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Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/105

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Rothnausslitz.

Rothnausslitz, wendisch Czerwene Nosslizy, liegt im Budissiner Niederkreise der Oberlausitz eine und eine halbe Stunde von Bautzen entfernt an der Strasse nach Bischoffswerda. Vier Gärtnerwohnungen und eine Häuslerwohnung bilden einen isolirten Theil des Dorfes unter dem Namen der Rothnausslitzer Häuser, und achtzehn Häuser einen zweiten unter dem Namen Carsdorf. Der Ort ist in das nahe Göda eingepfarrt, hat jedoch eine eigene Schule.

Das hiesige Rittergut war in der frühesten Zeit Besitzthum der mächtigen Burggrafen von Camenz, von denen es um 1420 an die Herren von Ponikau und von diesen an die Familie von Nostitz kam. Zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts gehörte Rothnausslitz einem Herrn von Vitzthum-Eckstädt, aber 1744 bereits wieder einem Herrn von Nostitz und 1770 Hans Christoph von Nostitz. Im Jahre 1800 besass das hiesige Rittergut Dr. Carl Gottlob Compass, der es kurz vorher erkauft hatte und seiner Tochter als Erbe hinterliess. Der jetzige Eigenthümer des Gutes Rothnausslitz ist deren Sohn, Herr C. W. von Brescius.

Rothnausslitz ist in die Kirche zu Göda eingepfarrt, welche unter allen Sächsischen Parochieen unbedingt die stärkste ist. Die hiesige, dem heiligen Peter und Paul gebaute Kirche wurde im Jahre 1076 erbaut, und wird in Urkunden des sechszehnten Jahrhunderts noch eine Stiftskirche und ein halber Dom genannt, welche Benennungen auf ihre ehemalige Wichtigkeit schliessen lassen. An der Kirche sind ein Pfarrer und ein Diakonus angestellt, und die geistliche Wohnung war sonst ein bischöflich Meissnisches Schloss, mit Mauern, Gräben und Thoren befestigt, wohin eine steinerne Brücke führte. Vor dem dreissigjährigen Kriege war das Kirchspiel noch ausgedehnter als jetzt, indem während jener aufgeregten Zeit mehr als dreissig Dörfer theils zum Katholicismus zurückkehrten, theils sich an nähere Kirchen anschlossen. Bis zum Jahre 1580 befand sich zu Göda ein aus sechs Glocken bestehendes in ganz Deutschland berühmtes Geläute das durch einen Brand sammt den Kirchthurm verloren ging. Auf der hiesigen Pfarre übernachtete im Jahre 1707 der Polnische Gegenkönig Stanislaus. Pfarre und Schule stehen unter der Inspektion Bischofswerda.

Rothnausslitz gehört zu den Dörfern, welche im Hussitenkriege fast gänzlicher Verwüstung anheimfielen, auch wurde der hiesige Rittersitz von den wilden Böhmen angezündet, „dass das Forbergk lange Zeit wüste gelegen.“ Im Jahre 1568 herrschte eine starke Pest und 1633 wurde der Ort von Wallensteinischen Kriegsleuten geplündert. In den Jahren 1706, 1707 sowie 1812 bis 1814 trafen Rothnausslitz gleichfalls bedeutende Kriegsdrangsale. – Zu Anfang des elften Jahrhunderts war Rothnausslitz ein Vasallengut der Burgwarte Godiwa.

O. Moser.     




Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/105&oldid=- (Version vom 31.7.2018)