Seite:Adolf von Stählin - Trost und Mahnung für die Kirche des Herrn.pdf/13

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weiter zusammen, Geliebte, all die Beispiele heldenmütigen Glaubens, selbstverleugnender, im Dienste Gottes und der Brüder sich verzehrender Liebe, ausdauernder Geduld auch bei bitterstem Kreuze, sichtlicher Gebetserhörung, freudiger Todesüberwindung, wunderbarer Verbindung himmlischen Sinnes mit treuester Erfüllung der Erdenpflichten, die in jenem Vereine sich finden. Da soll der Unglaube auftreten und Rede stehen. Hier sind unwiderlegliche Thatbeweise, daß höhere Kräfte hereinwirken in diese von Sünde und Tod beherrschte Welt. Hier ist das unmittelbarste Zeugniß der Gegenwart Christi und seiner erneuernden Gnade. Und wenn von dem engen Kreise der Gemeinde Christi ein neues Leben auf die Welt, alle Ordnungen, Gemeinschaften und Verhältnisse, ein besserer, edlerer, menschlicherer Sinn und Geist, ein Geist der Liebe und Erbarmung ausgegangen ist, wenn von dem großen Evangelium aus, daß wir in Christo Brüder und Schwestern sind, die härtesten Gegensätze ausgeglichen worden sind, ein Bewußtsein von Menschenrecht und Menschenwürde aufkam, von dem man vorher nichts wußte – zeugt dieß nicht alles von dem reichen Leben, das die Kirche in ihrem Schooße trägt?

 Meint ihr nun, Geliebte, daß diese Lebenskette abgerissen, daß dieser Lebensstrom abgedämmt sei? Nein, Geliebte, er fließt auch jetzt noch. Und fragt ihr nach dem Bette, das er sich gegraben: Wort und Sacrament ist es. In sie hat der Herr seine schöpferischen Kräfte niedergelegt; mit ihnen, nicht mit äußerer Gewalt hat er all seine Siege erfochten. Denn Gott liebt es, mit Geringem und Unscheinbarem das Größte auszurichten. Darum schart euch um diese Mittel göttlicher Gnade! Oder glaubt ihr, daß das Evangelium matt und altersschwach geworden sei in diesen achtzehnhundert Jahren? Glaubt ihr, daß der Herr seine Verheißungen von seinen Gnadenstiftungen zurückgezogen hat? Nein, Geliebte, der Herr ist nicht ein anderer geworden, seine Verheißungen fallen nicht dahin, sein Evangelium trägt die alte und doch ewig neue Gotteskraft in sich. Auf uns kommt es nur an, die in Wort und Sacrament dargebotenen Gnadenkräfte im Glauben zu ergreifen, um in die Gemeinschaft aller derer einzutreten, die das Leben des Herrn und seiner Kirche wahrhaft in sich tragen.

 Oder brauchen wir etwa jenes Leben nicht, das allein diesen