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Syhra


1 Stunde westlich von Geithain, 1 Stunde östlich von Kohren 1½ Stunde südöstlich von Frohburg an dem Osserbache in einer anmuthigen, von schönen Thälern eingeschlossenen Gegend.

Das Erbmannlehn-Rittergut, zu welchem auch ein Vorwerk zu Gräfenhein gehört, besizt schöne Felder und Holzungen; auch eine Schäferei von 600 Stück und eine wohleingerichtete Branntweinbrennerei.

Bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation gehörten unter die dasigen Patrimonialgerichte die Dörfer Syhra, Theusdorf und Eckersberg, Niedergräfenhein und eine Schenke aus Altdorf, dann Wenig-Ossa und Antheile von Hermsdorf, Oberfrankenhein, Niederfrankenhein, Rathendorf, Seifersdorf, Marsdorf, Kolbau und Bruchheim.

Die Familie von Einsiedel ist seit undenklichen Zeiten im Besitz des Gutes und das Lehn über dieses Gut stand dem Burggrafthum Leissnig bis ins 14. Jahrhundert zu.

Abraham von Einsiedel, der 1568 dieses Rittergut in der väterlichen Theilung erhielt, hat die Gebäude von Grund aus neu und sehr erweitert aufführen lassen: Derselbe liegt in der Kirche, um die er sich so sehr verdient gemacht hat, begraben.

Auszeichnung verdient das hiesige herrschaftliche Vorwerk, welches aus 3 ehemaligen Bauergütern entstanden ist.

Der obenerwähnte Abraham von Einsiedel auf Syhra erkaufte nämlich im Jahre 1571 zwei Anspännergüter von Hans Richter und Martin Kupper, zu welchem noch vor dem Jahre 1600 ein Drittes kam.

Die vom Vorwerke abgebauten Häuser waren früher in Hinsicht der Abgaben von der Herrschaft vertreten.

Das Rittergut besitzt schöne fruchtbare Felder, Holzungen u. s. w. über 600 Acker Flächeninhalt, auch eine veredelte Schäferei von beinahe 700 Stück und eine Bierbrauerei.

Syra hat ausser Rittergut mit Schäferei, Kirche, Pfarre und Schule, 4 Hintersässer, 24 Häusler, 1 Mühle und 180 Einwohner.

Der dermalige Besitzer des Rittergutes ist Herr Detlev v. Einsiedel.

Früher gehörten die von Einsiedel zu den reichsten Ritterfamilien Sachsens und bei den Stürmen der Revolution zu den rüstigsten Vertheidigern derselben und stifteten viel Gutes. So brachte es unter andern Heinrich von Einsiedel 1555 durch ein Legat von 200 Mft. bei seinen 9 Pfarren, so in Gnandstein, Rode, Altmörbitz, Bocke, Eschefeld, Priesniz, Oberfrankenhein, Niedergräfenhein und Syhra von ihm angestellt waren, dahin, dass damit ein Wittwen- und Waisenfiskus für die hinterlassenen Predigerfamilien genannter Orte gestiftet ward, dessen Kasse durch jährliche Zuschüsse dieser Prediger und ihrer Nachfolger nach und nach bis über 1000 Thlr. gewachsen ist, ohnerachtet Todesfälle eines dieser 9 Prediger, dessen Wittwe früher weniger, später aber und bis jetzt 100 Thlr. ausgezahlt bekommt. Auch die noch unversorgten Kinder derselben werden aus dieser Kasse unterstüzt. Ueberdies bekommen noch die Hinterlassenen eines Verstorbenen dieser 9 Prediger von einem jeden der acht Uebrigen einen Peniger Scheffel d. i. 7 Dresdener Viertel gutes Korn geschüttet.

Aus einem andern bedeutenden Vermächtnisse der von Einsiedelschen Familie aus jener Zeit werden die Begüterten der der Familie zugehörigen Dorfschaften noch auf vielseitige Weise unterstüzt. Diese Gelder führen den Namen Testaments-Gelder. In dem benachbarten Kohren wird auch

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/318&oldid=- (Version vom 7.1.2019)