Besitzer von Thammenhayn, Trebitz, Lauterbach und Purschenstein genannt, der auch Churfürstlich Sächsischer Kammerherr, sowie sein Sohn Rudolf Dietrich 1750 Churfürstlich Sächsischer Kreishauptmann war. Nach diesem besass Thammenhayn, und zugleich auch Gelenau, Niederzwönitz, Lauterbach, Bieberstein und Trebitz der Churfürstlich Sächsische Kammerherr Rudolf Dietrich von Schönberg, dem 1790 der Kammerherr Caspar Heinrich Dam von Schönberg folgte. Später gehörte das Gut, zugleich mit Gelenau, Hofthum und Niederzwönitz, August Caspar Ferdinand Dam von Schönberg; der jetzige Besitzer desselben ist Herr Julius von Schönberg.
Thammenhayn ist der Geburtsort des berühmten Bischofs Johann VI. von Meissen, dessen Vater, Friedrich von Saalhausen, bis um 1450 abwechselnd auf dem hiesigen Rittergute und einigen anderen ihm zugehörigen nahen Edelsitzen, namentlich dem Stammgute Saalhausen wohnte. Der Bischof war einer der aufgeklärtesten Geistlichen seiner Zeit und würde ohne Zweifel die Reformation sehr begünstigt haben, wenn er nicht schon mit Beginn derselben (1518) gestorben wäre. Der Hussitenkrieg, wie auch der dreissigjährige Krieg, brachten Thammenhayn schreckliche Verwüstungen und noch erinnern die wüsten Marken Heinrichsdorf und Holbach an die Zeit, wo durch den grausamen Uebermuth der Soldaten diese blühenden Dörfer vernichtet wurden. Auch in dem nordischen Kriege traf Thammenhayns Einwohner ein grosses Unglück. Im Jahre 1707 rückte aus Wurzen ein Exekutionscommando von neun Schwedischen Soldaten ein, das jedoch die Thammenhayner nicht aufnehmen wollten, sondern es zum Orte hinaustrieben, bei welchem Handgemenge einer der Schweden getödtet wurde. Die Rache derselben blieb nicht aus, und erinnert an das grausame Treiben, wodurch schon ihre Grossväter für alle Zeiten in Sachsens Annalen sich ein blutiges Denkmal gesetzt hatten. Zwei der unglücklichen Landleute wurden erschossen und verschiedene Andere mit fortgeschleppt, die jedoch grösstentheils den Misshandlungen der erbitterten Soldaten erlagen, so dass nach der für den Schwedenkönig Karl XII. so verhängnissvollen Schlacht bei Pultawa nur zwei der entführten Thammenhayner zurückkehrten.
Es wurde schon erwähnt, dass mit dem Rittergute Thammenhayn eine Kirche, unter dem Namen Hofkirche, zusammengebaut ist. Schon 1569 hatte der damalige Herr des Rittergutes, Hans von Lindenau, hier eine Kirche erbauen lassen, die laut einer noch vorhandenen Matrikel von 1617 der Herr von Loss abbrechen liess, doch war sie 1671 wieder vorhanden. Die gegenwärtige Kirche ist ein Werk Hans Dietrichs von Schönberg, der dieselbe 1711 aufführen und 1713 einweihen liess, wobei er sie mit einigem Vermögen dotirte.
Sie hat einen hübschen Thurm mit drei Glocken und einer Uhr, ist mit Ziegeln gedeckt, sowie der Thurm mit Schiefer, zeichnet sich durch ein helles und freundliches Innere aus und besitzt eine treffliche Orgel. Im unteren Theile des Thurmes befindet sich ein zu Wirthschaftszwecken bestimmtes Gewölbe, darüber aber die herrschaftliche Kapelle. Bei einem 1822 stattgefundenen Gewitter schlug der Blitz in die Thurmspitze, warf einen Theil der Kuppel herab, drang durch die herrschaftliche Kapelle in die Kirche, beschädigte die Decke und fuhr endlich in einem anstossenden Gebäude nieder, wo er eine Ziege tödtete. Dadurch wurde eine bedeutende Reparatur nöthig, die über sechshundert Thaler kostete und erst im nächsten Jahre beendigt werden konnte.
Die Dorfkirche ist ein sehr altes Gebäude, über dessen Ursprung keine Nachrichten vorhanden sind. Dieselbe besteht aus einem höheren Baue, welcher einen kuppelartigen Thurm trägt, und einem angebauten Rondel. Zwei Grabsteine im Inneren der Kirche gelten dem Andenken Eberhards von Lindenau († 1555), und eines Hans von Lindenau († 1571), ein dritter deckt die Reste eines Mitgliedes der Familie von Bredelohe, und ausserdem ist noch ein Grabmal der Familie von Schönberg von 1772 in dem gewölbten Bogen zwischen Hauptgebäude und Rondel vorhanden. Einige ganz alte Grabsteine tragen nicht mehr zu entziffernde Ueberbleibsel einstiger Inschriften. – In beiden Kirchen findet der Gottesdienst das ganze Jahr hindurch abwechselnd statt, nur Taufen, Begräbnissreden, Trauungen an Wochentagen und Confirmation werden ausschliesslich in der Dorfkirche vorgenommen, das Abendmal aber wird sowohl in der Hofkirche wie in der Dorfkirche, je nach dem betreffenden Sonntage, ausgetheilt. Die Collatur über Pfarre und Schule steht dem Besitzer des Rittergutes zu.
Die beiden Kirchen zu Thammenhayn befinden sich fast an den äussersten Enden des Dorfes und demnach für die meisten Einwohner in ziemlich unbequemer Lage. Nach aller Wahrscheinlichkeit nahm man bei Erbauung der Dorfkirche auf das nahe gelegene Heinrichsdorf mit einem daselbst befindlichen Sattelhofe Rücksicht, wovon 1617 noch ein Vorwerk mit einigen Drescherhäusern übrig war, das im dreissigjährigen Kriege zerstört wurde. – Uebrigens gehörte die Parochie Thammenhayn seit der Reformation zur Ephorie Eilenburg, nach der Theilung Sachsens aber wurde sie erst provisorisch mit der Ephorie Oschatz, seit 1820 aber mit der Ephorie Wurzen verbunden. Die Schule ist 1834 neu erbaut worden und zählt durchschnittlich hundertzwanzig Kinder.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/134&oldid=- (Version vom 16.9.2022)