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Der Hauptabsatz geht nach England, Holland, Frankreich, Belgien, der Schweiz, Italien, Rußland, China und Amerika.

Die Erzeugnisse des Werkes befanden sich 1844 auf der Ausstellung in Berlin, 1845 in Dresden, 1848 und 1850 in Leipzig, 1851 in London und 1854 in München, und sie erhielten 1850 in Leipzig und 1854 in München silberne Medaillen.

Das Werk hat gegenwärtig vierundzwanzig diverse Maschinen mit Wasserkraft und fünfundzwanzig Schmelz- und Röstöfen.

Das Beamtenpersonal des Werkes besteht gegenwärtig in dem

Faktor, Herrn Otto Friedrich Köttig,
Hüttenmeister, Herrn Herrmann Scheidhauer,
Hüttenmeister, Herrn Christian Friedrich Lohse,
Cassirer, Herrn Johann Friedrich Bauer,
Hüttengehülfen, Herrn Anton Müller,
Accessisten, Herrn Clemens Winkler,
Werkmeister, Herrn August Herrmann Meutzner, und
Werkschreiber, Herrn Christian Traugott Knietzsch.

Fabrikarbeiter sind fortfahrend sechsundsechszig hier beschäftigt.

Das Etablissement hat außer den Nebenlagern in Schneeberg noch Hauptfarbenlager bei Vetter und Comp. und P. R. Kraft in Leipzig.

Besitzer ist der königlich sächsische Staats-Fiscus.

Dieses Blaufarbenwerk wurde eigentlich an einem ganz anderen Orte und selbst in fremdem Lande gegründet, nämlich 1575 in Platten in Böhmen, 1½ Stunde von Johanngeorgenstadt, wo bald in und bei der Stadt noch zehn andere Werke hinzukamen. Bald darauf erkaufte der Apotheker und tüchtige Chemiker Lorenz Bergkau aus Magdeburg dieses Werk und ausgerüstet mit für jene Zeit tüchtigen chemischen Kenntnissen, gelang es ihm, die benachbarten Werke bald zu überflügeln, indem er die Farbenbereitung sehr verbesserte, was besonders seit 1611 geschah, wo ihm auch der schneeberger Kobold noch billig abgelassen wurde.

Aber nicht lange sollte dieses dauern. Hans Burkhard, ein reicher Fundgrübner in Schneeberg, richtete sein Augenmerk auf die Blaufarbenfabrikation und hielt es für unpassend, daß durch sächsisches Material dem Auslande ein reicher Erwerb zugewendet würde, der ebenso gut dem Inlande zu Gute kommen könnte. Er erwirkte bei dem Kurfürsten einen Befehl, daß kein Kobold mehr verkauft werden solle. Dadurch erlitt Bergkaus Werk einen gewaltigen Stoß und mißmuthig darüber verkaufte er es an Martin Preßler.

In Preßlers Besitz blieb das Werk eine Reihe von Jahren, ohne sich unter den bestehenden Verhältnissen wieder auf den alten Höhepunkt heben zu können. Endlich trat Hans Burkhard, der mittlerweile Stadtrichter in Schneeberg geworden, mit Preßler über den Verkauf des Werkes in Unterhandlung und erstand es.

Burkhard, ausgerüstet mit den nöthigen Geldmitteln, hatte schon vorher den Plan gefaßt, die Blaufarbenfabrikation in die Nähe Schneebergs zu verlegen und sich zu diesem Zweck einen Platz in Schlema ausgesucht. Er machte bei dem Ankauf des Werkes in Platten die Bedingung, daß Preßler die Administration desselben behalten sollte, bis er seine Farbenmühle in Schlema fertig habe und begann dann den Bau derselben auf der Stelle, wo sich heute der ansehnliche Gebäudecomplex des Farbenwerkes erhebt. 1642 war der Bau vollendet und Burkhard verlegte nun das Farbenwerk von Platten nach Schlema, wo es sich unter den ihm werdenden Begünstigungen bald zu neuer Blüthe hob.

Burkhard erfreute sich seiner Schöpfung nicht mehr lange. Bei seinem 1651 erfolgten Tode vermachte er testamentarisch sein Blaufarbenwerk Schlema dem damaligen Kurprinzen, nachherigen Kurfürsten

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/152&oldid=- (Version vom 11.5.2019)