Adolf Glaßbrenner: Der Weihnachtsmarkt. In: Berliner Volksleben 1, S. 233–272 | |
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Stud. med. Mach’ keine schlechten Witze!
Baron. Zum Donnerwetter, mach’ Du nur keine, und spiele mit mir hier nicht Komödie! Für so bornirt wirst Du mich doch nicht halten, daß ich an Deine platonischen Sentiments glauben könnte. Ich seh’ Dich schon als Romeo nach dem Colosseumball unter der Gaslaterne, gerade wenn der Nachtwächter vier Uhr tutet, auf der Straße Deiner Julia harren. Das Fenster öffnet sich, die Putzmacherin kriecht durch, steigt auf den Kellerhals, reicht Dir, dem Hinankletternden, die zarte rothe Hand im Handschuh – der Du sein möchtest, um ihre Wange zu küssen – und flüstert Dir fragend zu: „Seind Sie es, Studente?“
Stud. med. Das paßt nicht auf meine Angebetete dort, auf jenen Glanz in solcher niedern Hütte. Uebrigens fühle ich gegenwärtig einen bedeutungsvollen Durst, ich kann wohl sagen: mehrere Dürste. Wir wollen in die Weinkneipe; ich habe Pump. Ich kenne einen Weinhändler, der sehr leichtsinnig in dieser Hinsicht ist.
Baron (nimmt ihn unter den Arm). Dem Manne kann geholfen werden.
Geschrei: Walddeibelverkoof! Hallohverkoof!
Spielwaarenhändler Knipske (steht, sehr bunt und auffallend gekleidet, in seiner Bude, lockt die Vorübergehenden an und unterhält die Anschauer seiner Waaren, indem er so viel wie möglich witzig zu sein strebt). Nun, meine schwerdgewetzten Herren und Damen, haben Sie die Güte, gegen sofortige baare Bezahlung nach Belieben zuzulangen. Mein erst Gefühl sei Preuß’sch Courant, mein zweites
Adolf Glaßbrenner: Der Weihnachtsmarkt. In: Berliner Volksleben 1, S. 233–272. Engelmann, Leipzig 1847, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_Gla%C3%9Fbrenner-Der_Weihnachtsmarkt.djvu/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)