einem Jahre Lues. Seither kein Ulcus, keine periphere Verletzung. Bauchorgane und Wirbelsäule intakt. Doppelseitiger Lungenspitzenkatarrh, Urinbefund normal. Neurofibrom in der Gegend der linken Niere. Meine daran anschließende Frage nach Enuresis wird bejaht, ebenso die nach Ejaculatio praecox. (Minderwertigkeit der unteren Segmente, Lokalisation von Tuberkelbazillen in der Inguinaldrüse?) Überaus lange Beine, dürftiger Rumpf. Träumt häufig von Wasser und Feuer.

37. Max Sch., Beamter, 38 Jahre alt, klagt über Angstzustände, Herzklopfen, zeitweilige Anfälle von Bewußtlosigkeit. Häufig Schwimmträume. Frage nach Enuresis wird bejaht.

38. Paula D., 37 Jahre alt, Kaufmannsfrau, halluziniert während eines Typhus, daß das Haus brenne und man die Kinder retten müsse. Eine sonst mutige Frau, gerät sie jedesmal in ungeheure Angst, sobald sie das Feuerwehrsignal hört. Familiäre Enuresis.

39. Sophie L., 32 Jahre alt, Beamte, leidet seit ihrem 12. Lebensjahre an Angstvorstellungen, Platzangst, schreckhaftem Aufschreien des Nachts. Träumt oft vom Feuer und Regen, der sie durchnäßt. Enuresis bis zum 11. Lebensjahre.

40. Alexander H., 22 Jahre alt, leidet seit Kindheit an Kopfweh, Müdigkeit, Schwindel, Stottern und an Angst- und Zwangsvorstellungen. Eine seiner Zwangshandlungen besteht darin, daß er sich oft mit den schmutzigen Schuhen ins Bett legte, „trotzdem“ er sich klar darüber war, das reine Bett, auf das seine Mutter sehr viel Gewicht legte, zu beschmutzen. Diese Zwangshandlung trat auf, als er die Enuresis (um das 10. Jahr) überwunden hatte, zu einer Zeit, wo er sich im starken Gegensatz zu seiner Mutter befand. Liebt es, stundenlang ins Feuer zu sehen. Schwimmträume. Sexuelle Frühreife.

41. Johanna H., 44 Jahre alt, klimakterische Beschwerden. Leidet seit längerer Zeit an Angst- und Zwangsvorstellungen und Platzangst. Gelegentlich der Analyse einer Zwangshandlung taucht der Verdacht auf infantile Enuresis auf, die Patientin für sich leugnet, für ihren Bruder zugibt.

42. Dr. Max P., 27 Jahre alt, klagt über Angst und Erregung, die ihn jedesmal nach dem Sexualverkehr befällt. Bei versuchter Abstinenz treibt es ihn aus dem Hause, durch die Gassen und Straßen, bis er wieder zu Prostituierten flüchtet (Wanderneurose?). Häufige Pollutionen. Ejaculatio praecox. Mehrfache Minderwertigkeitssymptome. Enuresis bis zum 12. Jahre. Ungemein ehrgeiziger, sehr begabter Mensch. Andeutung von Spina bifida sacralis, Naevus pigmentosus in

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Adler: Studie über Minderwertigkeit von Organen. Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien 1907, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AdlerStudie.djvu/101&oldid=- (Version vom 31.7.2018)