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Kahnsdorf.


liegt dicht bei dem Kirchdorfe Zöpen 1¾ Stunden nordwestlich von Borna, 1 Stunde von Rötha, 1¼ Stunden von Lobstädt, 4 Stunden von Leipzig und nur 400 pariser Fuss über dem Meere, am linken Ufer der Pleisse, die nicht weit von hier den von Bergisdorf kommenden Elschgraben (der eigentlich ebenfalls ein Pleissenarm ist) aufnimmt.

Kahnsdorf befindet sich gerade in der Mitte von 4 Städten: Grimma, Altenburg, Zeitz und Leipzig, die es nach allen 4 Himmelsgegenden zu, ziemlich in gleicher Entfernung einschliessen.

Die hiesige Gegend ist bekannt durch ihre Fruchtbarkeit, welche dadurch noch erhöht wird, dass durch die herrlichsten Wiesenauen die Pleisse dahin läuft.

Kahnsdorf, früher auch Ganitz und Cansdorf[WS 1] genannt gehörte in den frühesten Zeiten zur Zupanie, die in Zöpen ihren Sitz hatte: Denn Zöpen wie Kahnsdorf sind sehr alte Orte und erstrer war sogar früher viel bedeutenter als jetzt, Kahnsdorf aber wurde erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem schriftsässigen Rittergute erhoben.

Das hiesige Herrenhaus ist freundlich und im neuern Stil an der Stelle des früheren alten Schlosses erbaut.

Der eigentliche Begründer des früheren alten Schlosses ist wegen mangelnder Nachrichten nicht zu ermitteln, so wie überhaupt durch verschiedene Brände in Zöpen alle auf Kahnsdorf mit Bezug habenden intressante Nachrichten verloren gegangen sind. Gewiss ist, dass die von Etzdorf mehre Jahrhunderte hindurch Kahnsdorf nebst mehreren andern Gütern in hiesiger Gegend besessen haben, deren Stammschloss im Altenburgischen, ¾ Stunden von Eisenberg liegt.

Im Jahre 1631 war Erb- Lehn- und Gerichtsherr von Kahnsdorf, Friedrich von Etzdorf, welcher im 30 jährigen Kriege von einer räuberischen Parthei erschossen wurde. Kahnsdorf kam nach dieser Zeit an die Familie von Dieskau.

Allein schon 1688 besass das Gut Christian Kresse, welcher sich grosse Verdienste um die Kirche von Zöpen erworben hat. Denn derselbe schenkte nicht nur eine ansehnliche Summe zum Bau derselben, sondern schaffte auch ein Altar- und Leichentuch. Ueberhaupt wird Kresse als ein aufrichtig frommer und wahrhaft tugendhafter Mann geschildert. Nach Kresse folgte im Besitze 1701 Emilie Thielebein und 1705 der Herzogl. Sächs. Goth. Landcommissarius Thielebein. Im Jahre 1747 finden wir als Erb- Lehn- und Gerichtsherrn Herrn Georg Friedrich John, von welchem das Gut der als Philolog und Theolog allbekannte und hochgeschätzte Dr. Johann August Ernesti, Domherr und Prof. Prim zu Leipzig in Gemeinschaft mit Sieber erkaufte, vom Jahre 1771 jedoch war Ersterer allein im Besitze von Kahnsdorf und es erbte dasselbe seine Tochter Sophie Friederike, unverehelichte Ernesti, die sich ebenfalls den Ruhm tiefer Gelehrsamkeit in der lateinischen und griechischen Sprache erwarb. Letztre vermachte Kahnsdorf ihrem Vetter Dr. Johann Christ Gottlieb Ernesti, Professor der Theolochie in Leipzig und nach seinem Tode 1802 war seine hinterlassene Wittwe, Fr. Rahel Henriette geb. Thalemann damit beliehen. Dieselbe starb 1723[VL 1] und der Besitz des Gutes ging auf deren einzige Tochter Frau Julie Henriette Wendler-Ernesti über. In den 40ger Jahren acquirirte es Herr Nordmann, von welchem es an dessen Schwester, die verw. Frau von[VL 2] Schubauer kam.

Die Schicksale des Ortes anbetreffend, so hat es solche mit Zöpen sehr oft getheilt. Nur zur Pestzeit im Jahre 1598 ist Kahnsdorf merkwürdiger Weise verschont geblieben, während diese Seuche in Zöpen die grössten Verheerungen angerichtet hat.

Dagegen hatte Zöpen und Kahnsdorf in den Zeiten des 7 jährigen Krieges die grössten Drangsale zu ertragen, denn die Einquartirungen hörten nicht auf und da noch 2 schlechte Aerndten kaum den nothwendigsten Bedarf für sich selbst darboten, aber auch immer neue Lieferungen

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: 1823
  2. handschriftliche Korrektur: von

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Cadnsorf
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/288&oldid=- (Version vom 7.1.2019)