Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section | |
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Althörnitz liegt eine halbe Stunde von Zittau an der Mandau, die sich in der Nähe dieser Stadt mit der Neisse vereinigt, an der Löbau-Zittauer Eisenbahn und der Chaussee nach Rumburg zwischen den Ortschaften Hainewalde, Hausgrund, Oberbetzdorf und Neuhörnitz dicht an der Böhmischen Grenze. Der Name Hörnitz bedeutet einen erhaben gelegenen Ort (horny) doch giebt es auch eine zweite Definition, welche den Namen von hornica, Topf, ableitet, und damit die neuerliche Auffindung einer Anzahl Slavischer Todtenurnen in dem benachbarten Pethau in Verbindung bringt. Der Ort zeichnet sich durch ungemein fruchtbaren Boden aus, und namentlich wird hier der Gemüsebau ausserordentlich cultivirt, da die Aecker einen wahrhaft fabelhaften Ertrag gewähren. Vorzüglich wird der Gurkenbau gepflegt, und es ist nicht selten, dass die Erndte eines einzigen Sächsischen Ackers achtzig bis hundert Thaler einbringt. – Der grösste Theil des Rittergutes Althörnitz ist parcellirt und verpachtet, gegenwärtig werden nur hundert Acker Feld und fünfundzwanzig Acker Wiesen bewirthschaftet. Der trefflich bestandene Forst des Gutes beträgt hundert Acker. Rittergut und Dorf Althörnitz sind in die Johanniskirche zu Zittau eingepfarrt.
Wie alle von den Slaven gegründete Ortschaften ist auch Althörnitz uralt, doch fehlen alle Urkunden über dasselbe bis zum Jahre 1369, wo Kaiser Karl IV. Dienstag nach der eynlef tusend maget tag den gewin vun dem Forwerge czu hurnicz (nach anderer Abschrift „czu Hrönitz“) der Stadt Zittau gegen eine jährliche Geldleistung an das Kloster Oybin überliess, welcher Vertrag drei Jahre später am Sonntage Cantate 1373 wieder erneuert wurde. Im Anfange des funfzehnten Jahrhunderts war Hörnitz bereits an die mächtigen Burggrafen von Donyn gekommen, denn eine im Archive des Klosters Marienthal aufbewahrte Urkunde von 1420 nennt den Burggrafen Wenzk von Donyn, auf Hornicz gesessen. Im Jahre 1497 besass das Rittergut Georg von Debschitz, der Montags nach Lätare, am Tiburtiustage, als Zeuge bei einem Vertrage erschien, den die Stadt Zittau, mit der Landschaft ihres Weichbildes, wegen Ausübung der Gerichtsbarkeit abschloss. Georg von Debschitz wird noch in einer zweiten Urkunde vom Tage St. Thomä 1498 erwähnt, wo er dem Altare der Heiligen Fabian und Sebastian in der Johanniskirche zu Zittau für sich und seine Nachkommen eine Mark jährlichen Zinses von einem in Hörnitz gelegenen Bauergute überliess. Seine Nachfolger, die Gebrüder Hans Georg, Bernhard und Caspar von Debschitz geriethen mit der Stadt Zittau 1517 in grosse Streitigkeiten. Längst schon hatte die reiche, stolze Stadt Zittau mit dem Adel ihres Weichbildes wegen der Ausübung der Rechtspflege in Unfrieden gelebt. Nun begab es sich, dass Barthel Güttel von Schönau auf dem Hornitzer Território einen alten Mann, Namens Heidel, dergestalt misshandelte, dass derselbe nach wenigen Tagen starb, und die Zittauer liessen Güttel einfangen und bestraften ihn, doch wie es scheint nicht eben hart. Die Herren von Debschitz waren über die Eingriffe des Zittauer Rathes in ihre Gerichtsverwaltung höchst beleidigt, liessen nun ihrerseits den freigelassenen Güttel einfangen und stellten ihn vor die Hörnitzer Gerichtsbank, worüber sich jedoch der bereits bestrafte Todtschläger bei dem Rathe zu Zittau beschwerte, der die Edelleute zwang ihren Gefangenen aus der Haft zu entlassen. Später besassen Althörnitz Balthasar und Georg von Debschitz; Neuhörnitz aber gehörte Christoph von Debschitz, der sein daselbst befindliches Freigut 1544 an die Stadt Zittau verkaufte. Althörnitz kam 1566, ebenfalls durch Kauf, an Christoph von Nostiz auf Hainewalde.
Von der, in der Lausitz so reichbegüterten, Familie von Nostiz besass Althörnitz 1577 Christophs von Nostiz Wittwe, Barbara, und nach ihr Christoph von Nostiz, ihr Sohn, der jedoch schon 1584 starb, worauf das Gut an Hans Ulrich von Nostiz gelangte, der auch Ruppersdorf und Hainewalde besass. Er veräusserte Althörnitz an Georg von Löben, von dem das Gut in Besitz Caspar Christophs von Gersdorf kam. Georg von Löben war ein vorzüglicher Fechter und wol auch etwas rauflustig. Er hatte 1640 drei Zweikämpfe mit Sächsischen Offizieren, denn damals lag in Zittau und dessen Umgegend starke Einquartirung unter dem Commando des Oberstwachtmeisters von Milkau und Oberstleutnants von Wedelbusch, und reiste alsdann mit dem Bürgermeister Just nach Dresden, den Churfürsten um Erleichterung der Kriegslasten zu bitten, welches Gesuch auch Gewährung fand.
Von dem Herrn von Gersdorf erkaufte Althörnitz der berühmte Christian von Hartig, Doctor der Medizin und dreizehn Male Bürgermeister der Stadt Zittau. Dieser hochverdiente Mann war am 16. Mai 1605 in Zittau geboren, studirte in Frankfurt, Strassburg und Genf, bereiste alsdann Frankreich, England, Holland und Dänemark, ging später nach Venedig und promovirte endlich in Padua zum Doctor der Medizin und
Lausitzer Kreis, 8tes Heft, oder 39stes der ganzen Folge.
Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/84&oldid=- (Version vom 31.7.2018)