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In westlicher Richtung erhebt sich die Gegend nun in sanften Ansteigen, wogegen nordwestlich der Pickaer Berg fast wieder so hoch wie der Beli-Bog empor ragt, mit welchem ihn nördlich ein fortlaufender Höhenzug verbindet.

Auf diesen genannten Bergen geniesst man, wiewohl sie mehr oder minder bewaldet sind, zum Theil schöne Fernsichten.

Ausser dem Rittergute ist noch die Kirche zu erwähnen. Dieselbe war im Hussitenkriege ziemlich zerstört worden und ist dann bis zum Jahre 1559 wüste gelegen. Den eignen Pfarrer hat Beyersdorf erst 1579 erhalten. Bis dahin war es Filial von Oppach.

Der Pfarrer Knoloch stand der Kirche als Pfarrer beinahe 10 Jahre vor, während vor seiner Amtsführung in 70 Jahren nicht weniger als 5 Pfarrer hier gewesen sind.

Das Kriegsjahr 1632 ist für das Dorf sehr verderblich gewesen. Denn selbst der Pfarrer flüchtete nach Bautzen und hielt sich daselbst 12 Wochen auf.

Dessen Nachfolger nahm sich aus Schwermuth das Leben, ein Unglück, welches dem Orte, vorzüglich für die Gemeinde und deren Seelsorger aber wieder von ersprieslichen Folgen war. Bis 1658 hatte der hiesige Pfarrer zugleich die Aemter des Schulmeisters, Steuereinnehmer und Gemeindeschreibers mit zu verwalten. Von jetzt an wurde ein besonderer Schulmeister angestellt und diesem die bisherige Pfarrwohnung zur Amtswohnung angewiesen, dem neuen Pfarrer aber ein ganz neues Pfarrhaus erbaut.

Noch sind nicht unerwähnt zu lassen die Drangsale im 7jährigen Krieg, namentlich hat auch der einjährige Krieg und das Jahr 1813 seine Leiden über Beyersdorf gebracht.

Beyersdorf gehörte sonst zum Amte Stolpen und wurde deshalb zum Meissner Kreis gerechnet. Jetzt gehört es zum Gerichtsamte Neusalza, und heisst Beyersdorf mit Schmiedenwalde.

In den Jahren von 1662 bis 1678 hatte Ober- und Niederhof zu Beyersdorf ihre besonderen Besitzer.

Die geistliche Inspection stand vor der Reformation dem Erzpriester zu Löbau zu, jetzt steht es unter der Inspection von Bischofswerda.

Beyersdorf ist wegen des etwas kalklehmigen Bodens nicht so sehr fruchtbar, wiewohl Kartoffeln wohl gedeihen. Dagegen wird die Weberei verschiedener leinener und baumwollener Gewebe hier stark betrieben.

Die Waaren werden grössten Theils für sogenannte Factors gefertigt, deren sich einige im Orte und in dem nahen Oppach befinden. Von Mehreren wird das Geschäft auch auf eigene Rechnung betrieben.

Beyersdorf hat sich in den letzten Jahren sehr vergrössert, so dass jetzt in 70 Häusern 400 Einwohner leben, während im Jahre 1827 in beiden Theilen 50 Häuser mit 260 Einwohnern existirten.

Die Einwohner stehen unter dem Gerichtsamte Neusalza.

(M. G.)     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/316&oldid=- (Version vom 26.9.2016)