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nach Abtretung der Burggrafschaft Döben an die Burggrafen von Wettin, blos den Namen Herren von Döben fortgeführt und ein adliches Geschlecht gegründet haben, welche in Meissen bis Ende des sechszehnten Jahrhunderts unter dem Namen Herren von Staucha vorkommen, ist ungewiss.

Döben ist bald von den Wettinern an die Leisniger Burggrafen gekommen, welche an 200 Jahre als Lehnsherrn über das Schloss Döben figuriren.

Seit Anfang des vierzehnten Jahrhunderts bis 1440 werden die Herren von Luppa als Lehnsherren von Döben erwähnt. Um das Jahr 1440 kam Döben an die Herren von Maltitz, und zwar durch die Vermählung des heimlichen Raths Hans von Maltitz mit einem Fräulein von Luppe. Dieser Hans von Maltitz war in den Diensten des Kurfürsten Friedrich des Sanftmüthigen und hat in dem Bruderkriege auf seinen Gütern viel Verwüstungen erleben müssen. Hans von Maltitz ist auf einer Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, die er mit Herzog Albrecht unternommen hatte, gestorben. Ihm folgte sein Sohn Dietrich von Maltitz, welcher mit vielen Sorgen zu kämpfen hatte und bei seinem Tode drei unmündige Kinder hinterliess. Die beiden Brüder Bernhardt und Heinrich von Maltitz sollen die Erbauer einer Capelle in Döben sein, und dürfte diese Capelle derjenige Theil der jetzigen Kirche sein, auf welchem der Altar steht. Von Bernhardt von Maltitz kam das Gut an Christoph von Maltitz. Letzterer konnte solches nicht erhalten und überliess es seinem Schwager Wolf von Hirschfeld. Die Söhne Wolf von Hirschfelds, Georg und David, theilten das Gut. Georg kaufte 1561 in Böhlen ein Bauergut, riss die Gebäude nieder, erbaute ein Herrenhaus, vereinigte die Dienste und Zinsen damit, welche ihm in der Theilung zugefallen waren, und so entstand das Rittergut Böhlen bei Grimma. Beide Brüder waren aber gezwungen, ihre Güter zu verkaufen, und zwar Böhlen an Tamm Pflug und Döben an von Kanitz. Letzterer verkaufte später seine Besitzung an Ernst und Georg von Schönfels. Diese beiden Brüder starben ohne Leibeserben und es kam nun Döben durch Erbschaft an Hans von Schönfels, den Bruder, welcher 1599 starb, aber sechs Söhne und fünf Töchter hinterliess, so dass Döben an Wolf von Schönfels fiel, welcher wieder fünf Söhne hatte, die durch den 30jährigen Krieg so herabkamen, dass sie Döben an den in jenem Kriege berühmten Sächsischen General von Arnheim verkaufen mussten, dessen Geschlecht Döben bis heute mit der einzigen Veränderung besitzt, dass es 1783 auf die weibliche Descendenz Marie Charlotte von Arnim überging, welche an den herzoglich Coburgischen Ober-Landjägermeister von Böhlau vermählt war, dessen Enkel, Herr Otto von Böhlau dieses Gut zugleich mit dem von seinem Grossvater erkauften, eine Viertelstunde entfernten, Rittergut Haubitz jetzt im Lehn und Besitz hat.

Im 30jährigen Kriege hat Döben sehr gelitten. Mehrere Einwohner haben für ihre Kranken Hütten im Holze bauen müssen. Ebenso ist Döben vom Feuer heimgesucht worden. Im Jahre 1791 ist ein Feuer im Dorfe Döben durch brennenden Schwamm, welchen der Wind Bergleuten, die einen Brunnen graben wollten, entführt hat, entstanden. Im Jahre 1806 brannten die Wirthschaftsgebäude der Pfarre und im Jahr 1809 acht Bauergüter ab.

Als Merkwürdigkeit in Döben ist der Altar der Kirche zu erwähnen. Es ist eine Familiengruppe in Holz geschnitten, wovon die unverbürgte Geschichte erzählt wird: Die Gemahlin des Herrn von Schönfels sei scheintodt, dem Begraben nahe, wieder erwacht und habe hierauf noch neun Kinder geboren. Dies die Veranlassung zu der Gruppirung.

Aus Grimma und andern Orten ist Döben den Sommer über häufig besucht und die moderne Welt im Concerte hier stellt einen grossen Contrast zu den früher vielleicht hier stattgefundenen ritterlichen Uebungen dar.



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/198&oldid=- (Version vom 7.1.2019)