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 Es ist ein großes Verdienst, daß uns Moritz v. Engelhardt (Dr. u. Prof, der Theol. in Dorpat) in seiner in vieler Beziehung ausgezeichneten dogmenhistorischen Monographie (Das Christenthum Justin’s des Märtyrers, eine Untersuchung über die Anfänge der katholischen Glaubenslehre. Erlangen 1878, Deichert (IV u. 490 S. gr. 8.) eine der bedeutungsvollsten und einflußreichsten Erscheinungen der ältesten Kirchengeschichte von Neuem in umfassender Darstellung vorgeführt hat. So viel über Justin in den letzten Jahrzehnten auch geschrieben worden ist, seit dem noch immer anziehenden und lehrreichen Werke von Semisch, das Anfangs der vierziger Jahre erschien, liegt, abgesehen von der unkritischen, auf naturalistischem Boden stehenden Schrift des Franzosen Aubé, keine größere Arbeit von Justin vor.

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 Mit Recht sagt Weizsäcker in der viel Förderndes enthaltenden Abhandlung: Die Theologie des M. J. (Jahrb. f. deutsche Theol. XII, S. 60), was der hier vorliegenden Ausgabe eine unerschöpfliche Anziehungskraft gebe, sei nicht nur die geistige Kraft und Bedeutung des Mannes, sondern fast noch mehr die Zeit seines Auftretens. Eine Fülle entscheidender Fragen drängt sich bei der Betrachtung Justin’s auf, die Frage über den Charakter des Urchristenthums, über das Verhältniß von Juden- und Heidenchristenthum, über die inneren Motive der in vieler Beziehung räthselhaften Entwickelung der Kirche unmittelbar nach dem Heimgang der Apostel, über die Natur des theologischen und dogmenbildenden Prozesses, über die Berechtigung der Verbindung des Christenthums mit außerchristlichen Lebens- und Geisteselementen, von so vielen Detailfragen abgesehen, auf welche v. E. mit anerkennenswerther Sorgfalt eingegangen ist. Es liegt sehr viel an dem Verständniß Justin’s,

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Adolf von Stählin: Justin der Märtyrer. Dörffling und Franke, Leipzig 1880, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_Justin_der_M%C3%A4rtyrer.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.10.2017)