für die Kriegsheere geschafft werden mussten, so stieg die Noth sehr hoch.
Nach Beendigung dieses Krieges, der jeder der hiesigen Gemeinden 7000 Thlr. gekostet hatte, wurde den 21. März 1763 ein Dank- und Friedensfest gefeiert, wobei man einen Zug veranstaltete, der von der Kahnsdorfer Schäferei und Schenke ausging.
Die Mädchen waren mit Kränzen, die Knaben mit Fahnen geschmückt und es flossen viele Zähren der Wemuth und Rührung.
Obgleich die Bewohner durch die ausgezeichnet gute Erndte des Jahres 1763, wo alle Früchte über alle Erwartungen wohlgeriethen und seit Menschengedenken eine ähnliche Fruchtbarkeit noch nicht dagewesen war, nach den Verheerungen des Krieges sich wieder erholten; so betraf sie doch ein neues Unglück, indem durch eine Viehseuche die meisten Ställe der Begüterten ausstarben, wodurch es kam, dass die Krautfelder Jedermann umsonst überlassen werden mussten.
Nicht weniger richtete die grosse Ueberschwemmung im Jahre 1771 den 30. Juni einen unendlichen Schaden hier an. Das Wasser drang bis zum hiesigen Herrenhause, überschwemmte den Hof, so dass das Vieh kaum gerettet werden konnte und in dem nächsten Bauerngute riss die Fluth sogar die ganz neuen Mauern eines Stalles nieder.
Im Jahre 1775 wurden die Wohnungen und die Herrschaftlichen Hölzer durch einen Orkan bedeutend beschädigt und im Jahre 1776 zog ein so starkes Schlossenwetter über Kahnsdorf, dass alle Winter- und Sommerfrüchte darniedergeschlagen wurden.
Glücklicher war Kahnsdorf im Jahre 1813, indem es in diesem Jahre von feindlichen Truppen nicht heimgesucht wurde, da gegen Morgen, wo die Heere der Alliirten kaum einen Büchsenschuss von hier marschirten, die Pleisse einigen Schutz darbot – gegen Abend, wo auf der Strasse von Borna nach Leipzig die streitenden Massen der Franzosen sich in Bewegung setzten, bei der Eile, mit welcher man sich dem Schlachtfelde nahete, die weitere Entfernung von jenem, einen sichern Aufenthaltsort darbot.
Am meisten ist dagegen zu beklagen, das durch einen Brand in Zöpen das frühere sehr schätzenswerthe Pfarrarchiv, welches von 1440 begann, und in die frühere Zeit zurück ging, mit ein Raub der Flammen geworden ist. Es soll die getreuesten Nachrichten über die hiesige Gegend und über die alten Zustände, über die alten Einrichtungen und Verfassungen enthalten haben, da Zöpen eben in den frühesten Zeiten der Sitz einer Behörde gewesen, wovon noch treue Ueberlieferungen bis in jene Zeit gekommen waren.
Kahnsdorf ist seit den ältesten Zeiten in die Kirche von Zöpen gewiesen, wohin auch Pürsten und Treppendorf eingepfarrt sind.
Zur Zeit der Pest, welche, wie oben schon erwähnt worden, so furchtbar in Zöpen grassirte, hielten Kahnsdorf und Pürsten in einem an der Strasse vor Kahnsdorf liegenden Hause, welches jetzt nicht mehr so recht deutlich bezeichnet werden kann, den Gottesdienst ab.
Der Kirche von Zöpen mit ihren Merkwürdigkeiten und ihrem schönen Thurme, von welchem man eine herrliche Aussicht geniesst, ist schon bei der Beschreibung von Zöpen gedacht worden, weshalb wir darauf verwiesen haben wollen.
Kahnsdorf hatte früher wie Zöpen seine eigne Gerichtsbarkeit, wogegen seit der neuen Gerichtsorganisation beide Orte dem Gerichtsamte Borna einverleibt, und dem Kreisdirectionsbezirk Leipzig zugetheilt geblieben sind, so dass sie also auch der ersten Amtshauptmannschaft dieses Kreises, der Amtshauptmannschaft Borna noch angehören.
Kahnsdorf zählte 59 bewohnte Gebäude mit 74 Familienhaushaltungen und 332 Einwohner, die sich grösstentheils vom Ackerbau nähren, wogegen einzelne Tagelöhner auf dem Gute und in den nahen Städten Arbeit und Beschäftigung finden.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/289&oldid=- (Version vom 7.1.2019)