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ein Spital unterhalten, das für alle unvermögende Weibspersonen gestiftet ist: doch werden nur Personen aus den von Einsiedelschen Ortschaften darinnen aufgenommen.

Die Herrschaft zu Syhra hat das Patronatrecht über Kirche und Schule.

In den frühesten Zeiten war die hiesige Kirche Filial von dem 1½ Stunde entfernten Unter-Ossa, wurde jedoch Anno 1589 von dem Ritter Abraham von Einsiedel zur Mater erhoben, indem derselbe das Patronatrecht an sich kaufte.

Das Einkommen des Pfarrers begründete er, durch Schenkungen an bedeutenden Feldern, Wiesen, Holzungen und Teichen und ertheilte ihm das Lehnsrecht über 6 Pferdnergüter und 6 Häusler in Rathendorf.

Bei Beschreibung der Einzelheiten des Orts ist zu erwähnen die Kirche.

Sie ist im Innern einfach und freundlich, jedoch lässt die Umgebung des daran gelegenen Kirchhofs, Vieles zu wünschen übrig.

Sie besizt ein kunstvolles Altargemälde, das heilige Abendmahl und die Kreuzigung darstellend vom Jahre 1580.

Ein nicht weniger künstliches Familiengemälde derer von Einsiedel ist am untern Theile des Altarblattes aufgestellt. Links am Altare ist ein ähnliches an der Emporkirche angebracht, welches jedoch beschädigt ist. Uebrigens ist der Rahmen des Altarblattes mit 8 adeligen Wappen verziert.

Vom Altare rechts ist das adelige Einsiedel’sche Wappen, mit Verzierungen von Engeln und einem Todtenkopf, als Monument des Hochwohl Edelgeb. Herrn Haubold von Einsiedel auf Syhra, Hopfgarten und Rüdigsdorf, Churfürstl.[WS 1] Wirthsch. wohlbestellten Justitien- und Appellations-Raths zu Dresden an der Wand befestigt.

Daneben befindet sich eine Trauerfahne zur Erinnerung an ebendenselben. Die wohleingerichtete Kanzel ist äusserlich mit 5 Heiligenbildern aus Holzschnitt verziert.

Unter dem geräumigen Altarplatze sind mehrere adelig Einsiedelsche Begräbnisse. Wegen der in Sandstein ausgehauenen Bildnisse von Rittern u. s. w., welche jene Todtengrüfte bedecken, ist derselbe sehr uneben.

Ein Grab ist mit einer schwarzen Marmorplatte bedeckt. Neben diesem befindet sich ein Mausoleum, in welchem eine Edelfrau ruht, es ist oben mit einem Sandsteine, eine Frauengestalt darstellend, verschlossen und mit 24 adelichen Einsiedelschen Verwandten-Wappen verziert.

Das Schulhaus ist kein schönes und passendes zu nennen, obwohl die Schulstube geräumig ist und fasst eine Anzahl von 80 Kindern. Gegenüber von dem gegen Westen gelegenen Messbusche stand vor den Zeiten der Reformation wahrscheinlich ein Heiligenbild, wohin Katholiken wallfahrteten.

Man schliesst dies aus folgendem: Im Jahre 1790 fand daselbst eine Nachgrabung statt und es wurden dabei eine Anzahl silberner Bracteaten gefunden.

Noch jetzt sind solche Münzen, mit einerseits vertieftem, andererseits erhabenen Gepräge vorhanden.

Noch fand man dabei einen Hammer und einen sehr grossen Schlüssel, weil nun bei diesem Bilde ebenfalls Messe gelesen wurde, entstand wahrscheinlich die Benennung Messbusch.

Vor dem 30jährigen Kriege soll das nach Shyra eingepfarrte Dorf Eckersberg ein sehr bedeutender Ort gewesen sein, welches auch einige Wahrscheinlichkeit dadurch erhält, dass ein über 1 Stunde langer und ½ Stunde breiter Flächenraum, Eckersbergergrundstücke sind, welche die jetzigen Besitzer käuflich zu ihrem früheren Besitzthum gebracht.

Noch will man einige Ruinen und andere Ueberbleibsel jenes Orts zeigen, aus denen sich aber etwas Bestimmtes durchaus nicht schliessen lässt.

M. G.     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Churfürsl.
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/319&oldid=- (Version vom 7.1.2019)