Seite:Adolf von Stählin - Das landesherrliche Kirchenregiment.pdf/52

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hat, oder sie löse dieses Verhältniß und stelle sich ganz auf sich selbst, und verzichte auf all das, was ihr der Staat an öffentlichem Ansehen und äußern Hilfsmitteln eingeräumt, was sie durch die Verbindung mit ihm an wesentlichen Voraussetzungen für Erreichung ihrer volkspädagogischen Aufgabe hatte. Wahrlich wir wollen nicht Fleisch für unsern Arm halten; wir wollen uns allein stützen auf den Herrn und seine ewige Verheißung; wir wollen ja nicht die Mahnung des Herrn Verfassers überhören, uns zu gürten und uns auf den Auszug gefaßt zu machen; wir wissen nicht, ob die Stunde nicht bald schlägt, wo wir um des Gewissens willen ausziehen müssen. Wir wollen aber auch, was uns der Herr der Kirche an äußern Stützen für unsern Lebensstand und Lebensberuf gegeben, als einen Stab für unsere Wanderung durch das Leben des Volkes, nicht selbst ohne die dringendste Noth zerschlagen; wir wollen ihn nicht versuchen, und uns in unsern Freiheitsgedanken unbesehens einem Zustand zutreiben lassen, wo wir nicht blos ehrlich staatsfrei, sondern auch vogelfrei unter dem Himmel werden könnten, wo wir kein größeres Maß geistlicher Kräfte, keine größere Zeugnißkraft, kein größeres Heldenthum der Entsagung und Weltverleugnung nach Innen, nach Außen und Innen zugleich aber viel Unsicherheit und Zerfahrenheit, weit hemmendere Fesseln, wenn auch anderer Art, als zuvor, Anfechtungen eigener Schwachheit und fremder Ungunst, ein gedrücktes kümmerliches Dasein in uns selber und eine Unfähigkeit wirksamer Einwirkung nach Außen haben könnten. Man gestehe es sich doch zu, daß unsere Kirchenverfassung auch mit unserer eigenen Schwäche von Anfang an zusammenhing und noch zusammenhängt. Der Begründer des Collegialsystems, der alte Pfaff, sagte nicht ohne einen Stachel der Wahrheit, die Obrigkeit gehöre nicht zur Kirche als Kirche, die Kirche bestehe nur aus Lehrern und Zuhörern; aber die Kirche sei durch die Menge ihrer verdorbenen Glieder in ein Unvermögen gefallen, sich selbst zu regieren und kann deshalb ohne die obrigkeitliche Gewalt nicht erhalten werden. Wir sagen dieß mit Rücksicht auf die empirische Kirche und ohne das Schiefe zu übersehen, das diese Aeußerung zugleich enthält. Das wäre freilich das Beste, wenn wir alles Gute,