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der rechten Hüftbeuge, mehrere Hämangiome unterhalb der linken Nierengegend. Segmentale Minderwertigkeit. Patient versuchte, sein Leiden durch angestrengte „Touristik“ zu bessern. Siehe auch oben das triebartige Laufen durch die Straßen. Die mütterliche Linie weist mehrere Psychosen auf.

43. Alexander E., 33 Jahre alt, mit hypochondrischen Anwandlungen seit der Pubertät, klagt über plötzlich auftretende Angstzustände und Furcht vor einem drohenden Unglück. Vergeßlichkeit, Unlust und Unfähigkeit zur Arbeit. Frühzeitige Masturbation, die bis in die letzte Zeit fortgesetzt wird. Bakteriurie. Schlaffer Sphinkter. Enuresis bis zum 8. Lebensjahre.

44. Julius N., Gelbgießer, 33 Jahre alt; Anwandlungen von Suicidideen, Beeinträchtigungsideen, Unfähigkeit zur Arbeit wegen eintretenden Kopfschmerzes und Schwindels. Seit einem Jahre sexuelle Impotenz. War frühreif und litt bis zum 12. Lebensjahre an Enuresis. Starke Neigung zu religiösen Vorstellungen stand in Beziehung zu sexuellen Motiven aus seiner Kindheit. Homosexuelle Neigungen.

45. Moritz Sch., 40 Jahre alt, Kaufmann, klagt über plötzlich auftretende Angstzustände im Haus, im Geschäft, auf belebten Straßen. Dabei Schwächegefühl in den Beinen und Schmerzen im Kreuz. Furcht vor Schlaganfall und Tabes. Gibt zeitweilige Impotenz an. Teilweise Verwachsung der Glans mit dem inneren Präputialblatt. Enuresis bis zum 12. Jahre. Zeitweise Spuren von Albumen im Urin. Vater mit 50 Jahren an Herzschlag gestorben. Neurosen bei mehreren Geschwistern. Trieb eifrig Ruder- und Schwimmsport. Beine für den kolossal entwickelten Rumpf zu kurz.

46. Otto St., 13 Jahre alt, Gymnasiast, hat im Anschluß an Pertussis mehrere Anfälle gehabt, in denen er keuchend und mit den Beinen zappelnd, mit angstverzerrten Zügen im Bett oder im Zimmer herumsprang, sich losriß, wenn man ihn halten wollte, bis er sich endlich nach etwa 10 Minuten beruhigte. Seine Erinnerung an den Anfall war nicht völlig verlöscht, er wußte, daß „mit ihm etwas vorgegangen“ sei. Zumeist ließ sich ein Zusammenhang dieser Anfälle mit unerfüllten Wünschen nachweisen. War stets ein wilder Knabe, der mit seiner Stiefmutter in Hader lebte. Enuresis bis auf den heutigen Tag, zuweilen Pavor nocturnus.

47. Leonore B., 20 Jahre alt, begann mit 7 Jahren zu „zappeln“, d. h. sie hatte Anfälle, in denen sie mit den Beinen Bewegungen vollführte, wie Kinder, wenn sie eine volle Blase haben. Dazu schlenkerte sie mit den Armen und verdrehte den Rumpf. Zum

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Adler: Studie über Minderwertigkeit von Organen. Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien 1907, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AdlerStudie.djvu/102&oldid=- (Version vom 31.7.2018)