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da an datirt sich die heutige Firma. Es wurde nun die zweite Maschine nebst Zubehör aufgestellt. 1852 wurde die Schäuffelensche Maschine verkauft und an deren Stelle eine vollkommnere von Escher, Wyß u. Co. nebst Turbinen und Holländer aufgestellt. 1857 und 1858 erhielt das Etablissement neue Erweiterung durch den Neubau des zur Maschine von Donkin gehörigen Werks, durch sechs neue Holländer und durch Aufstellung einer fünfzig pferdekräftigen Dampfmaschine.

Das Beiwerk in Schlungkwitz wurde im Jahr 1846 auf der Stelle einer Mahlmühle neu erbaut und in den Jahren 1856 und 1857 durch Aufstellung einer Turbine, sechs eisernen Holländern und zwei votirender Donkinscher eiserner Kochkessel umgebaut und verbessert.




Frankenberg und seine Industrie.


Das freundliche Frankenberg, welches unter den wichtigeren Fabrikstädten Sachsens seinen Platz ehrenvoll behauptet, liegt in dem breiten, wiesenreichen, anmuthigen Thal der Zschopau, 1 Stunde von Ober-Lichtenau, dem Bahnhof der chemnitz-risaer Eisenbahn, 2½ nordöstlich von Chemnitz, 6 Meilen von Zwickau, 7 Meilen von Dresden und 8 Meilen von Leipzig. Es hat gegenwärtig in 516 bewohnten Gebäuden 7101 Einwohner, während es 1804 in 420 bewohnten Gebäuden nur 3500 Einwohner zählte, welche Zahl 1850 auf 477 Wohngebäude mit 6273 Einwohnern gestiegen war.

Ueber Ursprung und Namen der Stadt fehlen zwar bestimmte Nachrichten; allein es ist ziemlich gewiß anzunehmen, daß unser Frankenberg um das Jahr 940 entstand, indem Kaiser Otto I., nachdem er auch hier die Sorben besiegt hatte, eine Kolonie aus Frankenberg und Sachsenberg in Hessen hierher führte, die beide Orte in Sachsen gründeten, ihnen ihre Namen gaben und die Weberei zugleich mit einführten, denn Frankenberg und Sachsenberg liegen in Hessen eben so nahe beisammen, wie bei uns Frankenberg und Sachsenburg, und Letzteres wurde bis 1453 in alten Urkunden stets Sachsenberg genannt. Dabei muß noch bemerkt werden, daß in den genannten hessischen Orten die Weberei ebenfalls Hauptbeschäftigung der Einwohner war und heute noch ist. – Andere wollen den Namen wieder von den Brüdern Franz und Anton Franke ableiten, welche das ehemals berühmte Silber- und Kupferbergwerk am Trappenauer bei Sachsenburg gründeten.

Die Weberei sogenannter Bleichwaaren wurde schon sehr frühzeitig hier schwunghaft betrieben und man sagt nicht zu viel, wenn man in diesem Industriezweige Frankenberg als eine der allerältesten Fabrikstädte Sachsens bezeichnet. Später kam noch die Tuchmacherei hinzu, welche sich so hob, daß sich schon im Jahre 1400 die Anlage einer größeren Walkmühle nöthig machte. Die frankenberger Fabrikate erfreuten sich von früh an eines guten Rufs und die Arbeiter bestrebten sich, diesen Ruf zu erhalten. Die Landesregierung erkannte die Wichtigkeit der frankenberger Industrie und unterstützte sie durch Ertheilung verschiedener Privilegien. So erhielten die hiesigen Weber im Jahre 1506 das Privilegium des freien Garneinkaufs in vielen Städten, gleich ihren Zunftgenossen in Hainichen und Oederan. Bleichen durften hier jedoch keine angelegt werden, Frankenberg war in dieser Beziehung vielmehr nach Chemnitz gewiesen, dessen Bleichen das ausschließliche Privilegium besaßen, und in späteren Jahren schickte Frankenberg


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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/91&oldid=- (Version vom 9.3.2019)