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bestätigt, dass im Mittelalter dort ein von den Taboriten zerstörtes Dorf gestanden habe. Von dem verwüsteten Dorfe Lindhardt empfing der Geistliche zu Kitzscher das Pfarrareal von vierzig Ackern Feld, die späterhin dem Besitzer von Steinbach für einen jährlichen Erbzins überlassen wurden, den bis in die neueste Zeit der Pfarrer zu Kitzscher von dem Rittergute Otterwisch bezog, indem ein früherer Herr auf Steinbach, dem zugleich auch Otterwisch gehörte, bei Veräusserung des Gutes Steinbach den Erbzins zu übertragen vergass, weshalb derselbe als Last auf das Rittergut Otterwisch fiel. – Auch eine der in hiesiger Kirche befindlichen Glocken soll von einem durch die Hussiten zerstörten Nachbardorfe herrühren.

Zum Rittergute Kitzscher gehören die Dörfer Haubitz, Dittmannsdorf, und ein Theil von Heynersdorf. Ersteres zählt zwanzig Häuser mit etwa hundertzwanzig Einwohnern. Dittmannsdorf mit sechsundzwanzig Baustätten und zweihundert Einwohnern hat eine Filialkirche von Kitzscher und wurde in neuerer Zeit mehrfach von Feuersbrünsten heimgesucht. Die Kirche hatte vor der Reformation einen eigenen Prediger, doch finden wir seit 1523 das Dorf stets mit Kitzscher verbunden, und seine Kinder besuchen in letztgenanntem Orte die Schule. Die hübsche freundliche und trefflich ausgestattete Kirche besitzt ein Vermögen von dreitausend Thalern, wovon ein Theil zur Anschaffung neuer Glocken, Fenster und einer Orgel verwendet worden ist. Im Jahre 1471 wurde das von den Hussiten zerstörte Dorf Thierbach dem Ritter Hans von Kitzscher auf Kitzscher überlassen, kam aber später durch Kauf für zweitausend Gulden an einen Herrn von Cramer.

Die Kirche zu Kitzscher ist zwar ein sehr altes Gebäude, doch ist zu allen Zeiten daran herumgebaut worden und namentlich Romanus Teller hat viel dafür gethan. Die alten Bilder und Epitaphien, welche früher die Wände der Kirche schmückten, sind weggebracht worden, doch ist noch eine kleine weisse Marmortafel vorhanden, welche die sieben Söhne Georgs von Kitzscher 1495 ihrem verstorbenen Vater widmeten. Auf der Tafel befinden sich acht Köpfe, den Vater und die Söhne darstellend, mit der Inschrift:

Decus familiae, specimen gentis de Kitzscher Georgius, cujus ob insignes virtutes, praeclara facinora vivit, viget polletque memoria. Haec ex seplem filiorum pietate meruit monumentum.
Omnia terribili sternit mors impia falce
Indoctum vulgus palladiosque viros
Hic est de Kitzscher Georgius ille sepultus,
Ille domus splendor praesidiumque suae.
Haec septem nati charo posuere parenti
Quae tanti semper sint monumenta viri.
Obiit anno salutis MCCCCXCIIIII, aetatis vero LXVI.

Ein zweites Epitaphium ist das des Dr. Romanus Teller, welches sich unter einem alten Bilde befindet und besagt: dass unter diesem Altare die Leiche des genannten Rittergutsbesitzers nach seinem am 2. November 1691 erfolgten Absterben eingesenkt worden sei. Romanus Teller schenkte der Kirche zwei neue Glocken und schmückte sie mit dem noch vorhandenen Thurme. Uebrigens besitzt das Kirchenarchiv auch einen Ablassbrief vom Jahre 1480, woraus hervorgeht, dass sie vor der Reformation dem heiligen Nikolaus gewidmet und dem Bisthum Naumburg unterworfen war. Es wird Denjenigen unserer Herren Subscribenten, welche der lateinischen Sprache mächtig sind nicht unangenehm sein, wenn wir den Ablassbrief mittheilen:

Guillormus Ostiensis, Rodericus Portuensis, Marcus Oliverius Albanensis, Marcus Penestensis, Episcopi, Johannes t. t. Sanctae Caeciliae, Johannes t. t. Sancti Marcelli, Petrus t. t. sancti Nicolai intes imagines Philibert t. t. sanctorum Johannis et Pauli, Gabriel t. t. sanctorum Sergii, et Bachi, Hieronymus t. t. sancti Chrysogoni, Presbyteri, Franciscus sancti Eustachii et Raphael sancti Georgii. Diaconi.

Miseratione divina sacrosanctae romanae ecclesiae Cardinales. Universis et singulis ex perfidelibus praesentes tabulas inspecturis et audituris salutem in domino sempiternam. Quando frequentius experfidelium mentes ad opera devotionis inducimus, tanto salubrius eorum animarum saluti providemus. Cupientes igitur, ut parochialis ecclesia sancti Nicolai in Kytzscher Numburgensi dioecesi congruis frequentetur honoribus et ab experfidelibus jugiter veneretur ac in suis structuris et aedificiis debite reparetur, conservetur et manu teneatur, nec non libris, calicibus, luminaribus ac aliis ornamentis ecclesiasticis decenter muniatur, in ea quoque cultus augeatur divinus, et ut experfideles eo libentius devotionis causa confluant ad eundem et ad reparationem ac alia opera praemissa manus promptius porrigant adjutrices, quo maximo ibidem dono coelestis gratiae urberius conspexerint se refertos de omnipontis Dei misericordia ac beatorum Petri et Pauli, apostolorum ejus, auctoritate confisi. Omnibus et singulis utriusque sexus experfidelibus vere pönitentibus et confessis, qui dictam ecclesiam in Dominica, qua cantatur in ecclesia „Laetare, Jerusalem“ et Dominica, qua etiam cantatur. „Quasi modo geniti“ ac feria tertia Pentecostes, nec non sanctae Catharinae virginis et saepius ecclesiae dedicationis festivitatibus a primis vesperis usque ad secundas vesperas inclusive devote visitaverint, annuatur et ad reparationem ac alia opera praemissa manus porrexerint adjutrices, ut praefertur, Nos Cardinales,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 83b. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/119&oldid=- (Version vom 16.9.2022)