Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/372

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welchen gegen 15,000 Menschen leben. Die ganzen Ortschaften des Domstifts hatten am 1. Decbr. 1858 zusammen 13,101 Einwohner und auf die Dorfantheile sind mindestens noch 1900 Einwohner zu rechnen.

In unbekannter Zeit erwarb das Dom-Capitel folgende Dörfer: Trebnitz oder Steindörfel, Gross-Dehsa, Zscharnitz, Passditz, Schwarz-Nauslitz, Soculahora, Suppo, Dahlowitz und die Dorfantheile von Cöln und Cosula oder Kosel.

Steindörfel (wendisch Trebeńza), nach Hochkirch eingepfarrt an der Strasse von Budissin nach Löbau zwischen Waditz und Meschwitz gelegen, gehörte zur s. g. Burg-Praebende.

Gross-Dehsa, zwischen Alt-Löbau, Nechen, Jauernick, Klein-Dehsa und Oelsa, erwarb das Dom-Capitel nicht auf einmal. Der Haupttheil gehörte zur Ausstattung der domstiftischen Praebende St. Johanns des Evangelisten. Im J. 1525 erkaufte das Domstift drei Bauergüter daselbst und im J. 1589 kam es durch Vertauschung einiger Grundstücke in Klein-Schweidnitz in den Besitz des s. g. Hopfen-Gartens. Gross-Dehsa ist nach Kittlitz eingepfarrt.

Zscharnitz liegt bei Löbau und Prischwitz an der Strasse nach Camenz und gehört zur katholischen Parochie Crostwitz. Einen Theil der Einkünfte bezog die genannte Praebende St. Johanns des Evangelisten.

Passditz (wend. Posdezy), unweit vom vorigen und bei Lehndorf gelegen, ist ebenfalls nach Crostwitz eingepfarrt.

Von Schwarz-Nauslitz, einem ohnweit der Spree bei Ober-Gurig gelegenen Dörfchen, weiss man nur, dass im J. 1616 ein Theil an einen Herrn von Haugwitz für 1200 Mark verkauft worden.

Soculahora (Falkenberg), auch Sockolhora, bei Jessnitz gelegen, gehörte schon im J. 1456 dem Budissiner Domcapitel.

Suppo an der Spree, bei Halbendorf gelegen, ist nach Postwitz eingepfarrt.

Dahlowitz oder Dallwitz liegt bei Nieder-Gurig und Quatiz.

Cöln an der Strasse von Budissin nach Königswartha, südlich von Radibor gelegen, war bereits 1519 eine Besitzung des Domstifts.

Von Kosel oder Cosula, einem versteckten Gebirgsdorfe, östlich von Postwitz gelegen, besitzt das Domstift 4 Häuser, welche ihm schon 1473 gehörten.

Bekannt ist die Zeit der Erwerbung von folgenden Ortschaften und Dorfantheilen:

Nieder-Cunnersdorf, 1 Stunde südlich von der Stadt Löbau, am Löbauer Wasser gelegen, wurde dem Dom-Capitel bei der Stiftung im J. 1221 zur Ausstattung geschenkt. Nach Löbau eingepfarrt suchten sich die Einwohner schon vor 1586 dem Kirchenverbande zu entziehen und baten noch im J. 1719, wo das Dorf bereits weit über 1000 Einwohner zählte, vergebens um eine eigene Kirche. Erst im J. 1786 wurde der Bau einer eigenen Kirche gestattet und nach grossen Schwierigkeiten in den J. 1792-1794 vollendet. Unter sehr drückenden Verhältnissen bestand diese Parochie als Filial von Löbau, bis sie im J. 1845 ihre Selbstständigkeit erlangte. Eine Viertelstunde südwestlich davon liegt Neu-Cunnersdorf, welches im 18. Jahrhundert gegründet bis zum J. 1813 eine eigne Gemeinde bildete. Beide Dörfer nähren sich nächst dem Ackerbau vorzüglich von Leinen- und Baumwollenweberei.

Der Antheil vom Rittergute Wawitz ward im J. 1228 durch Tausch gegen Grundbesitz in Weissenberg erworben. Er bestand ursprünglich aus drei Hufen. Wawitz liegt in der Parochie Hochkirch bei Rodewitz und Niethen und das Rittergut gehörte im J. 1789 dem Kaufmann Johann Pauli in Budissin.

Die domstiftischen Besitzungen in Cunewalde, welche nebst Schönberg im J. 1317 von Otto Herren von Camenz erkauft wurden, liegen zerstreut in den 3 Hauptabtheilungen Ober-, Mittel- und Nieder-Cunewalde. Zu Ende des 16. Jahrhunderts zählte der domstiftliche Antheil nur 14 Häuser, im J. 1706 aber schon 120 und im J. 1837 mit Einschluss der Kirche, Pfarre und Kirchenschule 169 Häuser. Ueber die Rittergüter Ober- und Nieder-Cunewalde ist bereits oben S. 209, 210 und S. 220, 221 ausführlich gesprochen worden. Das Dom-Capitel ist von jeher Collator der Kirche, Kirchschule und der Nebenschule in Mittel-Cunewalde gewesen.

Den niedern Theil von Wilthen erkaufte das Dom-Capitel im J. 1324 von Thico Dresdensi (?). Es besass ihn bis zum J. 1622, wo ihn Kurfürst Johann Georg I. für 4000 meissnische Gulden erkaufte, nachdem das Domstift bereits im J. 1587 die Mühle daselbst an einen Herren von Haugwitz überlassen hatte. Im J. 1622 zählte der verkaufte Theil von Wilthen 21 Häuser, nämlich 6 Bauer, 6 Gärtner und 9 Häusler. Das Rittergut Wilthen mit dem besonderen Lehngute Irgersdorf, worüber oben S. 231 und 232 nachzulesen ist, erwarb das Domstift nach dem J. 1833 von dem damaligen Besitzer Friedrich Richter.

Der domstiftlische Grundbesitz in Nimschütz, einem Dörfchen an der Spree zwischen Malsitz und Ober-Gurig gelegen, ward in verschiedener Zeit erworben. Zuerst wurden im J. 1331 von Friedrich von Burg 2 Bauern daselbst gegen zwei dergleichen im Dorfe Burk ertauscht. Im J. 1333 kaufte das Domstift von Werner von Luttitz einen Mansus Land daselbst und im J. 1494 von Christoph von Gersdorff auf Baruth noch zwei Lehngüter für 450 meissnische Gulden. Das Dorf hiess vormals auch Kniptitz; einen Theil desselben besitzt die Stadt Budissin und ein anderer gehört zum Rittergut Malsitz.

Miltitz, bei dem Kloster St. Marienstern an der Strasse nach Camenz ohnweit Dürr-Wicknitz gelegen, gehört dem Domstift seit 1348, wo es 5 Schock 20 Prager Groschen jährliche Zinsen erkaufte. Mit diesem Ankaufe scheint die Herrschaft und die Erbgerichtsbarkeit verbunden gewesen zu sein, doch hatte auch das Rittergut Burkau 28 Scheffel Getreide und 6 Schillinge Prager Groschen Geldzinsen in Miltitz zu heben, welche das Domstift im J. 1408 von Nickel v. Haugwitz auf Burkau erkaufte. Im J. 1606 ward Miltitz an das Closter zu Marienstern, später auch an Elstra verpfändet. Zur Einlösung hatten die Unterthanen noch im J. 1612 zu steuern. Miltitz ist nach Crostwitz eingepfarrt.

Von Siebitz ist nicht bekannt, wann und wie der domstiftliche Antheil erworben wurde. Wenn das Domstift im J. 1351 eine jährlich dasselbst zu erhebende Mark Zinsen zum Besten eines Krankenhospitals erkaufte, so kann man annehmen, dass noch andere, frühere oder spätere Erwerbungen stattfanden. Siebitz liegt bei Lehndorf an der Strasse nach Marienstern und Camenz und muss von Siebitz bei Klein-Förstchen unterschieden werden. Der grössere Theil von Siebitz gehört zu den Fidei-Commissgütern des Ritterguts Neschwitz und es ist wahrscheinlich, dass derselbe ursprünglich ein bischöflich-meissnisches Lehn war. Im Lehn-Register wird Sywitz in Verbindung mit Lehne (Lehndorf) genannt. Auf beiden Gütern haftete ein bischöflich Decem von 2 Maltern Getreide.

Da das Dorf Cannewitz (Canewitz) auch Canitz genannt wird, so lassen sich die urkundlichen Nachrichten über Cannewitz und Canitz-Christina nicht mit Sicherheit sondern. Das Dom-Capitel besitzt Antheile von beiden Orten. Cannewitz (wendisch Skanezy) liegt an der Strasse nach Baruth, am löbauischen Wasser unterhalb Belgern in der Parochie Gröditz. Wahrscheinlich betrifft die Urkunde vom 19. Nov. 1372 dieses Cannewitz, wonach K. Karl IV. dem Erzbischof von Prag erlaubte, dieses Dorf einem Herrn von Luttitz im Namen des Budissiner Dom-Capitels abzukaufen. Die Uebereignung erfolgt im J. 1373 und K. Wenzeslaw bestätigte dieselbe im J. 1378. Ob und welche Besitzveränderungen in der Folge eingetreten sein mögen, dass endlich nur ein kleiner Theil, 4 Häuser, domstiftlich blieb, scheint nicht mehr nachweisbar zu sein. Der grössere Theil war (schon 1674) bis in die neueste Zeit Zubehör des Ritterguts Preititz (vergl. oben S. 17-19). Canitz-Christina liegt östlich von Baschütz und ist nach Purschwitz eingepfarrt.

Den Antheil von Göda erhielt die im J. 1355 gestiftete Cantorei-Praebende zu ihrer Unterhaltung und zwar zu einem Theile im J. 1379 vom Cantor Joannes de Caldenborn und zum andern Theile im J. 1436 von Heinrich von Bolberitz.

Belschwitz oder Ebendörfel an der Strasse von Budissin nach Postwitz bei Boblitz und Denkwitz gelegen wurde im J. 1400 gegen den Hof zu Reichenbach vertauscht.

Salzenforst, an der kleinen Strasse nach Camenz zwischen Bolberitz und Temritz gelegen, erwarb das Domstift in verschiedenen Theilen, im J. 1400 vom Budissiner Bürger Nicolaus Martinus a Bischofswerda, im J. 1479 zwei Bauern daselbst von Heinrich von Kupperitz auf Rattwitz für 110 rheinische Gulden und im J. 1604 das dortige Vorwerk von Margarethe von Minkwitz für 110 meissnische Gulden. Als um 1620 Salzenforst an den Landeshauptmann Adolf von Gersdorf auf Ruhland für 700 Thaler verpfändet wurde, schossen die Salzenforster diese Summe zusammen und kauften sich dienstfrei, im J. 1725 mussten sie aber gegen ihren Willen in ihr Dienstverhältniss zurücktreten indem ihnen die Pfandsumme zurückgezahlt wurde.

Ueber Sinkwitz, wendisch Džježnikezy, am rechten Ufer der Spree ... von Doberschau gelegen, enthält das Domstiftsarchiv

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/372&oldid=- (Version vom 17.10.2016)