Zum Inhalt springen

Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen I.djvu/144

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schutz darbot, und gegen Abend, wo die Heersäulen der Franzosen auf der Strasse von Borna nach Leipzig in Bewegung waren, und auch bei der Eile, mit der man nach dem Schlachtfelde zu gelangen wünschte – die weitere Entfernung einen sicheren Versteck bot. – Unter den Feuersbrünsten, welche Zöpen in den letzten hundert Jahren betrafen, ereignete sich die bedeutenste am 15. April 1800, dem dritten Osterfeiertage Nachmittags drei Uhr, welche in der Schenke ausbrach und so schnell um sich griff, dass beide Güterreihen bis zum Herrenhofe nebst der Pfarre und deren Wirthschaftsgebäuden eingeäschert wurden, wobei auch das Pfarrarchiv zu Grunde ging. Am 15. September 1805 traf ein Blitzstrahl die Spindel des Kirchthurmes, ohne jedoch, obgleich er bis in die Kirche herabfuhr, erheblichen Schaden anzurichten.

O. Moser.     




Ramsdorf.


Ramsdorf liegt zwei Stunden südwestlich von Borna in der Nähe der Altenburgischen Landesgrenze auf einer sanften Anhöhe, die sich am Ufer des Schnauderflusses erhebt, gegen fünfhundertfunfzig Fuss über der Meeresfläche in einer sehr fruchtbaren Gegend. Südlich vom Orte liegen in geringer Entfernung die Altenburger Waldungen, der Kammerforst und Luckauer Forst, und durch das langhingestreckte Dorf führt die Strasse von Pegau nach Rochlitz. Es befinden sich hier drei Anspännergüter, funfzig Hintersässergüter und vierunddreissig Häuser mit mehr als fünfhundert Einwohnern, die sich nur mit Oekonomie beschäftigen. Vor der Theilung Sachsens gehörte Ramsdorf zum Stifte Naumburg-Zeitz, bis zu welcher Zeit Kirche und Schule ohne Mitwirkung eines weltlichen Coinspektors nur unter dem Superintendenten zu Zeitz standen. Als im Jahre 1815 Ramsdorf von dem Stifte getrennt wurde, kam es unter das Amt Borna. Der Antheil der stiftischen Kassen, welcher durch Staatsvertrag zwischen Preussen und Sachsen auf die zu Letzterem gehörigen stiftischen Parzellen fällt, wird von dem hohen Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts zu Dresden fundationsmässig zum Besten der betreffenden Kirchen und Schulen, und ihrer Diener abgesondert verwaltet.

Das mit den trefflichsten Feldern und Wiesen, einigen Teichen, beträchtlicher Schäferei, einer Mühle und Ziegelei begabte Rittergut gehört zu den bedeutendsten der Gegend und hat ein sehr hübsches mit Souterrains versehenes Herrenhaus, das bei seiner erhabenen Lage vortheilhaft in die Augen fällt, auch befindet sich daran ein recht netter Garten. In den ältesten Urkunden wird das Rittergut Ramsdorf unter dem Namen Rothowansdorf erwähnt. Im vierzehnten Jahrhundert war Erich von Rothowansdorf bischöflicher Hauptmann zu Naumburg, es lässt sich jedoch nicht beweisen, ob ihm das Gut Ramsdorf eigenthümlich zustand. Um das Jahr 1390 kam dasselbe in Besitz der reichbegüterten Familie von Weissenbach, von der Friedrich von Weissenbach 1393, Hans von Weissenbach 1409, Hans von Weissenbach, vermählt mit Anna von Ende 1465, Conrad von Weissenbach 1494 und Hans Christoph von Weissenbach 1528 genannt werden. Letzterer verkaufte Ramsdorf an den berühmten Juristen Hieronymus Panschmann, Assessor des Kammergerichts zu Speier und zuletzt churfürstlich Sächsische Geheimerath, der 1595 mit Tode abging, worauf das Gut an Heinrich von Bünau gelangte, welcher 1612 zum Defensionswerke für seine Güter Ramsdorf und Treben ein Ritterpferd stellte. Bald nachher kam Ramsdorf an die Familie von Braun, aus welcher der herzoglich Sächsisch-Weissenfelsische Landkammerrath Heinrich Eckebrecht von Braun auch Deutzen besass, woselbst er 1771 starb. Die Familie von Braun besass Ramsdorf bis zum Jahre 1819, wo das Gut durch Kauf an den Oekonomen I. G. Kolbe gelangte, von dem es die Familie Pelz erwarb. Der jetzige Besitzer von Ramsdorf ist Herr Alwin Pelz.

Die Kirche zu Ramsdorf ist ein kleines altes Gebäude, dessen Inneres nichts Merkwürdiges darbietet, und wohin das kaum zehn Minuten entfernte Wildenhain sammt dem an der Schnauder gelegenen Mühlengrundstücke Loschütz eingepfarrt sind. Die Kirche hat ein unbedeutendes Vermögen und ausser dem sie umgebenden Gottesacker befindet sich noch ein zweiter ausserhalb des Dorfes. Seit dem Jahre 1815 steht die

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/144&oldid=- (Version vom 16.9.2022)